Bahnhof Deidesheim
Deidesheim | |
---|---|
Deidesheimer Bahnhof mit Zug
| |
Daten | |
Lage im Netz | Zwischenbahnhof |
Bahnsteiggleise | 2 |
Abkürzung | RDM |
IBNR | 8001399 |
Preisklasse | 6 |
Eröffnung | 6. Mai 1865 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Deidesheim |
Land | Rheinland-Pfalz |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 49° 24′ 30″ N, 8° 11′ 33″ O |
Eisenbahnstrecken | |
| |
Bahnhöfe in Rheinland-Pfalz |
Der Bahnhof Deidesheim – anfangs Deidesheim-Forst – ist der Bahnhof der rheinland-pfälzischen Landstadt Deidesheim. Er gehört zum Verbundgebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) und hat zwei Bahnsteiggleise. Der Bahnhof steht an der Pfälzischen Nordbahn Neustadt–Monsheim. Eröffnet wurde er am 6. Mai 1865, als der Abschnitt Neustadt–Dürkheim in Betrieb ging. Zunächst wurden am Deidesheimer Bahnhof auch Güter umgeschlagen, der Güterverkehr wurde mittlerweile aber eingestellt. Der Bahnhof dient heute ausschließlich dem Personenverkehr.
Lage
Der Bahnhof befindet sich am nordöstlichen Siedlungsrand der Stadt, das ehemalige Empfangsgebäude hat die Adresse „Am Bahnhof 1“. Zum Zeitpunkt seiner Inbetriebnahme 1865 lag der Bahnhof noch ein gutes Stück außerhalb Deidesheims, was dazu führte, dass die heutige Bahnhofstraße ausgebaut wurde, um die Zufahrt zum Bahnhof zu erleichtern.[1]
Geschichte
Planung, Bau, Eröffnung und erste Jahrzehnte
Einige Gemeinden entlang der Haardt, darunter Dürkheim und Deidesheim, strebten Mitte des 19. Jahrhunderts nach einem Anschluss an das Eisenbahnnetz. Im Jahr 1860 wurde ein achtköpfiges Komitee gebildet, das sich für den Bau einer Eisenbahnlinie einsetzen sollte; aus Deidesheim war Ludwig Andreas Jordan darunter. Zunächst war unklar, ob die südöstlich von Deidesheim liegende Gemeinde Ruppertsberg westlich oder östlich umfahren werden sollte; die Entscheidung zugunsten der ersten Variante hatte Auswirkungen auf den Standort des Deidesheimer Bahnhofs.[2] Am 28. August 1862 gab der bayerische König Maximilian II. die Erlaubnis, eine Aktiengesellschaft zum Bau und Betrieb einer Eisenbahnlinie von Neustadt nach Dürkheim zu bilden.[3]
Am 6. Mai 1865 fand die Freigabe der Strecke statt. Der Eröffnungszug begann seine Fahrt um 5:30 Uhr in Dürkheim und wurde bei seiner Ankunft in Deidesheim euphorisch begrüßt. Der mit Flaggen geschmückte Deidesheimer Bahnhof wurde unter Böllerschüssen eröffnet.[4][5] Neben Mussbach-Gimmeldingen und Wachenheim war der damalige Bahnhof Deidesheim-Forst einer von insgesamt drei Unterwegsbahnhöfen.[6] 1873 war die Verlängerung der Strecke bis ins rheinhessische Monsheim fertig gestellt.
Anfang des 20. Jahrhunderts erhielt der Bahnhof wie alle in der Pfalz Bahnsteigsperren.[7][8][9] Während dieser Zeit wurde der Bahnhof von der Betriebs- und Bauinspektion Neustadt verwaltet und gehörte zum Zuständigkeitsbereich der Bahnmeisterei Bad Dürkheim.[10] Bestrebungen, die in den Jahren 1890 und 1911 in zwei Etappen eröffnete schmalspurige Bahnstrecke Ludwigshafen–Meckenheim bis nach Deidesheim durchzubinden, blieben jedoch erfolglos.[11] In der Folgezeit wurde der Bahnhofsname in Deidesheim abgeändert.
