Elsbeth Krukenberg-Conze

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Elsbeth Constanze Marie Louise Sophie Krukenberg-Conze (* 5. Februar 1867 in Halle; † 16. August 1954 in Calw) war eine deutsche Schriftstellerin und Frauenrechtlerin.

Leben

Elsbeth Conze kam als Tochter des Archäologen Alexander Conze und seiner Frau Elise, geborene Erdmann zur Welt.[1] Sie heiratete den Gynäkologen Georg Krukenberg und hatte mit ihm drei Söhne, darunter Gustav Krukenberg, SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg.

Krukenberg-Conze war die Leiterin der Privatklinik ihres Mannes; nachdem dieser verstorben war, lebte sie zusammen mit ihrer Lebensgefährtin, der Schulleiterin Lina Hilger (1874–1942), bis zu deren Tode in einer „Boston-Ehe“ in Bad Kreuznach,[2][3][4][5] Krukenberg hatte bereits 1911 in der Diskussion um § 175 die emotionale Nähe beim Zusammenleben zweier Frauen positiv hervorgehoben.[6][7][8][9]

Sie war als ursprünglich aktive Sozialdemokratin in der Frauenbewegung tätig.[10][11] Vorübergehend war Krukenberg Herausgeberin der 1886 durch Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt begründeten gemäßigten feministischen Halbjahres-Zeitschrift Der Frauenanwalt, die sich verstärkt für die Änderung der Arbeitsbedingungen für Frauen einsetzte.[12] Bei ihrem Engagement für die Frauenbewegung betonte sie schon recht früh im Gegensatz zu männlichen Kritikern, wie zum Beispiel Ernst Graf zu Reventlow,[13] die ihrer Meinung nach ausgesprochen nationale Ausprägung des deutschen Feminismus: so war es das oberste Ziel der Frauenbewegung, dem deutschen Volk mit all ihren Kräften „zu dienen“.[14] Daher sollten die deutschen Männer aufhören, sich ihre Meinung über die Frauenbewegung auf der Basis hochfahrender Pressemeldungen oder herausgegriffener Zitate einzelner radikaler Feministinnen zu bilden.[15] Dabei war zu Reventlow von 1908 bis 1914 Chefredakteur der Alldeutschen Blätter.

Aus Anlass des 700. Geburtstag ihrer Namensvetterin Elisabeth von Thüringen hielt sie 1907 bei der Jubiläumsveranstaltung des Evangelischen Bundes eine „erstaunlich selbstbewusste Rede“, in der sie die Heilige nicht etwa zur Ikone der Frauenemanzipation stilisierte, sondern sich deutlich von der durch „Demut und Abhängigkeit geprägten Vita Elisabeths“ absetzte. Krukenberg sah ihr Ideal einer „deutsch-evangelischen Frau“ nicht in der Evangelischen Kirche verwirklicht, die zwar den „Priesterwillen“ gebrochen habe, aber weiterhin von Männern dominiert sei.[16][17] 1912 war sie Vorsitzendes des örtlichen Dürerbundes in Bad Kreuznach und Mitglied des Förderausschusses, jedoch nicht Mitglied des Gesamtvorstandes.[18] Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde sie Leiterin des 1914 neu gegründeten Vaterländischen Frauenvereins Kreuznach.[19] 1919 kandidierte Elsbeth Krukenberg erfolglos auf der Liste der DDP/DVP im Wahlkreis 21 (Koblenz, Trier) zur Wahl der verfassungsgebenden Preußischen Landesversammlung 1919.[20]

1926 trat sie den Quäkern bei. Aufgrund ihrer inzwischen nationalkonservativen politischen Einstellung geriet sie dort allerdings in politische Isolation und trat nach 1930 kaum noch aktiv als Quäkerin in Erscheinung, obwohl sie formell bis zu ihrem Lebensende Mitglied blieb. Als sie 1932 Adolf Hitler im Sportpalast reden hörte, wurde sie überzeugte Anhängerin des Nationalsozialismus und wählte fortan stets die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.[21][22]

Werk

  • Über Studium und Universitätsleben der Frauen. Maurer-Greiner, Gebhardshagen 1903
  • Was sollen unsere Töchter werden? Was will die Frauenbewegung aus ihnen machen? Hof Verlag, Gebhardshagen 1903
  • Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Mohr, Tübingen 1905. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
  • Über das Eindringen der Frauen in männliche Berufe. Baedeker, Essen 1906
  • Sexuelle Aufklärung, die Aufgabe der Mutter des Hauses. Referat auf dem dritten Kongress der deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Geschäftsstelle der deutschevangelischen Vereine zur Förderung der Sittlichkeit, Berlin 1907
  • Die Erziehung des Kindes zur Gesundheit und Arbeitsfreudigkeit. Union Verlag, Stuttgart/Berlin/Leipzig 1915
  • Die Sammelstelle vom Roten Kreuz in dem Mainzerstrassen-Schulhaus zu Kreuznach. Erinnerungsblätter. Harrach, Bad Kreuznach 1917.
  • Von Sehnsucht und Reichtum. Aus dem Leben der Hertha Wieser. Amelang, Leipzig 1920.
  • Zwischen Jung und Alt. Aus dem Leben Luise Königs und ihrer Söhne. Bott, Berlin 1938.

