Kamilavkion

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Priester mit schwarzem Kamilavkion in Griechenland

Das Kamilavkion bzw. Kamelaukion ist eine aus der Spätantike stammende Kopfbedeckung, die auch heute noch in den Orthodoxen Kirchen und manchen Katholischen Ostkirchen Verwendung findet.

Etymologie

Die griechische Namensvariante Kamelaukion ist schon spätantik belegt. Das griechische Wort τὸ καλυμμαυχῖον ist ein Kompositum aus τὸ κάλυμμα „Bedeckung“ (zum Verb καλύπτω „verbergen“) und ὁ αὐχήν „Nacken“ und bedeutet eigentlich „Nackendecke“.

Das neugriechische Kamilavkion bzw. der russische Name Kamilawka stammen von der späteren Angleichung „aus Kamelhaar“ und ist slawische Volksetymologie. Sie ist insofern darin begründet, dass diese Bedeckung der orthodoxen Geistlichen im Laufe ihrer späteren Geschichte auch aus Kamelhaar gefertigt wurde.

Kamelaukion in Byzanz

Beispiel eines Kamelaukion byzantinischen Stils, heute verwahrt im Domschatz von Palermo.

Das Kamelaukion ist aus einer Haube mit Nackenbinde in der späteren Zeit des Byzantinischen Reiches entstanden und war die Krone der byzantinischen Kaiser. Es war eine prachtvolle Haube, verziert mit Perlen und Edelsteinen und seitlich herabhängenden Pendilien.

Die Nackenbinde des Vorgängers des Kamelaukions hatte ursprünglich als Anhängsel der Krone die Aufgabe, den nackten Nacken des Basileus zu verdecken, denn Nacken zeigten nur Unterworfene. Die Kamelaukien selbst hatten keine solche Nackenbinden mehr.

Von allen byzantinischen Kamelaukien ist lediglich das Exemplar der Konstanze von Aragón erhalten geblieben, welches jedoch nicht unmittelbar einem byzantinischen Herrscher gehörte, sondern am Hofe Siziliens Verwendung fand, der den byzantinischen Hof in vielfacher Hinsicht nachgeahmt hatte.

Kamilavkion in der römisch-katholischen Kirche

Das päpstliche Kamilavkion wird als Camauro bezeichnet.

Kamilavkion in orthodoxen Kirchen

Patriarch Bartholomäus I. mit einem Kamilavkion

In den orthodoxen Kirchen ist das Kamilavkion die Kopfbedeckung der Weltgeistlichen und der Mönche und Bischöfe (letztere beiden tragen zusätzlich darüber noch einen Schleier).

Das Kamilavkion ist zylinderförmig und in den Kirchen griechischer Tradition schwarz und für Nicht-Mönche mit Krempe, während Mönche – und somit auch die stets dem Mönchsstand angehörenden Bischöfe – bei offiziellen Anlässen über dem Kamilavkion mit einem nach hinten fallenden Schleier (griech. ἐπικαμηλαύκιον) tragen, der in der russischen Tradition in der Regel fest mit dem Kamilavkion verbunden ist und nicht abgenommen wird. Diese monastische Kopfbedeckung heißt im Russischen Klobuk.

Während in der griechischen Tradition alle Diakone und Priester im Alltag und auch zu vielen Teilen des Gottesdienstes das Kamilavkion tragen, ist die russische „Kamilavka“ eine Auszeichnung für besonders geehrte Priester und Diakone. Sie ist auch nicht einfach schwarz, sondern aus rot-violettem Samt gefertigt und ohne Krempe.

Einfache russisch-orthodoxe Priester, Diakone und Mönche tragen eine faltbare, zumeist schwarze Mütze, genannt Skufja. Diese wird in der Regel jedoch nur außerhalb des Gottesdienstes getragen. Das Recht, die Skufja auch zu bestimmten Teilen innerhalb des Gottesdienstes zu tragen, ist für Priester bereits die unterste der Ehrungen in der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Leitende Bischöfe einiger Kirchen tragen einen weißen Schleier über dem Kamilavkion beziehungsweise einen weißen Klobuk (so z. B. jeweils in der russischen und in der rumänischen Tradition die Patriarchen). Ursprung dessen ist die spätbyzantinische Sitte, nach der Patriarchen, die vor ihrer Wahl nicht Mönche waren, statt des schwarzen ein weißes Kamilavkion trugen. In Russland wurde daraus, gestützt durch die »Legende vom Weißen Klobuk«, eine Auszeichnung der Erzbischöfe von Novgorod, ab 1564 auch der Metropoliten (später Patriarchen) von Moskau und schließlich aller slavischen Metropoliten.[1], so in Deutschland seit 2019 des »orthodoxen Bischofs von Berlin und Deutschland« Mark Arndt.

Galerie

Literatur

  • Karel C. Innemée, Heinzgerd Brakmann: Art. Kamelaukion. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Bd. 19, Hiersemann Verlag, Stuttgart 2003, Sp. 1241–1248.
  • Dieter Philippi: Sammlung Philippi – Kopfbedeckungen in Glaube, Religion und Spiritualität. St. Benno Verlag, Leipzig, 2009, ISBN 978-3-7462-2800-6..

Weblinks

Einzelnachweise

  1. F. Thomson: The intellectual difference between Muscovy and Ruthenia in the 17th century. In: Slavica Gandensia 22 (1995) 63–107, hier 79–82.