Zeit nach dem Ersten Weltkrieg
1922 wurde der Bahnhof der neu gegründeten Reichsbahndirektion Ludwigshafen zugeordnet. Ein Jahr später wurden die am Bahnhof beschäftigten Eisenbahner im Zuge des von Frankreich durchgeführten, bis 1924 dauernden Regiebetriebs ausgewiesen. Danach kehrten sie zurück.[12] Im Zuge der schrittweisen Auflösung der Reichsbahndirektion Ludwigshafen wechselte der Bahnhof zum 1. Februar 1937 in den Zuständigkeitsbereich der Mainzer Direktion und des Betriebsamtes (RBA) Neustadt.[13][14]
Die Deutsche Bundesbahn gliederte den Bahnhof nach dem Zweiten Weltkrieg in die Bundesbahndirektion Mainz ein, der sie sämtliche Bahnstrecken innerhalb des neu geschaffenen Bundeslandes Rheinland-Pfalz zuteilte.[15] 1971 gelangte die Station im Zuge der Auflösung der Mainzer Direktion in den Zuständigkeitsbereich ihres Karlsruher Pendants.[16] Zur selben Zeit wurden die Bahnsteigsperren aufgehoben. Seit 1990 ist der Bahnhof Bestandteil des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN).[17] Im Zuge der Auflassung des Bahnhofs Königsbach und des Rückbaus des Bahnhofs Wachenheim zum Haltepunkt stellt der Bahnhof Deidesheim zwischen Mußbach und Bad Dürkheim mittlerweile die einzige Möglichkeit für Zugkreuzungen dar.[18][19]
Verkehr
Personenverkehr
Nach der durchgehenden Eröffnung der Strecke im Jahr 1873 fuhren die Personenzüge mehrere Jahrzehnte lang bis Marnheim an der Bahnstrecke Monsheim–Langmeil.[20][21] Nach dem Zweiten Weltkrieg verlagerten sich die Verkehrsströme im nördlichen Streckenabschnitt in Richtung Ludwigshafen/Frankenthal, weshalb die Personenzüge in Richtung Norden lediglich bis nach Freinsheim gelangten. Die Strecke wird mittlerweile im Halbstundentakt bedient; jeder zweite Zug fährt über Freinsheim hinaus bis nach Grünstadt. Der im Sommerhalbjahr unter anderem auf der Nordbahn angebotene Ausflugszug „Elsass-Express“ Mainz–Wissembourg hält ebenfalls in Deidesheim. Somit stellt er die einzige umsteigfreie Verbindung über Grünstadt hinaus her.
Güterverkehr
In den ersten Betriebsjahren existierten keine reinen Güterzüge. Der Fahrplan von 1871 weist pro Richtung täglich fünf gemischte Züge auf, die sich in Deidesheim eine Minute lang aufhielten.[22] In der Folgezeit entwickelte sich der Deidesheimer Bahnhof zu einem bedeutenden Empfänger für Stalldünger, der zur Kultivierung der Weinreben verwendet wurde; mengenmäßig hatte Deidesheim 1890 die wichtigste, 1900 nach dem Ludwigshafener Hauptbahnhof die zweitwichtigste Bahnstation in der Pfalz, die Dünger empfing. Neben dem Bahnhof gab es damals größere Lagermöglichkeiten für den Dünger.[23][24]
Ab 1911 gab es eine Drahtseilbahn, die den Basaltsteinbruch beim nahegelegenen Pechsteinkopf mit dem Bahnhof verband.[25] Die Drahtseilbahn wurde mittlerweile wieder zurückgebaut. Am 30. Mai 1976 wurden sämtliche Bahnhöfe außerhalb von Eisenbahnknotenpunkten als eigenständige Gütertarifpunkte geschlossen, wovon auch der Bahnhof Deidesheim betroffen war.[26] Fortan bedienten Übergabezüge den Bahnhof, der ab dieser Zeit als Satellit des Neustadter Hauptbahnhofs fungierte.[27] Der Güterverkehr wurde mittlerweile komplett eingestellt.
Bauwerke und Anlagen
Das ehemalige Empfangsgebäude, zuletzt im Eigentum der Stadt Deidesheim, besitzt für den Bahnbetrieb keine Bedeutung mehr und wurde 2013[28] an einen privaten Investor verkauft. Außerdem besaß der Bahnhof ein Stellwerk, das als Einheitsbauart ausgeführt wurde. Es wurde am 25. Juli 2004 außer Betrieb genommen.[29][30]
Weblinks
Literatur
- Heinz Sturm: Die pfälzischen Eisenbahnen (= Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Band 53). pro MESSAGE, Ludwigshafen am Rhein 2005, ISBN 3-934845-26-6.
Einzelnachweise
- ↑ Georg Peter Karn, Rolf Mertzenich: Kreis Bad Dürkheim. Stadt Bad Dürkheim, Gemeinde Haßloch, Verbandsgemeinden Deidesheim, Lambrecht, Wachenheim (= Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 13.1). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1995, ISBN 3-88462-119-X, S. 150.
- ↑ Werner Schreiner: Paul Camille von Denis. Europäischer Verkehrspionier und Erbauer der pfälzischen Eisenbahnen. 2010, S. 105 f.
- ↑ Joachim Kermann: Wirtschaftliche und soziale Entwicklung 1816 bis 1914. In: Kurt Andermann, Berthold Schnabel (Hrsg.): Deidesheim – Beiträge zu Geschichte und Kultur einer Stadt im Weinland. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-0418-4, S. 227.
- ↑ Werner Schreiner: Paul Camille von Denis. Europäischer Verkehrspionier und Erbauer der pfälzischen Eisenbahnen. 2010, S. 107 f.
- ↑ Heinz Schmitt: Geißbock, Wein und Staatsbesuche – Deidesheim in den letzten 150 Jahren. Hrsg.: Stadt Deidesheim. Verlag Pfälzer Kunst, Landau in der Pfalz 2000, ISBN 3-922580-82-3, S. 15.
