Ctenopelmatinae

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Ctenopelmatinae

Hadrodactylus villosulus aus Belgien

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Unterordnung: Taillenwespen (Apocrita)
Überfamilie: Schlupfwespenartige (Ichneumonoidea)
Familie: Schlupfwespen (Ichneumonidae)
Unterfamilie: Ctenopelmatinae
Wissenschaftlicher Name
Ctenopelmatinae
Förster, 1869

Ctenopelmatinae sind eine artenreiche, weltweit verbreitete Unterfamilie der Schlupfwespen, die sowohl in gemäßigten Regionen als auch in den Tropen viele Arten umfasst. Weltweit sind etwa 1.350 Arten in ca. 105 Gattungen beschrieben, es gibt vermutlich noch viele unbeschriebene Arten und Gattungen.[1] In Deutschland sind (Stand 2004) 389 Arten in 62 Gattungen bekannt, manche mit vielen Arten, zum Beispiel Hadrodactylus, Campoderus, Mesoleirus und Lathrolestes.[2][3]

Ein älteres Synonym ist Scolobatinae.

Morphologie

Die Ctenopelmatinae können sehr klein oder auch groß sein, mit einer Vorderflügellänge von 2,9 bis 22 mm. Das Gesicht oder die Stirn ist oft hell. Die Ctenopelmatinae können leicht mit Tryphoninae verwechselt werden (insbesondere bei den Männchen). Bei den Ctenopelmatinae ist die Körperoberfläche meist matt, bei den Tryphoninae meist glänzend. Am apikalen Ende der Tibia des Vorderbeines befindet sich bei den Ctenopelmatinae ein nach außen gerichteter Fortsatz, der je nach Art unterschiedlich groß und deutlich ist. Der Legebohrer ist eingekerbt oder nadelförmig, er ist meist kurz, etwa so lang wie das Metasoma. Der Clypeus ist recht flach, meistens breit und kurz, oft mit Borsten besetzt. Am Hinterbein befinden sich stets zwei tibiale Endsporne.[1][4]

Mesoleius armillatorius

Die Arten können meist nur von Spezialisten bestimmt werden, oft muss Vergleichsmaterial oder sogar Typusmaterial verwendet werden.[2]

Lebensweise

Ctenopelmatinae sind Endoparasiten von Pflanzenwespen. Sie entwickeln sich in den Larven. Die Eiablage erfolgt in der Regel in mittlere Larvenstadien der Pflanzenwespen. Nur die Arten der Tribus Pionini legen mit ihrem sehr dünnen Legebohrer ihre Eier in das Wirtsei oder in sehr junge Larven. Die Wirtslarve wird erst getötet, wenn sie ausgewachsen ist und ihren Kokon zur Verpuppung gesponnen hat. Manche Wirte gelten als (Forst-)Schädlinge, für die die Schlupfwespen Gegenspieler darstellen.[2][1]

Syntactus delusor

Nur ausnahmsweise werden andere Wirte befallen. In Mitteleuropa befällt Lathrolestes clypeatus Trugmotten der Gattung Eriocrania, die in Blättern minieren.[2]

Systematik

Die Ctenopelmatinae werden mit 18 weiteren Unterfamilien zur Gruppe der Ophioniformes gezählt. Es ist unsicher ob sie monophyletisch sind, vermutlich sind sie paraphyletisch. Vielleicht sind sie mit den Mesochorinae und den Hybrizontinae näher verwandt.[5]

Die Ctenopelmatinae gliedern sich in folgende Triben: Chirionotini (= Olethrodotini), Ctenopelmatini, Euryproctini, Mesoleiini, Perilissini, Pionini, Scolobatini, Seleucini (nur eine Gattung, Seleucus), Westwoodiini (fünf Gattungen, Australien).[1][6]

Seleucus cuneiformis, Weibchen aus Österreich, Plöckenstein

Die Gattung Seleucus wurde von Townes (1971) in die Unterfamilie Phrudinae gestellt, inzwischen aber wird sie als eigene Tribus, Seleucini, zu den Ctenopelmatinae gerechnet. Derzeit kennt man nur eine Art dieser Gattung: S. cuneiformis, die in Deutschland, Österreich, Tschechien und weiteren Ländern der Paläarktis vorkommt.[7]

Die Tribus Scolobatini besteht aus nur 5 Gattungen, ist aber weltweit verbreitet. Die artenreichste Gattung der Tribus ist Physotarsus mit derzeit 32 Arten, vor allem aus der Neotropis.[8][9]

Einheimische Gattungen sowie eine Auswahl weiterer Gattungen

In Deutschland nachgewiesene Gattungen (Stand 2000, auch Anzahl der Arten in D nach[3])

Einzelnachweise

  1. a b c d G. Broad, M. R. Shaw, M. G. Fitton: Ichneumonid Wasps (Hymenoptera: Ichneumonidae): their Classification and Biology. Hrsg.: Royal Entomological Society. Band 7, Nr. 12, 2018, ISBN 978-1-910159-02-6, S. 134–142.
  2. a b c d K. Schmidt & F. Zmudzinski: Beiträge zur Kenntnis der badischen Schlopfwespenfauna (Hymenoptera, Ichneumonidae) 4. Adelognathinae und Ctenopelmatinae. In: carolinaea. Band 62. Karlsruhe 2004, S. 113–127.
  3. a b K. Horstmann: Ichneumonidae. In: H. Dathe, A. Taeger, S. M Blank (Hrsg.): Verzeichnis der Hautflügler Deutschlands (Entomofauna Germanica). Band 4, 2001, S. 69–103.
  4. H. Goulet, J. T. Huber: Hymenoptera of the world: An identification guide to families. Otawa, Ontario 1993, ISBN 0-660-14933-8, S. 434.
  5. Andrew M.R. Bennett, Sophie Cardinal, Ian D. Gauld, David B. Wahl: Phylogeny of the subfamilies of Ichneumonidae (Hymenoptera). In: Journal of Hymenoptera Research. Band 71, 30. August 2019, ISSN 1314-2607, S. 1–156, doi:10.3897/jhr.71.32375 (pensoft.net [abgerufen am 24. Januar 2021]).
  6. D. S. Yu, K. Horstmann: Taxapad. In: Database on flash-drive. www.taxapad.com. Ottawa, Ontario 2012.
  7. Kees van Achterberg, Ewald Altenhofer: Notes on the biology of Seleucus cuneiformis Holmgren (Hymenoptera, Ichneumonidae, Ctenopelmatinae). In: Journal of Hymenoptera Research. Band 31, 20. März 2013, ISSN 1314-2607, S. 97–104, doi:10.3897/jhr.31.4204 (pensoft.net [abgerufen am 24. Januar 2021]).
  8. Kira Zhaurova, Robert Wharton: A revision of Physotarsus Townes (Hymenoptera: Ichneumonidae: Ctenopelmatinae), with description of 18 new species. In: Zootaxa. Band 2207, Nr. 1, 24. August 2009, ISSN 1175-5334, S. 1–52, doi:10.11646/zootaxa.2207.1.1 (biotaxa.org [abgerufen am 24. Januar 2021]).
  9. Alexey Reshchikov, Ilari Eerikki Sääksjärvi: Seven new species of the genus Physotarsus Townes 1966 (Hymenoptera, Ichneumonidae) from South America. In: Zootaxa. Band 3972, Nr. 1, 10. Juni 2015, ISSN 1175-5334, S. 26, doi:10.11646/zootaxa.3972.1.2 (biotaxa.org [abgerufen am 24. Januar 2021]).