Antje von Dewitz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Mai 2022 um 15:30 Uhr durch imported>Dirk Lenke(711704) (→‎Einleitung: Lizenzangaben fraglich).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Antje von Dewitz (* 18. September 1972 in Ebingen (heute Albstadt)) ist eine deutsche Unternehmerin. Sie ist seit 2009 Geschäftsführerin des Bergsportausstatters Vaude in Tettnang.[1]

Jugend und Familie

Antje von Dewitz wuchs in Untereisenbach bei Tettnang auf. Sie ist die mittlere der drei Töchter von Albrecht von Dewitz, der 1974 das Familienunternehmen Vaude (= v. D.) gegründet hat.[2] Die Familie bildet einen Zweig des ursprünglich mecklenburgisch-pommerischen Adelsgeschlechtes derer von Dewitz.

Im Alter von siebzehn Jahren verbrachte Antje von Dewitz ein Schuljahr in der Stadt Chattanooga im US-amerikanischen Bundesstaat Tennessee.[3]

Antje von Dewitz lebt mit ihrem Partner und den vier gemeinsamen Kindern in Tettnang.[4]

Studium und wissenschaftliche Tätigkeit

Von Dewitz belegte an der Universität Passau das Fach Wirtschafts- und Kulturraumstudien. Im Jahr 1998 schloss sie ihr Studium mit dem Diplom ab.[5]

Im Zeitraum von 2002 bis 2005 war sie außerdem zeitweise wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hohenheim,[5] wo sie eine Dissertation mit dem Titel „Die Gestaltung eines leistungsstarken Arbeitsverhältnisses durch Talent Relationship Management“ anfertigte.[6][7][8] 2005 wurde sie zur Dr. oec. promoviert.

Unternehmerische Tätigkeit

Von Dewitz wollte eigentlich eher im Bereich Umweltschutz tätig werden und hatte zunächst nicht geplant, in das Unternehmen ihres Vaters einzusteigen.[9] Als sie ab 1998 erstmals bei Vaude beschäftigt war, baute sie den Bereich „Taschen und Reisegepäck“ auf.[6] Von 2000 bis 2002 war sie für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich, 2005 übernahm sie die gesamte Marketingleitung. Im Jahr 2009 übergab Albrecht v. Dewitz ihr die Geschäftsführung.[10]

Von Dewitz richtet seitdem allmählich immer mehr Prozesse im Unternehmen an Kriterien der Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit aus. Dies solle möglichst auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette geschehen, d. h. auch in der Logistik der Produkte und bei Zulieferbetrieben im Ausland.[11]

Wirtschaftspolitische Positionen

Lieferkettengesetz

2020 setzte sich von Dewitz aktiv für die Verabschiedung des deutschen Lieferkettengesetzes ein. Sie arbeitete dafür mit politischen Amtsträgern zusammen, z. B. mit Gerd Müller (CSU), dem damaligen Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.[12] Von Dewitz ist der Ansicht, dass das Gesetz in bestimmten Punkten nicht weit genug geht, z. B. weil es erst für Unternehmen ab 3000 bzw. später 1000 Mitarbeiter gilt[13].

Gemeinwohl-Ökonomie

Von Dewitz setzt sich dafür ein, dass die Leitlinien der Gemeinwohl-Ökonomie stärker beachtet werden und kritisiert, dass in der Wirtschaft zu sehr nur auf Finanzkennzahlen geachtet würde.[14] Gemeinsam mit Christian Felber erreichte sie, dass sich der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss 2015 für das Gemeinwohl-Ökonomie-Modell aussprach und dafür plädiert, dass dieses „sowohl in den europäischen als auch in die einzelstaatlichen Rechtsrahmen integriert werden“ sollte.[14]

Initiative Bleiberecht für Flüchtlinge und Einwanderungsgesetz

Anfang 2018 gründete Antje v. Dewitz gemeinsam mit dem Brauunternehmer Gottfried Härle die Initiative Bleiberecht für Flüchtlinge mit einem festen Arbeits- oder Ausbildungsplatz, der sich in kurzer Zeit 80 Betriebe und drei Verbände aus Baden-Württemberg angeschlossen haben. Die Unternehmer-Initiative fordert ein Bleiberecht für abgelehnte Asylbewerber, sofern diese einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz nachweisen können.[15] Am 19. April wurde die Initiative vom baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl empfangen. Dabei sprach sich Antje v. Dewitz für die rasche Einführung eines Zuwanderungsgesetzes aus, da Unternehmen wie Vaude in bestimmten Bereichen mit einem Arbeitskräftemangel zu kämpfen habe, der durch Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften gedeckt werden könnte.[16]