- ↑ kbaystb.de: Die Bahnhöfe der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen - linksrheinisch (bayerische Pfalz) - Contwig bis Friesenheim i.d.Pf.:. Abgerufen am 8. Januar 2017.
- ↑ Heinz Sturm: Die pfälzischen Eisenbahnen. 2005, S. 265.
- ↑ Heinz Sturm: Geschichte der Maxbahn 1855–1945. In: Modell- und Eisenbahnclub Landau in der Pfalz e. V. (Hrsg.): 125 Jahre Maximiliansbahn Neustadt/Weinstr.–Landau/Pfalz. 1980, S. 75.
- ↑ Heinz Sturm: Geschichte der Maxbahn 1855–1945. In: Modell- und Eisenbahnclub Landau in der Pfalz e. V. (Hrsg.): 125 Jahre Maximiliansbahn Neustadt/Weinstr.–Landau/Pfalz. 1980, S. 88.
- ↑ Heinz Sturm: Die pfälzischen Eisenbahnen. 2005, S. 267.
- ↑ Heinz Schmitt: Geißbock, Wein und Staatsbesuche – Deidesheim in den letzten 150 Jahren. Hrsg.: Stadt Deidesheim. Verlag Pfälzer Kunst, Landau in der Pfalz 2000, ISBN 3-922580-82-3, S. 16.
- ↑ Albert Mühl: Die Pfalzbahn. 1982, S. 38 f.
- ↑ Fritz Engbarth: Von der Ludwigsbahn zum Integralen Taktfahrplan – 160 Jahre Eisenbahn in der Pfalz. 2007, S. 13.
- ↑ bahnstatistik.de: Königlich Bayerische Eisenbahndirektion Ludwigshafen a. Rhein - Zeittafel: Errichtungen – Bezeichnungen – Auflösungen. Abgerufen am 6. Januar 2017.
- ↑ Heinz Sturm: Geschichte der Maxbahn 1855–1945. In: Modell- und Eisenbahnclub Landau in der Pfalz e.V. (Hrsg.): 125 Jahre Maximiliansbahn Neustadt/Weinstr.–Landau/Pfalz. 1980, S. 66.
- ↑ Fritz Engbarth: Von der Ludwigsbahn zum Integralen Taktfahrplan – 160 Jahre Eisenbahn in der Pfalz. 2007, S. 28.
- ↑ vrn.de: hinundweg - Das Kundenmagazin des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar. Archiviert vom Original am 29. Mai 2012; abgerufen am 30. Mai 2014.
- ↑ Eisenbahnatlas Deutschland. Schweers + Wall, Eupen 2002, ISBN 3-89494-133-2, S. 84.
- ↑ Eisenbahnatlas Deutschland. Schweers + Wall, Eupen 2002, ISBN 3-89494-133-2, S. 144.
- ↑ Heinz Sturm: Die pfälzischen Eisenbahnen. 2005, S. 265.
- ↑ Albert Mühl: Die Pfalzbahn. 1982, S. 141.
- ↑ Pfälzische Eisenbahnen: Fahrordnung der Züge. Dienstbuch für das Personal. Sommerdienst vom 15. Juli 1871 anfangend. 1871, S. 150 ff.
- ↑ Joachim Kermann: Wirtschaftliche und soziale Entwicklung 1816 bis 1914. In: Kurt Andermann, Berthold Schnabel (Hrsg.): Deidesheim – Beiträge zu Geschichte und Kultur einer Stadt im Weinland. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-0418-4, S. 228 f.
- ↑ Verkehrsverbund Rhein-Neckar (Hrsg.): …an einem Strang. Eisenbahngeschichte im Rhein-Neckar-Dreieck. 2004, S. 32.
- ↑ Joachim Kermann: Wirtschaftliche und soziale Entwicklung 1816 bis 1914. In: Kurt Andermann, Berthold Schnabel (Hrsg.): Deidesheim – Beiträge zu Geschichte und Kultur einer Stadt im Weinland. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-0418-4, S. 182.
- ↑ Werner Schreiner: Die Maximiliansbahn von 1945 bis heute. In: Modell- und Eisenbahnclub Landau in der Pfalz e. V. (Hrsg.): 125 Jahre Maximiliansbahn Neustadt/Weinstr.-Landau/Pfalz. 1980, S. 108.
- ↑ Michael Heilmann, Werner Schreiner: 150 Jahre Maximiliansbahn Neustadt-Straßburg. 2005, S. 103.
- ↑ 8000 Artikel für den Weinkeller. In: Die Rheinpfalz, Mittelhaardter Rundschau. Nr. 238, 14. Oktober 2019.
- ↑ stellwerke.de: Liste Deutscher Stellwerke – Einträge D-Do. Abgerufen am 6. Januar 2017.
- ↑ stellwerke.de: Liste Deutscher Stellwerke – Abkürzungen. Abgerufen am 6. Januar 2017.