Christel Felizitas Schmid

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. April 2022 um 21:36 Uhr durch imported>M Huhn(420815) (bibliographische Angaben vervollständigt; bibliographisch entbehrliche Zusätze gelöscht).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Christel Felizitas Schmid (* 1. Dezember 1892 in Mörlbach; † 22. April 1970 in Rödelsee) war eine deutsche Pfadfinderin und Ordensgründerin. Sie steht am Anfang der evangelisch-benediktinischen Ordensgemeinschaft Communität Casteller Ring CCR.

Leben und Werk

Herkunft und Ausbildung

Christel Schmid wuchs nördlich Rothenburg ob der Tauber als jüngstes von 13 geborenen (aber nur fünf überlebenden) Kindern eines Brauereibesitzers und Bürgermeisters evangelisch auf. Mit 14 verließ sie das Elternhaus für eine hauswirtschaftliche und kaufmännische Ausbildung. Mit 17 ging sie zur Diakonie Neuendettelsau, um dort einen Lehrerinnenkurs zu machen, und lernte dabei das Beten und Wirken der evangelisch-lutherischen Schwesterngemeinschaft der Diakonissen kennen.

Wirken in Kitzingen und Nürnberg

In Kitzingen engagierte sie sich in der Jugendseelsorge und in der evangelischen Pfadfinderbewegung. Sie gründete 1929 die örtliche Tatgemeinschaft christlicher Pfadfinderinnen, deren Reichsführerin sie 1933 wurde, und 1942 im Untergrund den Bund Christlicher Pfadfinderinnen, dessen Bundesmeisterin sie bis 1961 war. Sie schloss sich der Hochkirchlichen Bewegung an und legte 1937 Gelübde als Franziskaner-Tertiarin ab. Nach Auflösung ihrer Pfadfinderinnengruppe durch die Gestapo (1937) arbeitete sie von 1941 bis 1943 als Gemeindejugendleiterin in der Gemeinde Sankt Lorenz in Nürnberg unter Pfarrer Otto Dietz (1898–1993), der ebenfalls eine besondere Liebe zu Liturgie und Stundengebet hegte und den Vorstellungen Friedrich Heilers von einer „evangelischen Katholizität“ nahestand.

Der Casteller Ring

1943 wechselte Christel Schmid zu einer befreundeten Familie nach Castell und benutzte als Decknamen für ihren Kreis junger Frauen, die sich dort trafen, den Ausdruck Casteller Ring. Noch im gleichen Jahr traf sie auf den Benediktiner Theophil Lamm und lernte die benediktinische Abtei Münsterschwarzach kennen. Sie fühlte sich von der monastischen Lebensform angezogen, entschied sich aber, statt einer Konversion zum Katholizismus, diese Lebensform in der evangelisch-lutherischen Kirche zu verwirklichen. Heilers Hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses wurde 1947 der Ort ihrer Firmung. Sie nahm den neuen Namen Felizitas (nach der heiligen Felicitas, Patronin der Abtei Münsterschwarzach) an und bereitete sich auf ein monastisches Leben nach der Benediktusregel vor.

Die Communität Casteller Ring. Tod

Die klösterliche Lebensweise begann sie im Februar 1950 in Castell zusammen mit Maria Scholastika Pfister (1923–2001), ihrer späteren Nachfolgerin in der Leitung der Gemeinschaft, die sich schon bald Communität Casteller Ring (Ordenskürzel: CCR) nannte. Geistlich unterstützt wurden sie von Eduard Ellwein. 1957 etablierte sich die Gemeinschaft auf dem Schloss Schwanberg in Rödelsee bei Kitzingen. 1959 wurde sie durch die Evangelische Landeskirche in Bayern offiziell angenommen. 1968 legte Felizitas Schmid ihr Amt als Mater (Oberin) der Communität nieder und starb 1970 im Alter von 77 Jahren.

Ehrungen

Christel Felizitas Schmid wurde mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, sowie mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. In ihrem Geburtsort Mörlbach wurde am 17. Dezember 2017 zu ihren Ehren eine Gedenkstele eingeweiht.

Zitat

1933 schrieb Christel Schmid an den Oberbannführer der Hitlerjugend einen Brief mit den folgenden Sätzen:[1]

„Sie haben vor der gesamten anwesenden Jugend in geringschätziger, ja, verächtlicher und spöttischer Weise von dem Kreuzbild Jesu Christi geredet. Wir nennen das Gotteslästerung. Ich frage Sie: Wenn ein Mensch in Deutschland in diesem Ton von Adolf Hitler reden würde, was sollte dem geschehen? Wir erwarten von Ihnen Ehrfurcht vor dem heiligen Zeichen, das Millionen Ihrer deutschen Volksgenossen ein Heiligstes ist – auch dann, wenn es für Sie keine Bedeutung hat! … Die evangelische Jugend ist stolz darauf, dieses von Ihnen beleidigte Zeichen an ihren Fahnen zu tragen.“

Literatur

  • Johanna Domek: Fruchtbare Spannung. Christel Felizitas Schmid (1892–1970). In: dies.: Benediktinische Frauen bewegen die Welt. 24 Lebensbilder. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2009, ISBN 978-3-89680-434-1, S. 108–113.
  • Hermann Schoenauer (Hrsg.): Spiritualität und innovative Unternehmensführung. Kohlhammer Verlag, 2011, S. 113–115 (Verfasser ist Christoph Joest).
  • Katharina Schridde: Zweckfreies Sein vor Gott oder "Ich möchte so gerne Mut machen." Skizzen zum Leben von Christel Felizitas Schmid. Benedict Press, Münsterschwarzach 2003.
  • Walter Sparn: Christel Schmid/Mater Felizitas (1892–1970). In: Frauen-Profile des Luthertums. Lebensgeschichten im 20. Jahrhundert. Hrsg. von Inge Mager. Gütersloh 2005, S. 373–389.
  • Roland Werner, Johannes Nehlsen (Hrsg.): Gesichter und Geschichten der Reformation. 366 Lebensbilder aus allen Epochen. Fontis, Basel 2016, Nr. 251.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Roland Werner und Johannes Nehlsen (Hrsg.): Gesichter und Geschichten der Reformation. 366 Lebensbilder aus allen Epochen. Fontis, Basel 2016, Nr. 251