Luis Pavón

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Luis Pavón Tamayo (* 31. März 1930 in Holguín; † 25. Mai 2013 in Havanna) war ein kubanischer Militäroffizier, Journalist und Kulturfunktionär. Er gilt als einer der Hauptakteure der kulturellen Zensur während des sogenannten grauen Jahrfünfts in der Geschichte Kubas Anfang der 1970er Jahre.

Leben

Luis Pavón arbeitete seit seiner Jugend für Zeitungen und Radio im Raum Holguín. Später erwarb er den Abschluss in Rechtswissenschaft und kämpfte gegen die Batista-Diktatur. Nach der erfolgreichen Revolution leitete er ab 1959 die Zeitschrift Verde Olivo („Olivgrün“) der neugegründeten Revolutionären Streitkräfte, innerhalb derer er im Rang eines Leutnants stand.[1][2] 1963 war er Gründungsmitglied des staatlichen Journalistenverbands UPEC, in dessen Führungsbeirat er gewählt wurde.[3] Später wirkte beim staatlichen Künstler- und Schriftstellerverband UNEAC mit, arbeitete als Dozent für Journalismus an der Hochschule der Streitkräfte und wurde zum einflussreichen Kulturfunktionär.

Von 1971 bis 1976 war er Vorsitzender des Nationalen Kulturrats, dem Vorläufer des 1976 gegründeten Kulturministeriums. Er war prominentester Vollstrecker der massiven Repression und Zensur gegen Künstler, welche nicht der offiziellen Staatslinie entsprachen. Insbesondere den zum Dogma gewordenen Slogan Fidel Castros „Innerhalb der Revolution: alles! gegen die Revolution: nichts!“ hatte er verinnerlicht und versuchte ihn in die Tat umzusetzen. Zu den zahlreichen Opfern seiner Politik zählten unter anderen Schriftstellergrößen wie José Lezama Lima, Heberto Padilla und Virgilio Piñera. Jedoch war nicht nur eine vermeintlich politisch abweichende Gesinnung Grund, einen Künstler zu marginalisieren. Auch andere „ideologische Schwächen“ wie Homosexualität wurden entsprechend verfolgt.[4] Seine zwei veröffentlichten Romane und seine Gedichte spielten für seine Bekanntheit eher keine Rolle.

Während der ab 1976 als Kulturminister wirkende Armando Hart schrittweise viele der von Pavón erlassenen kulturellen Restriktionen lockern und marginalisierte Künstler rehabilitieren ließ, wirkte der von seinen Leitungsfunktionen entbundene Pavón auf untergeordneter Ebene weiter, darunter in den 1980er Jahren als Sekretär für Internationale Beziehungen der UNEAC.[5]

Der Tod Pavóns am 25. Mai 2013 war den staatlichen Medien Kubas keine Meldung wert. Der Exilschriftsteller Norberto Fuentes machte ihn öffentlich.[6] Luis Pavón starb „offiziell vergessen“.[7]

„Krieg der E-Mails“ von 2007

Im Januar 2007 war Pavón unfreiwillig Auslöser einer beispiellosen Protestbewegung unter kubanischen Kulturschaffenden: Nach vielen Jahren der Abwesenheit aus der Öffentlichkeit ehrte das kubanische Fernsehen Pavón mit einer aufsehenerregenden Sendung, die ihn als wichtigen Kulturschaffenden des Landes präsentierte. Kurz darauf folgten ähnliche Sendungen zu Ehren der beiden in den 1970er Jahren für den Rundfunk und das Theater zuständigen Funktionäre Jorge Serguera und Armando Quesada.[8] Zahlreiche kubanische Intellektuelle reagierten darauf mit heftiger Ablehnung, da sie hinter der Rehabilitierung der Zensoren eine Rückkehr zur überwundenen kulturellen Repression fürchteten. Der folgende sogenannte „Krieg der E-Mails“ führte zu Diskussionen innerhalb der staatlichen Kulturinstitutionen, welche jedoch hinter verschlossenen Türen stattfanden.[9][10] Kurz darauf erklärte der kubanische Kulturminister Abel Prieto in einem Interview mit einer mexikanischen Tageszeitung, es sei ein Fehler des Staatsfernsehens gewesen, die drei Funktionäre zu präsentieren.[8] Die mangelnde Transparenz der Debatte über das graue Jahrfünft war unter anderem auch ein Auslöser für die Blogger-Karriere der später weltberühmten Yoani Sánchez, die im April 2007 ihren Blog Generation Y startete.[11]

Werke

  • Umbral, 1997
  • La dama del Capitolio, 1999
  • La belleza del físico mundo, 2000
  • Descubrimientos, 1967
  • Cartas a Pepilla, 1989
  • Aquiles y la pólvora, 1990

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Luis Pavón Tamayo (Memento des Originals vom 14. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/quienesquien.cip.cu, Quién es Quién en la Prensa Cubana, abgerufen am 31. Mai 2013
  2. Silvio Rodríguez: Pavón, in: Segunda Cita vom 28. Mai 2013, abgerufen am 17. Juni 2014 (spanisch)
  3. Juan Marrero: Nacimiento de la Upec: I Asamblea (o Congreso) Nacional, (Memento des Originals vom 4. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cubaperiodistas.cu in: Cuba Periodistas vom 21. Mai 2014, abgerufen am 17. Juni 2014 (spanisch)
  4. Mauricio Vicent: El recuerdo del ’quinquenio gris’ moviliza a los intelectuales cubanos, El País vom 13. Januar 2007, zugegriffen am 21. Juni 2013
  5. Arturo Arango: Pasar por joven (con notas al pie), in: Cuba: Contrapuntos de cultura, historia y sociedad, hrsg. v. Francisco A. Scarano u. Margarita Zamora, San Juan 2007, S. 354 (spanisch)
  6. Norberto Fuentes: Luis Pavón, Libreta de apuntos vom 26. Mai 2013, zugegriffen am 21. Juni 2013
  7. Alejandro Armengol: Pavón, el olvido oficial, Cuaderno de Cuba vom 27. Mai 2013, zugegriffen am 21. Juni 2013
  8. a b Arturo García Hernández: Entrevista a Abel Prieto, ministro de Cultura, in: La Jornada vom 26. Februar 2007, abgerufen am 2. Juni 2013 (spanisch)
  9. Peter B. Schumann: Gespräch mit Leonardo Padura, in: Deutschlandfunk vom 1. Januar 2009, abgerufen am 1. Juni 2013
  10. Gary Marx: Cuban intellectuals fearing crackdown take cause to Web, in: Chicago Tribune vom 18. Februar 2007, abgerufen am 2. Juni 2013 (englisch)
  11. Knut Henkel: Der Herr der grauen Jahre (Memento des Originals vom 12. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/blogs.taz.de, Latinorama vom 27. Mai 2013, abgerufen am 1. Juni 2013