Ämter und Funktionen

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

  • Mut steht uns gut! Nachhaltig, menschlich, fair – mit Haltung zum Erfolg, Salzburg-München 2020, ISBN 978-3-7109-0072-3.
  • Die Gestaltung eines leistungsstarken Arbeitsverhältnisses durch "Talent Relationship Management". Ein praxisorientiertes Konzept für mittelständische Unternehmen. Dissertation Universität Hohenheim, 426 Seiten, Shaker Verlag, Aachen 2006, ISBN 978-3-8322-5048-5 (auch als e-book im PDF-Format verfügbar)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Öffentlich zugänglicher Abschnitt im Munzinger-Archiv, 50/2016, 13. Dezember 2016, abgerufen am 6. März 2017
  2. Lisa Nienhaus: Vaude-Chefin Antje von Dewitz: Die Wandersfrau, FAS, 23. August 2011, abgerufen am 6. März 2017
  3. Antje von Dewitz: Mut steht uns gut! Nachhaltig, menschlich, fair – mit Haltung zum Erfolg, Salzburg und München 2020, S. 31.
  4. Dagmar Deckstein: Portrait: Unternehmerin Antje von Dewitz, Character, Seite 6–15, Ausgabe 1, August 2013, PDF-Format, ca. 3,4 MB, Bethmann-Bank, abgerufen am 6. März 2017
  5. a b Georg Hohenester: Powerfrau vom Bodensee, DAV Panorama, 4/2011, PDF-Format, ca. 637 kB, mit weiteren biografischen Angaben; abgerufen am 6. März 2017
  6. a b Tina Groll: Was machen Sie mit Ihrem Erbe?, veröffentlicht auf ZEIT-online am 4. November 2010, abgerufen am 6. März 2017
  7. Bibliographische Angaben zur Dissertation, Deutsche Nationalbibliothek
  8. Der Titel der Dissertation wird z. B. im Artikel von Christian Thiele: Die Frau fürs Grüne genannt, veröffentlicht auf ZEIT-online am 31. Juli 2014, abgerufen am 6. März 2017
  9. So auch im Typisch deutsch-Gespräch mit Hajo Schumacher auf Deutsche Welle vom 8. März 2015
  10. Dagmar Deckstein: Vaude – Nachhaltigkeit als Strategie. In: Süddeutsche Zeitung. 5. Oktober 2016, abgerufen am 6. Juni 2017.
  11. Ausführlich dazu z. B. Kristin Lüders, Dominic Veken: Gegen den Wind. Interview mit Antje v. Dewitz In: Enorm, 05/2016, S. 43f.
  12. Artikel im Nachrichtenportal OTS mit Link zum Video, indem Dewitz und Müller gemeinsam ihre Position darlegen.
  13. Pressemitteilung von Vaude, abgerufen am 13. Dezember 2021.
  14. a b Dagmar Deckstein: Gemeinwohl-Ökonomie. Verantwortung übernehmen. Süddeutsche Zeitung, 6. Oktober 2016
  15. Moritz Schildgen: Oberschwäbische Unternehmer wollen Abschiebung von Migranten verhindern. Schwäbische Zeitung, 24. April 2018
  16. Unternehmer-Initiative: Bleiberecht für Flüchtlinge in Ausbildung und Arbeit gefordert, in: Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee, 06/2018 (Memento des Originals vom 12. Juni 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ulm.ihk24.de, Seite 6, IHK Ulm, PDF-Format, ca. 6,8 MB.
  17. Ulrich Mendelin: Löw darf Bundespräsidenten wählen. In: Schwäbische Zeitung, 20. Dezember 2016.
  18. Projektbeirat von Naturkapital Deutschland, Helmholtz Zentrum für Umweltforschung UFZ
  19. Board und Management der European Outdoor Group, EOG-Website, abgerufen am 17. Mai 2020.
  20. Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, DBU-Website.
  21. Pressemitteilung des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft e.V.
  22. Website der GEM, abgerufen am 27. Februar 2021
  23. Manager Magazin, veröffentlicht am 5. November 2021, abgerufen am 6. Dezember 2021.
  24. Branchenportal Südwesttextil, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  25. Artikel von Michael Reidel auf Horizont, veröffentlicht am 29. September 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
  26. Vanity-Fair-Website, abgerufen am 7. Juni 2020
  27. Ökologisch-sozial zu wirtschaften ist schwerer als es sein sollte. In: Capital, 4. März 2019.
  28. Regina Henkel: Vaude-Chefin Antje von Dewitz erhält Ehrenpreis „Brand Manager of the Year“. Fashionunited, 2. Juli 2018.
  29. Kurzvitae der Ordensprätendenten, Staatsministerium Baden-Württemberg, 6. Mai 2017, S. 2 (PDF; 130 kB).
  30. Martin-Werner Buchenau, Joachim Hofer: Antje von Dewitz: Die Gipfel-Stürmerin, Hall of Fame der Familienunternehmen, Handelsblatt online, 11. Januar 2017.
  31. Dr. Antje von Dewitz erhält B.A.U.M. Umweltpreis, Pressemitteilung, WWF
  32. Leonie Müller: Antje von Dewitz, Ausstellungstafel, Erinnerungen und Geschichten von Menschen aus den 90er, Ausstellung Jungsein im Land, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (PDF, 325 kB).
  33. Unternehmerin Antje von Dewitz: Die nachhaltige Gipfelstürmerin. In: Der Standard, 31. Mai 2019, abgerufen am 31. Mai 2019.