Panfilows 28 Helden
Als Panfilows 28 Helden werden die Soldaten des sowjetischen Generalmajor Iwan Wassiljewitsch Panfilow bezeichnet, die einem deutschen Angriff in der Schlacht von Dubossekowo während der Schlacht um Moskau der Legende nach tapfer bis zum Tode standhielten. Nach dem Krieg im Jahr 1948 wurden allerdings Mitglieder der Gruppe lebend angetroffen und die Geschichte als Mythos eingestuft.[1]
Legende
Die Geschichte basiert auf einer Kriegsreportage zweier Redakteure der Zeitung Krasnaja Swesda („Roter Stern“), die über die Schlacht um Moskau berichteten. Nach Ermittlungen der sowjetischen Militärstaatsanwaltschaft aus dem Jahr 1948 haben die Ereignisse so aber nie stattgefunden.
Bei den Abwehrkämpfen am 16. November 1941 verschanzten sich des Berichts der Journalisten zufolge 28 Infanteristen der Division Panfilows (die sogenannten Panfilowzy) bei Wolokolamsk und hielten am 14. und 16. November (Schlacht von Dubossekowo) dem Angriff der 2. Panzer-Division der Wehrmacht stand. Fast alle Panfilowzy kamen der Legende nach bei dieser Verteidigungsaktion ums Leben.
Tatsächlich kämpfte Panfilows Einheit damals jedoch an einer anderen Stelle der Front. Bei der tatsächlichen Schlacht von Dubossekowo, an der Panfilows Truppen nicht beteiligt waren, fielen zudem viel mehr als die angegebenen 28 Soldaten.
1948 verfasste der militärische Oberstaatsanwalt der UdSSR, Nikolai Afanassjew, einen Bericht zur Entstehung des Zeitungsberichtes in der „Krasnaja Swesda“, wobei er die unsaubere Recherche der Redakteure bemängelte und feststellte, dass einer der angeblich gefallenen Helden in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten war und sich als Polizist in deutschen Diensten an der Deportation von Zwangsarbeitern beteiligt habe.
Nachdem der Heldenkult um die 28 Rotarmisten über viele Jahrzehnte in der Sowjetunion und auch später noch gepflegt worden war, rief die Veröffentlichung der tatsächlichen Geschichte der „Panfilow-Helden“ im Sommer 2015 heftige Kritik aus verschiedenen Teilen der russischen Gesellschaft am Leiter des russischen Staatsarchivs, Sergei Mironenko, und anderen Historikern hervor, die den Wahrheitsgehalt der Propaganda-Legende in Frage gestellt hatten.[2]
Das Fernsehen berichtete, dass in Wirklichkeit mehrere der Rotarmisten sich den Deutschen ergeben und überlebt hätten. Andrej Schalopa, der Regisseur eines zur gleichen Zeit produzierten und mit hohen Zuschüssen staatlich geförderten Kriegsfilms Panfilov’s 28 Men, der die Heldentaten der Panfilowzy in unhistorischer Weise verherrlicht, kritisierte die historischen Enthüllungen: „Diese Demaskierung und Entzauberung der Heldentaten ist sinnlos und unmoralisch.“[3]
Auszeichnungen und Ehrungen
Panfilow erhielt posthum den Leninorden. Die kasachische Stadt Dscharkent trug zwischen 1941 und 1991 zu seinen Ehren den Namen Panfilow. Auch das Dorf Staro-Nikolajewka in Kirgisistan wurde nach Panfilow benannt. Zudem tragen zahlreiche Straßen, Plätze und Parks in den Nachfolgerepubliken der Sowjetunion seinen Namen, etwa der Park der 28 Panfilowzy in Almaty und der Park in Bischkek. Das Denkmal der 28 Panfilowzy befindet sich bei Dubosekowo, Oblast Moskau. Auch wurde die Schützendivision, die er befehligt hatte, nach ihm benannt. 1963 gab die sowjetische Post, 2000 die kirgisische Post eine Sondermarke zu Ehren Panfilows heraus.
Literatur
- Andreas Hilger: Sowjetische Kriegsgefangene in deutschem Gewahrsam. Schicksalsklärung und Forschungsfragen. In: Jürgen Zarusky (†), Sybille Steinbacher (Hrsg.): Der deutsch-sowjetische Krieg 1941–1945. Geschichte und Erinnerung. Wallstein, Göttingen 2020, ISBN 978-3-8353-3564-6, S. 79–100 (zu den 28 Panfilov-Helden: S. 91 f.).
Weblinks
- Artikel Панфилов Иван Васильевич in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (BSE), 3. Auflage 1969–1978 (russisch)
- Internetprojekt „Герои Страны“ (russisch).
Einzelnachweise
- ↑ Государственный архив Российской Федерации - ГАРФ - О 28 панфиловцах. Abgerufen am 24. November 2021.
- ↑ Nikolai Klimeniouk: Die unfassbare Lüge dieser Helden. Reportage in der FAZ vom 28. Juli 2015, abgerufen am 26. November 2016.
- ↑ Udo Lielischkies: Falsche Helden. Fernsehbericht im BR vom 20. November 2016, abgerufen am 26. November 2016 (Video aus der Mediathek (Memento vom 27. November 2016 im Internet Archive)).