SMS Elbe

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SMS ELBE in ostasiatischen Gewässern um 1861 Gemälde von Lüder Arenhold 1903

SMS Elbe (ex Columba) war ein Klipperfregattschiff, das von der Preußischen Marine eigens für die Preußische Ostasienexpedition erworben wurde und im Ostasiengeschwader unter Kommodore Hinrik Sundewall als Transporter diente.

Das Ostasiatische Geschwader der Preußischen Kriegsmarine 1859 bis 1862 Gemälde von Lüder Arenhold um 1905

Technische Daten

  • Schiffstyp: Klipperfregattschiff
  • Bauwerft: Unbekannt, vermutlich Hamburg.
  • Baujahr: 1857
  • Größe: 459 BRT/750 t
  • Länge: 47,45 m
  • Breite: 9,45 m
  • Tiefgang: ca. 2,80 m
  • Masten: 3
  • Besatzung: 41 Mann
  • Bewaffnung: 6-6-Pfünder-Geschütze

Geschichte

Über die Herkunft der Elbe ist außer ihrem Baujahr und ihrem vorherigen Namen Columba praktisch nichts bekannt. Nach Hildebrand/Röhr Steinmetz war sie in Hamburg gebaut worden, Erich Gröner vermutet die Bauwerft in England oder Apenrade.

Sie wurde spätestens am 22. Januar 1859 vor der preußischen Marine-Verwaltung erworben und erhielt den Namen Elbe. Die Umrüstung zum Transporter fand offenbar auch in Hamburg statt. Am 8. Januar 1860 wurde die Elbe als „vollwertiges Kriegsschiff“, so Hildebrand/Röhr/Steinmetz, in Dienst gestellt. Kommandant war Leutnant zur See Reinhold Werner. Ein weiterer Schiffsoffizier war Unterleutnant Eduard Knorr. Bewaffnet war die Elbe mit sechs 6-Pfünder-Geschützen.

Zum Inventar gehörte auch die 12 m lange Dampfpinasse Vesta, die mit einer Dampfmaschine mit einer Leistung von drei PS ausgestattet war und von dem Hamburger Mechaniker A. Krüß gebaut worden war. Die Vesta diente zum Verkehr mit den anderen Schiffen des Geschwaders sowie zum Warenaustausch in den ostasiatischen Häfen und war das erste in der Marine mit Maschinenkraft betriebene Beiboot.

Beladen war die Elbe mit Kohlen und Lebensmitteln für das Geschwader, Geschenken für Verhandlungspartner sowie Warenproben für Händler in Ostasien. Sie verließ Hamburg am 7. März 1860. Aufgrund von Schäden, die das Schiff in einem Orkan erlitten hatte, musste es in Singapore gedockt werden und erreichte Yokohama erst Anfang Dezember. Während des Orkans hatte sich die Elbe unabhängig von den Schäden nach Angaben von Werner als gutes Seeschiff erwiesen.

Auf dem Weg nach Yokohama erreichte die Elbe am 10. November 1860 die Südspitze von Formosa und setzte eine Jagdpartie aus. Unmittelbar nach der Landung wurde die Jagdgesellschaft unter Führung von Werner aus einem Gebüsch beschossen, wobei der Matrose von Kleist zweimal getroffen wurde, ohne verwundet zu werden. Die Elbe-Besatzungsmitglieder zogen sich auf die Gig zurück und eröffneten mit Gewehren auf einer Entfernung von 500 bis 600 Schritt auf inzwischen sichtbar gewordene Landbewohner das Feuer, wobei einer von ihnen tödlich getroffen wurde. Zurück an Bord, eröffnete Werner mit Geschützen das Feuer auf am Strand befindliche Wohnungen der Eingeborenen, die daraufhin ins Landesinnere flohen.[1]

Nach dem Aufenthalt in Japan wurde die Elbe in die chinesischen Häfen Taku und Tschifu entsandt und trat nach einem Aufenthalt in Bangkok die Heimreise an. Anfang Mai 1862 traf sie wieder in Hamburg ein. Am 24. Juli 1862 wurde sie von der Marine-Verwaltung verkauft; der weitere Verbleib ist bislang (Stand 2021) unbekannt.

Bildliche Darstellung

Soweit bekannt, ist keine Fotografie der Elbe oder eine zeitgenössische Abbildung überliefert. Der Marinemaler Lüder Arenhold stellte das Schiff Jahrzehnte später auf zwei Gemälden dar, einmal als Einzelschiff und einmal als Teil des Ostasiengeschwaders, wo es links im Bild wiedergegeben ist.

Literatur

  • Erich Gröner: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945, Bd. 7: Landungsverbände (II), Landungsfahrzeuge i(m). e(eigentlichen). S(inn). (Teil 2), Landungsfähren, Landungsunterstützungsfahrzeuge, Transporter; Schiffe und Boote des Heeres, Schiffe und Boote der Seeflieger/Luftwaffe, Kolonialfahrzeuge, Koblenz 1990, S. 79. ISBN 3-7637-4807-5
  • Eintrag Elbe, in: Hans H. Hildebrand/Albert Röhr/Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart, Ratingen (Mundus Verlag GmbH) o. J., Band 7, S. 90. (Einbändiger Nachdruck der siebenbändigen Originalausgabe, Herford, Koehlers Verlagsgesellschaft mbH 1979ff.).
  • Lüder Arenhold: Erinnerungsblätter an die Königlich-preußische Marine 1848–1860, Berlin 1904.
  • Reinhold Werner: Die preußische Expedition nach China, Japan und Siam in den Jahren 1860, 1861 und 1862. Reisebriefe, Leipzig (2. A., 1873) Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
  • Bernd Martin: Die Preussische Ostasienexpedition und der Vertrag über Freundschaft, Handel und Schiffahrt mit Japan (24. Januar 1861), in: Gerhard Krebs (Hg.): Japan und Preußen, München (Iudicium-Verlag) 2002, S. 77–101. ISBN 3-89129-843-9
  • Cord Eberspächer u. a. (Hg.): Preußen-Deutschland und China 1842-1911. Eine kommentierte Quellenedition, Berlin (Duncker & Humblot) 2021 (Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Band 74). ISBN 978-3-428-18198-8

Einzelnachweise

  1. Erkundung Formosas, Kommandant des Transportschiffs "Elbe", Lieutenant z. S. I. Klasse Reinhold Werner an das Kommando des Ostasiengeschwaders vom 9. Dezember 1860, Bundesarchiv-Militärarchiv BArch RM 1/2339, reproduziert bei Eberspächer, S. 197.