Andreas Speit
Andreas Speit (* 1966 in Bad Harzburg[1]) ist ein in Hamburg lebender deutscher Journalist und Publizist, Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher zu den Themen Rechtsextremismus und Neonazismus in Europa. Er gilt als einer der besten Kenner der rechtsextremen Szene in Deutschland.
Leben und Wirken
Nach seiner Ausbildung und Tätigkeit als Heilerziehungspfleger studierte Andreas Speit Sozialwissenschaften an der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik und schloss 1996 das Studium als Diplom-Sozialökonom mit einer Arbeit über Paul Förster ab.
Seinen ersten Artikel als freier Journalist schrieb er nach eigener Angabe über den Umgang mit behinderten Menschen und überzeugten NS-Medizinern nach 1945.[2] Seit 1991 schreibt er regelmäßig für die tageszeitung (taz) über Rechtsextremismus, insbesondere in den Spektren Rechte Esoterik, intellektueller Rechtsextremismus, Deutschnationalismus und militanter Neonazismus.[3] Seit 2005 erscheint seine wöchentliche Kolumne „Der rechte Rand“ in der taz Nord, für die er 2012 mit dem Journalisten-Sonderpreis Ton Angeben. Rechtsextremismus im Spiegel der Medien ausgezeichnet wurde.[4] Er ist Mitpreisträger des „Grimme Online Award 2008“ für das Zeit Online-Portal Störungsmelder, für das er seit 2007 die aktuellen Entwicklungen der Neuen Rechten und des Neonazismus in Deutschland analysiert, dokumentiert und kommentiert. Er ist ferner in den Zeitungen junge Welt,[5] Jungle World und Freitag sowie im politischen Feuilleton des Deutschlandradio anzutreffen.[6] Darüber hinaus schreibt er ehrenamtlich für verschiedene Projekte wie das u. a. von der Wochenzeitung Die Zeit initiierte Netz gegen Nazis sowie das Informationsportal Blick nach Rechts und das Magazin Der Rechte Rand. Von 2006 bis 2010 gehörte Speit zu den Autoren des Themendossiers Rechtsextremismus der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).[7]
Zusammen mit der Journalistin Andrea Röpke hat er als Autor und Herausgeber zahlreiche Bücher zu den Themen Rechtsextremismus und Neonazis veröffentlicht, u. a. 2013 Blut und Ehre. Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland, über das Harald Bergsdorf in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt, das Ziel des Buches bestehe darin, nicht nur die Morde der Terrorgruppe NSU zu analysieren, sondern „auch die historischen Hintergründe des Rechtsterrors auszuleuchten und sein gegenwärtiges Umfeld aufzuhellen.“ „Die Autoren präsentieren ein akribisches und solides Buch, das wichtige Informationen über die Geschichte und Gegenwart des Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik zusammenfasst. Mit ihrem Werk beweisen sie viel Empathie für (potentielle) Opfer von Rechtsextremismus und Gewalt.“[8]
Speit gehört in Deutschland zu den renommiertesten Experten für den Rechtsextremismus, der in zahlreichen Medien zitiert und interviewt[9][10][11][12][13][14][15][16][17][18][19][20] sowie von Wissenschaftlern und anderen Fachautoren rezipiert wird.[21][22] Seine Bücher wurden in Medien wie der Zeit, der Süddeutschen Zeitung und der FAZ rezensiert. Speit ist Referent bei Landeszentralen für politische Bildung, beim Deutschen Gewerkschaftsbund, bei der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Medienakademie von ARD/ZDF.[23]
Publikationen
Bücher
- Verqueres Denken. Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus. Ch. Links Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-96289-110-7.
- Entkultivierung des Bürgertums. Orell Füssli, Zürich 2019, ISBN 978-3-280-05709-4.
- Mit Andrea Röpke: Völkische Landnahme. Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos. Ch. Links Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-86153-986-5.
- Das Netzwerk der Identitären. Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten. (Hrsg. und Mitautor). Ch. Links Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-96289-008-7.
