Raisch (Wüstung)

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Raisch
Gemeinde Hörmannsdorf
Koordinaten: 49° 14′ 8″ N, 11° 44′ 18″ O
Höhe: 510 m ü. NHN
Einwohner: 42 (1950)

Raisch ist eine Wüstung im Truppenübungsplatz Hohenfels im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz in Bayern.

Geographische Lage

Die Wüstung liegt im Oberpfälzer Jura der Fränkischen Alb auf 510 m über NHN in der Flur zwischen den Erhebungen Raischer Berg (591 m ü. NHN), Hummelberg (590 m ü. NHN), Muschenberg (597 m ü. NHN), Steiniger Berg (608 m ü. NHN) und Pfeifenspitz (584 m ü. NHN).

Verkehr

Historisch war Raisch über den Riechterweg aus Südwesten, den Herrmannsdorferweg aus Südosten und den Geroldseerweg und den Oberen Gschwanderweg aus Nordosten zu erreichen.

Geschichte

Raisch ist erstmals im Urbar des Benediktinerklosters Kastl von ca. 1325 genannt; das Kloster besaß dort 5 Huben.[1] Hochgerichtlich unterstand der Weiler dem Amt Velburg.[2] Im 16. Jahrhundert stritten sich das Kloster und das Amt um die Niedergerichtsbarkeit über die Höfe; schließlich hatte das Kloster um 1600 nur noch drei Güter im Weiler in Besitz.[3] Zu dieser Zeit hatte auch die Herrschaft Lutzmannstein Besitz in Raisch, so dass die Grenze zwischen den Herrschaftsgebieten Velburg und Lutzmannstein durch den Weiler verlief.[4]

Am Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand Raisch unter dem Amt Velburg aus acht Anwesen, nämlich aus zwei ganzen Höfen der Untertanen Möhringer (Mehringer dort noch 1876) und Knoll, einem Viertelhof, zwei „Gütl“ und drei „Häusl“; auch gab es ein gemeindliches Hirtenhaus.[5]

Im neuen Königreich Bayern (1806) wurden zunächst Steuerdistrikte aus jeweils mehreren Orten gebildet, darunter Hörmannsdorf im Landgericht Parsberg mit den Ortschaften Hörmannsdorf, Breitenthal, Holzheim, Kühnhausen, Raisch, Eichensee und Weiherstetten.[6] Mit dem zweiten Gemeindeedikt von 1818 wurde Raisch zur Ruralgemeinde Ronsolden gegeben.[7] Aus dieser schied der Weiler wieder aus und wurde zum 1. Januar 1946 ein Ortsteil der Gemeinde Hörmannsdorf.[8] Diese Gemeinde wurde im Zuge der Gebietsreform in Bayern am 1. Januar 1972 in die Stadt Velburg eingemeindet. Der Ortsteil Raisch war bereits bis zum 1. Oktober 1951 im Zuge der Bildung des Truppenübungsplatzes für US- und NATO-Truppen geräumt worden und ist heute eine Wüstung ohne obertägige Spuren.

Die Kinder von Raisch gingen spätestens seit dem 19. Jahrhundert in den Pfarrort Hörmannsdorf zur Schule, wo der Lehrer um 1835 gleichzeitig Mesner und Cantor war.[9]

Einwohner- und Gebäudezahl

  • 1836 40 Einwohner, 8 Häuser in „Reisch“,[10]
  • 1867 53 Einwohner, 22 Gebäude,[11]
  • 1871 44 Einwohner, 23 Gebäude, im Jahr 1873 mit einem Großviehbestand von 6 Pferden und 40 Stück Rindvieh,[12]
  • 1900 32 Einwohner, 7 Wohngebäude,[13]
  • 1925 42 Einwohner, 6 Wohngebäude,[14]
  • 1937 43 Einwohner (Katholiken),[15]
  • 1950 42 Einwohner, 6 Wohngebäude.[16]

Kirchliche Verhältnisse

Raisch lag im Sprengel der katholischen Pfarrei Hörmannsdorf im Landkapitel Berching des Bistums Eichstätt.[17] 1540 wurde unter Pfalz-Neuburg die Reformation eingeführt; die Rekatholisierung erfolgte 1618. 1584 war die Kapelle zu Raisch bereits „eingegangen“.[18]

Baudenkmäler

In der Wüstung Raisch haben sich untertägig mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde erhalten. Sie sind in die Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege unter D-3-6736-0066 eingetragen.[19]

Literatur

  • Manfred Jehle: Parsberg. Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51, München 1981
  • Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band, Brönner & Däntler, Eichstätt 1937

Einzelnachweise

  1. Jehle, S. 240
  2. Jehle, S. 256
  3. Jehle, S. 265
  4. Jehle, S. 286
  5. Jehle, S. 483
  6. Jehle, S. 533
  7. Jehle, S. 544
  8. Jehle, S. 551
  9. Th. D. Popp (Hrsg.): Matrikel des Bissthumes Eichstätt. Eichstätt: Ph. Brönner, 1836, S. 80
  10. Popp, S. 80
  11. Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Sp. 798
  12. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 981, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  13. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 904 (Digitalisat).
  14. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 912 (Digitalisat).
  15. Buchner I, S. 530
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 781 (Digitalisat).
  17. Popp, S, 80
  18. Buchner I, S. 526
  19. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Regierungsbezirk Oberpfalz. Landkreis Neumarkt i.d.OPf. Stadt Velburg. Bodendenkmäler – Stand 25. April 2020, S. 21