Literatur

  • Andrea Fink: Elsbeth Krukenberg (1867 bis 1954). In: Bad Kreuznacher Heimatblätter (2009), S. 37–43
  • Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon. Böhlau Verlag Köln, Köln 2010, ISBN 978-3-412-20585-0, S. 448.
  • Claudia Kampmann: Adolf Harnack zur „Frauenfrage“. Eine kirchengeschichtliche Studie. (Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte 49). (diss. theol. Bonn 2017). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2018, bes. S. 41f (PDF; eingeschränkte Vorschau)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Friedrich Wilhelm GoethertConze, Alexander. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 348 (Digitalisat).
  2. Zur: Boston Marriage: Lillian Fadermann: Köstlicher als die Liebe der Männer. Romantische Freundschaft und Liebe zwischen Frauen von der Renaissance bis heute. Zürich 1990, S. 205.
  3. Zur speziell amerikanischen Ausprägung: Lillian Fadermann: Odd Girls and Twilight Lovers : A History of Lesbian Life in Twentieth-Century America. Columbia University Press 1991.
  4. Bärbel Kuhn: Familienstand ledig: Ehelose Frauen und Männer im Bürgertum (1850–1914). Böhlau Verlag, Köln 2002, S. 87f.
  5. Mecki Pieper: Die Frauenbewegung und ihre Bedeutung für lesbische Frauen (1850–1920). In: Eldorado. Homosexuelle Frauen und Männer in Berlin 1850–1950. Geschichte, Alltag und Kultur. Herausgegeben vom Berlin Museum, Berlin 1984, S. 116–124.
  6. Elsbeth Krukenberg: § 175. In: Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform 7, Heidelberg 1911, S. 612.
  7. Vgl. Tracie Matysik: Reforming the Moral Subject: Ethics and Sexuality in Central Europe, 1890–1930. Cornell University Press, Ithaca 2008, S. 167.
  8. Katharina Rowold: The Educated Woman: Minds, Bodies, and Women's Higher Education in Britain, Germany, and Spain, 1865–1914. Routledge, Abingdon 2010, S. 143.
  9. Rezeption auch bei: Daniela Danna: Amiche, compagne, amanti. Storia dell'amore tra donne. Editrice UNI Service, 2003, S. 348.
  10. Elsbeth Krukenberg-Conze: Frauenemanzipation. In: Bonner Zeitung. 19. Juni 1912.
  11. Diane J. Guido: The German League for the Prevention of Women's Emancipation : antifeminism in Germany, 1912–1920. Peter Lang Verlag, New York u. a. 2010, S. 47.
  12. Jacqueline Friedmann: 280 Jahre Frauenzeitschrift in Deutschland – Entwicklung und Marktanalyse der Publikumszeitschriften mit weiblicher Zielgruppe. GRIN, Münster 2006, S. 12f.
  13. Ernst zu Reventlow: Die Frauenbewegung – nationale Zersetzung. In: Alldeutsche Blätter, Jg. 19, Jg. 1909, S. 333–335.
  14. Elsbeth Krukenberg: Die Frauenbewegung – nationale Stärkung. In: Alldeutsche Blätter, Jg. 19, 1909, S. 361f.
  15. Vgl. Peter Walkenhorst: Nation – Volk – Rasse. Radikaler Nationalismus im Deutschen Kaiserreich 1890–1914 Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 134ff.
  16. Stefan Laube: Konfessionelle Brüche in der nationalen Heldengalerie – Protestantische, Katholische und Jüdische Erinnerungsgemeinschaften im deutschen Kaiserreich (1871–1918). In: Heinz-Gerhard Haupt, Dieter Langewiesche (Hrsg.): Nation und Religion in der deutschen Geschichte. Campus, Frankfurt am Main u. a. 2001, S. 293–332, hier: S. 326.
  17. Elsbeth Krukenberg-Conze: Die heilige Elisabeth auf der Wartburg und in Hessen und das Ideal der Deutsch-Evangelischen Frau. Vortrag, gehalten auf der 20. Generalversammlung des Evangelischen Bundes in Worms am 30. September 1907, Leipzig 1907.
  18. Gudrun M. König: Konsumkultur. Inszenierte Warenwelt um 1900. Böhlau Verlag, Wien u. a. 2007, S. 73.
  19. Kreuznach im Ersten Weltkrieg (online bei regionalgeschichte.net) nach den Erinnerungen der Elsbeth Krukenberg in: Jörg Julius Reisek (Bearb.): Das Paradies an der Nahe. Kultur- und Sozialgeschichten 1816–1918. Bad Kreuznach 2012, S. 257–263.
  20. Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts 59 (1919; erschienen 1920), S. 321 (Google-Books).
  21. Vgl. Claus Bernet: „Ja-Sagen zum Judentum“. Die Quäker und ihr Verhalten gegenüber den Juden in Deutschland 1933–1945. In: Daniel Heinz: Freikirchen und Juden im „Dritten Reich“: Instrumentalisierte Heilsgeschichte, antisemitische Vorurteile und verdrängte Schuld. V&R unipress GmbH, S. 35–63, hier S. 44f.
  22. Zur aktiven Rolle Krukenbergs im ADGB unter wechselnden Bündnissen gegen und mit der NSDAP: Karla O. Poewe: New Religions And The Nazis. Routledge, Abingdon 2006, S. 99.