- Reichsbürger – Die unterschätzte Gefahr. Ch. Links, Berlin 2017 (Hrsg. und Mitautor), ISBN 978-3-86153-958-2.
- Bürgerliche Scharfmacher. Deutschlands neue rechte Mitte – von AfD bis Pegida. Orell Füssli Verlag, Zürich 2016.
- Mit Martin Langebach: Europas radikale Rechte. Bewegungen und Parteien auf Straßen und in Parlamenten. Orell Füssli Verlag, Zürich 2013.
- Hrsg. mit Andrea Röpke: Blut und Ehre. Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland. Ch. Links, Berlin 2013, ISBN 978-3-86153-707-6.
- Mit Andrea Röpke: Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene. Ch. Links, Berlin 2012.
- Neonazis in Nadelstreifen. Die NPD auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft. (erste Auflage 2008) 3., aktualisierte Auflage, Ch. Links, Berlin 2010.
- Braune Kameradschaften. Die neuen Netzwerke der militanten Neonazis. (erste Aufl. 2004) Ch. Links, Berlin 2010.
- Grüne Braune. Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von Rechts. Unrast Verlag, Münster 2010.
- Mit Paul Wellsow: Die extreme Rechte in Deutschland. Unrast Verlag, Münster 2009.
- Ästhetische Mobilmachung. Dark-Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien. Unrast Verlag, Münster 2002.
- Mit Jean Cremet und Felix Krebs: Jenseits des Nationalismus: ideologische Grenzgänger der „Neuen Rechten“ – ein Zwischenbericht. Unrast Verlag, Münster 1998.
Fachartikel
- Mit Paul Wellsow: Nazi-Morde unter staatlicher Aufsicht. In: Blätter für deutsche und internationale Politik. Jahrgang 57, Heft 1, 2012, S. 47–52.
Sonstige Publikationen
- Rechtsextremismus und Arbeitswelt. Ausstiege, Einstiege, Interdependenzen. Friedrich-Ebert-Stiftung, Forum Berlin (Hrsg.), Projekt gegen Rechtsextremismus, 2012, (Tagungsbericht) ISBN 978-3-86498-113-5 (PDF).
- Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene. Schriftenreihe Bd. 71146 der Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), Bonn 2011.
- Styles und Codes des Rechtsextremismus. Landeszentrale für Politische Bildung, Geschäftsstelle Netzwerk für Demokratie und Toleranz (Hrsg.), Magdeburg 2009.
- Mythos Kameradschaft: gruppeninterne Gewalt im neonazistischen Spektrum. Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen Ost, Arbeitsstelle „Rechtsextremismus und Gewalt“, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (Hrsg.), Braunschweig 2005.
Auszeichnungen
- 2007 Lokaljournalist des Jahres, Preis des Medium Magazins.
- 2008 Mitpreisträger des Grimme Online Award 2008 für das Zeit-Online-Portal Störungsmelder.
- 2012 Journalisten-Sonderpreis TON ANGEBEN. Rechtsextremismus im Spiegel der Medien des Deutschen Journalistenverbandes und des Ministeriums für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt.
Weblinks
- Literatur von und über Andreas Speit im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Andreas Speit bei perlentaucher.de
- Störungsmelder. Wir müssen reden. Über Nazis. Ein Blog. Zeit Online
- Artikel von Andreas Speit in der Taz
- Andreas Speit über seine Arbeit, TAZ 30. September 2011
- fehlende IMDb-Kennung (Fehler 1: IMDb-Kennung weder in der Vorlage noch in Wikidata vorhanden)
Einzelnachweise
- ↑ Blätter für deutsche und internationale Politik. Jahrgang 57, Heft 1, 2012, S. 129 (Autorinnen und Autoren dieses Heftes).
- ↑ Friederike Gräff: Andreas Speit über seine Arbeit: "Speit, taz, Feind". In: Die Tageszeitung: taz. 30. September 2011, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 21. April 2022]).
