Costantinopoli
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Costantinopoli (Konstantinopel) ist ein Reisebericht des italienischen Schriftstellers Edmondo De Amicis (1846–1908), der erstmals 1877–78 als Buch veröffentlicht wurde.
Autor und Werk
Die Vita des Autors wurde mit den wenigen Sätzen umrissen, dass er „einer der populärsten italienischen Autoren des späten 19. Jahrhunderts [war, der] seine Karriere als Artillerieoffizier begann, Redakteur der offiziellen Militärzeitschrift wurde und mit seinem ersten Buch, La vita militare (1868), einen solchen Erfolg hatte, dass er seinen Dienst quittierte, um hauptberuflich Journalist und Schriftsteller zu werden“[1]. Er schrieb Reiseberichte über seine Reisen in Spanien (1873) und Marokko (1876), aber sein populärstes Werk war Costantinopoli, das auf seinem kurzen Aufenthalt in der Metropole als Korrespondent im Jahr 1874 basierte und später in Mailand veröffentlicht wurde.
De Amicis erkundete die osmanische Hauptstadt in Begleitung seines Freundes, des Malers Enrico Junck (1849–1878)[2], der die Skizzen für die geplante illustrierte Ausgabe anfertigen sollte (die später, aufgrund seines frühen Todes, 1882 von dem Orientmaler Cesare Biseo Cesare Biseo realisiert wurde), dies geschah im Gefolge der vorangegangenen Literatur, insbesondere des Meisterwerks Constantinople (1852) von Théophile Gautier.
Widmung
Auf der Widmungsseite[3] vorangestellt ist dem Werk ein spanisches Zitat von Luis de Guevara, das möglicherweise widerspiegelt, dass sich der Autor selbst des Wandels bewusst geworden ist, der sich in ihm abgespielt hat:
«Amigos, es éste mi último libro de viaje; desde adelante no escucharé más que las inspiraciones del corazón.»
„Freunde, dies ist mein letztes Reisebuch; von nun an werde ich nur noch auf die Eingebungen meines Herzens hören.“
Kapitel
Die einzelnen Kapitel des Werkes sind (mit ergänzter deutscher Übersetzung):[5]
- L’arrivo – Die Ankunft
- Cinque ore dopo – Fünf Stunden später
- Il ponte – Die Brücke
- Stambul – Stambul
- Lungo il Corno d’oro – Am Goldenen Horn
- Gran Bazar – Großer Basar
- La vita a Costantinopoli – Das Leben in Konstantinopel
- Santa Sofia – Die Hagia Sophia
- Dolma Bagcè – Dolmabahçe
- Le Turche – Die türkischen Frauen
- Yanghen Var – Yangın var (türkisch: Es brennt!)
- Le mura – Die Mauern
- L’antico Serraglio – Das alte Serail
- Gli ultimi giorni – Die letzten Tage
- I Turchi – Die Türken
- Il Bosforo. – Der Bosporus.
Zitat
Das erste Kapitel (Die Ankunft) seines Reiseberichtes beginnt mit den folgenden Worten:
“L’emozione che provai entrando in Costantinopoli mi fece quasi dimenticare tutto quello che vidi in dieci giorni di navigazione dallo stretto di Messina all’imboccatura del Bosforo. Il mar Jonio azzurro e immobile come un lago, i monti lontani della Morea tinti di rosa dai primi raggi del sole, l’Arcipelago dorato dal tramonto, le rovine d’Atene, il golfo di Salonico, Lemno; Tenedo, i Dardanelli, e molti personaggi e casi che mi divertirono durante il viaggio, si sbiadirono per modo nella mia mente, dopo visto il Corno d’oro, che se ora li volessi descrivere, dovrei lavorare più d’immaginazione che di memoria. Perche la.prima pagina del mio libro m’esca viva e calda dall’anima, debbo cominciare dall’ ultima notte del viaggio, in mezzo al mare di Marmara, nel punto che il capitano del bastimento s’avvicinò a me e al mio amico Yunk, e mettendoci le mani sulle spalle, disse col suo schietto accento palermitano: — Signori! Domattina all’alba vedremo i primi minareti di Stambul.”
