Morgens und abends zu lesen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Mai 2022 um 05:55 Uhr durch imported>Anonym~dewiki(31560) (→‎Aussage).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Morgens und abends zu lesen ist ein Gedicht von Bertolt Brecht.

Aussage

In dem Gedicht Morgens und abends zu lesen zeigt Bertolt Brecht, welche Bedeutung für das Selbstwertgefühl eines Menschen die Gewissheit hat, von einem anderen, einem geliebten Menschen, gebraucht zu werden.

Das in Strophen gegliederte Gedicht lässt sich in zwei Abschnitte einteilen. Im ersten Abschnitt (Zeilen 1–3) berichtet das lyrische Ich von einer Aussage des geliebten Menschen. Wer dieser Geliebte ist, wird uns nicht mitgeteilt. Das lyrische Ich beschränkt sich darauf, ihn „der, den ich liebe“ zu nennen. Alles was man erfährt ist, dass er dem lyrischen Ich bestätigt hat, dass es für ihn wichtig ist. Aus dieser Bestätigung resultiert nun das uns im zweiten Gedichtabschnitt mitgeteilte Verhalten des lyrischen Ichs. Dieser Abschnitt wird eingeleitet durch das stark betonte „darum“, das eine ganze Zeile füllt. Weil das lyrische Ich die Gewissheit hat, dass es vom Geliebten gebraucht wird, achtet es auf seine Unversehrtheit. Es sorgt sich um sich, weil es sich um den Geliebten sorgt. Wie groß das Ausmaß dieser Sorge ist, macht Brecht dadurch deutlich, dass er sogar einen Regentropfen als eine Bedrohung erscheinen lässt (Hyperbel).

Form

Das Gedicht besteht aus zwei verschieden langen Strophen. Die erste hat drei Zeilen, die zweite Strophe fünf.

Das reimlose Gedicht, das weder ein bestimmtes Versmaß noch eine feste metrische Form hat, ist in einer einfachen, unverschlüsselten Sprache geschrieben. Die Verben im zweiten Abschnitt, jeweils an den Zeilenanfang gestellt, lassen eine gewisse Steigerung (Klimax) erkennen: gebe acht, sehe, fürchte. In diesem Gedicht ist es dem Dichter gelungen, die enge Beziehung zwischen zwei sich liebenden Menschen durch die Darstellung eines zunächst paradox erscheinenden Phänomens deutlich zu machen: aus Liebe zum anderen sorgt sich das lyrische Ich in übertriebener Weise um sein eigenes Leben. Um nicht zu vergessen, wie wichtig es ist, um des anderen willen auf sich selbst zu achten, ist dieser Text „morgens und abends zu lesen“.

Weblinks