- ↑ Friederike Gräff: „Taz, Speit, Feind.“ Interview mit Andreas Speit. In: taz.de vom 30. September 2011.
- ↑ Der Preis wird seit 2009 jährlich vom Landesverband des Deutschen Journalistenverbands in Sachsen-Anhalt und dem Ministerium für Justiz und Gleichstellung dieses Bundeslandes vergeben. Journalistenpreis 2012 „Ton Angeben. Gegen Rechte Gewalt“ (Memento vom 7. Dezember 2013 im Internet Archive)
- ↑ Siehe etwa: "Sie wollen peu a peu Akzeptanz gewinnen", in: junge Welt, 27. Juli 2019.
- ↑ Andreas Speit: Das Private ist politisch. In: deutschlandfunkkultur.de. 13. August 2012, abgerufen am 21. April 2022.
- ↑ Redaktion des Themendossiers Rechtsextremismus Bundeszentrale für politische Bildung: Redaktion des Themendossiers Rechtsextremismus der Bundeszentrale für politische Bildung. In: bpb.de. Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Bonn, abgerufen am 21. April 2022.
- ↑ Harald Bergsdorf: Von Musikanten und Mördern, FAZ, 28. November 2013.
- ↑ Andreas Speit: „Bürgerliche Scharfmacher. Thilo Sarrazin war „Türöffner“ für neu-rechte Bewegungen“. Interview, Deutschlandradio Kultur, 7. Januar 2017.
- ↑ Paris-Berlin, die Debatte: Nationalist oder rechtsextrem?, ARTE, 4. November 2008 (Im Gespräch mit Emmanuel Todd, Jean-Yves Camus, Andreas Speit, Richard Moyon) (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
- ↑ Kathrin Hammerl: Neue Debatte um NPD-Verbot. Von Radikalen und Reflexen, Süddeutsche.de vom 16. November 2011, abgerufen am 29. Oktober 2012.
- ↑ Gewalt als Lösung der Probleme. Andreas Speit, Journalist und Neonazi-Experte, Interview im Hörfunk SWR1 Baden-Württemberg, 4. Januar 2012
- ↑ Andreas Speit zu den freien Kameradschaften: „Die NPD ist ihnen zu moderat“, Süddeutsche.de vom 17. Mai 2010, abgerufen am 29. Oktober 2012.
- ↑ Johannes Radke: Rechte Zeltlager im Verborgenen, Die Zeit, online 21. Januar 2010.
- ↑ Neonazis. „Nationalsozialismus im schicken Style“, Video, Zeit Online, 24. April 2012
- ↑ Bianca Hannig: Jugendliche erhalten Einblick in die rechte Szene, Hamburger Abendblatt, 15. Februar 2012.
- ↑ Andreas Speit als Gast bei Talk WestArt, WDR 27. Januar 2013 (Memento vom 16. Juni 2013 im Internet Archive) (Archiv)
- ↑ Andreas Speit im Gespräch, Der Vormarsch der europäischen Rechtsradikalen, Radio Bremen, 13. November 2013 (Memento vom 12. August 2014 im Internet Archive)
- ↑ Andreas Speit, Rechtsextremismus-Experte: „In der rechten Szene wird über Militarisierung diskutiert“, BR2, 4. Januar 2014 (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
- ↑ Andreas Speit, Journalist, SWR1 Baden-Württemberg, 11. Juni 2014.
- ↑ Beiträge von Andreas Speit für die Blätter für deutsche und internationale Politik
- ↑ Beiträge von Andreas Speit für die bpb.
- ↑ Impulse gegen Rechtsextremismus: Virtuelle Vernetzung des Rechtsextremismus Was tun?, Tagung der Friedrich-Ebert Stiftung Januar 2011 (PDF; 522 kB).
Personendaten | |
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NAME | Speit, Andreas |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Diplom-Sozialwirt, Journalist und Buchautor |
GEBURTSDATUM | 1966 |
GEBURTSORT | Bad Harzburg |