„Die Aufregung, die ich bei der Ankunft in Konstantinopel empfand, ließ mich fast alles vergessen, was ich in zehn Tagen Fahrt von der Straße von Messina bis zur Mündung des Bosporus gesehen habe. Das Ionische Meer, so blau und unbeweglich wie ein See, die fernen Berge der Morea, die von den ersten Sonnenstrahlen rosa gefärbt wurden, der vom Sonnenuntergang vergoldete Archipel, die Ruinen von Athen, der Golf von Thessaloniki, Limnos, Tenedos, die Dardanellen und viele Personen und Ereignisse, die mich während der Reise amüsiert hatten, verblassten in meinem Gedächtnis so sehr, nachdem ich das Goldene Horn gesehen hatte, dass ich, wenn ich sie jetzt beschreiben wollte, mehr mit meiner Phantasie als mit meinem Gedächtnis arbeiten müsste. Damit die erste Seite meines Buches lebendig und warm aus meiner Seele kommt, muss ich mit der letzten Nacht der Reise beginnen, mitten auf dem Marmarameer, an dem Punkt, an dem der Kapitän des Schiffes mich und meinen Freund Junck ansprach, er legte uns die Hände auf die Schultern und sagte in seinem unverfälschten palermitanischen Akzent: Meine Herren! Morgen in der Morgendämmerung werden wir die ersten Minarette von Stambul sehen.“
Rezeption
Das Werk war ein sofortiger Erfolg und wurde in viele Sprachen (und später auch ins Türkische) übersetzt, erhielt aber auch heftige Kritik, wie die von Remigio Zena in seinem Logbuch In Yacht da Genova a Costantinopoli (Mit der Yacht von Genua nach Konstantinopel) (1887).
In seinem Buch Istanbul – Erinnerung an eine Stadt bezeichnete Orhan Pamuk das Buch Costantinopoli von Edmondo de Amicis als das beste, das im 19. Jahrhundert über Istanbul geschrieben wurde, gefolgt von Constantinople des Schriftstellers Théophile Gautier.
Im Jahr 2005 wurde das Buch in einer gekürzten Fassung mit einer Einführung von Umberto Eco unter dem Titel Istanbul Una e Trina neu aufgelegt und 2007 von Einaudi neu aufgelegt.
Literatur
Ausgaben und Übersetzungen
italienisch:
- Costantinopoli. 1877–78 bei Fratelli Treves in Mailand (in Buchform) Digitalisat - Settima edizione, 1. Bd.
- Costantinopoli. 26.a Edizione. Milano, Treves 1894
- Costantinopoli. Torino, Einaudi, 2007. ISBN 978-88-06-19047-7.
deutsch:
- Konstantinopel (2 Bände in 1). Aus dem Italienischen übersetzt von Agnes Burchard. Rostock, Wilh. Werther's Verlag 1882 Digitalisat: 2. Ausgabe (in 2 Bänden)*
- Istanbul, Hauptstadt der Welt. Nachw. v. Umberto Eco. Hamburg 2014, ISBN 3-7374-0700-2, ISBN 978-3-7374-0700-7
französisch:
- Constantinople. Ouvrage traduit de l'Italien avec l'autorisation de l'auteur par Mme. J. (Josephine Blanche) Colomb et illustré de 183 reproductions de dessins pris sur nature par C. (Cesare) Biseo. Hachette, Paris, 1883
englisch:
- Constantinople. Translated from the fifteenth Italian edition by Maria Hornor Lansdale. Philadelphia: Henry T. Coates & Co., 1896 Digitalisat einer Ausgabe
- Constantinople, translated by Mrs. J. Colombe, Hachette et Compagnie, 1878. [1]Google Books
- Constantinople, 1896 English translation by Caroline Tilton ([https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=hvd.32044013645478&view=1up&seq=21 Hathi Trust (1, 2))
türkisch:
- İstanbul. Pegasus Yayınları. 2009
Sekundärliteratur
- Robin Healey: Italian Literature since 1900 in English Translation 1929–2016: An Annotated Bibliography. 2019
- Alberto Brambilla (2018). ""La fata dei mille amanti": Appunti su Costantinopoli di Edmondo De Amicis" [“The fairy of a thousand lovers”: Notes on Constantinople by Edmondo De Amicis]. Litera: Journal of Language, Literature and Culture Studies (in Italian). Istanbul University Press. 28 (2): 185–200 cdn.istanbul.edu.tr
Weblinks
- “The fairy of a thousand lovers”: Notes on Constantinople by Edmondo De Amicis – Alberto Brambilla (extended abstract)
- ‘The clamour of Babel, in all the tongues of the Levant’: multivernacular and multiscriptal Constantinople around 1900 as a literary world (Helena Bodin)
- goodreads.com
Einzelnachweise und Fußnoten
- ↑ Robert Healey, S. 141
- ↑ vgl. Junck, Enrico (Francesca Gallo) – Er war es, der dem Schriftsteller vorschlug: "Lasst uns an allen Ufern des Goldenen Horns spazieren gehen, auch wenn das bedeutet, bis zum Einbruch der Nacht zu laufen. Wir werden in einer türkischen Taverne frühstücken, unsere übliche Siesta im Schatten einer Platane halten und mit dem Kaiki zurückkehren."
- ↑ Mit der Widmung "Für meine lieben Freunde aus Pera: Enrico Santoro, Giovanni Rossasco und Fausto Alberi" («Ai miei cari amici di Pera Enrico Santoro, Giovanni Rossasco e Fausto Alberi»).
- ↑ zit. nach der Widmungsseite
- ↑ De Amicis, Edmondo: Costantinopoli. Settima Edizione, Milano 1878, S.579
- ↑ Anfang des Werkes