Günther Schifter

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Günther „Howdy“ Schifter (* 23. Dezember 1923 in Wien; † 11. August 2008 in Salzburg) war ein in Wien lebender österreichischer Journalist, Schauspieler und Radio- und Fernsehmoderator.

Leben

Günther Schifter war bis zur Auflösung 1938 Schüler des Jesuitenkollegs Kalksburg und legte dann 1942 die Matura an einem Wiener Gymnasium ab. Im selben Jahr erfolgte die Einberufung zur Wehrmacht, wo er aber schon nach vier Monaten wieder entlassen wurde. Anschließend musste bei der Firma Schrack einen Arbeitsdienst verrichten, wo er u. a. Radioapparate justierte. Dabei konnte er Feindsender (BBC) abhören und wurde deshalb im Dezember 1944 verhaftet und ins Lager Maria Lanzendorf verbracht. Im April 1945 gelang Schifter die Flucht nach Wien.

1945 begann er ein Studium an der Hochschule für Welthandel in Wien und hielt im Kosmos-Kino, damals im amerikanisch besetzten Sektor, Vorträge über amerikanische (Jazz-)Musik.[1] Daneben gab er Deutsch-Kurse, bei denen er Stuart Green, den Leiter des Senders Rot-Weiß-Rot, kennenlernte. Green engagierte ihn ab Jänner 1949 für Sendungen; bis 1953 war er auch als Nachrichtensprecher eingesetzt. Damit begann Schifters lange Karriere beim Rundfunk.

Beim Österreichischer Rundfunk wurde er durch Jazz-, Countrymusik-Sendungen (Western Saloon) und Sendungen über die Geschichte der Unterhaltungsmusik in Österreich zur Radiolegende. Im Jänner 1968 übernahm er von Günther Poidinger die Radiosendung Music Hall, die er mit wechselndem Namen (Günther Schifter Schellacks) zuerst auf Ö3 und ab 1984 auf Radio Niederösterreich in 1491 Ausgaben präsentierte. Mit seiner einprägsamen Stimme und seinem „Geschichtsunterricht“ – er lieferte zu jedem Entstehungsjahr der gespielten Titel eine launige Geschichte und erzählte vom Tagesgeschehen jener Zeit – war „Howdy“ beim Publikum sehr beliebt. Seinen Spitznamen „Howdy“ verdankte er den Begrüßungsworten zu seinen Sendungen: „Howdy, friends and neighbours“. 1999 wurde seine Sendung Schellacks auf Betreiben der damaligen Intendantin von Radio Niederösterreich eingestellt. Anschließend moderierte er die Sendung Schellack Souvenirs im Bayerischen Rundfunk bis zur Beendigung seiner Tätigkeit im Jahr 2003.

Im Fernsehen (FS2) gestaltete er 1975/76 ebenfalls Folgen des Western Saloon, 1978/79 Schellacksendungen und ab 1981 die Sendereihe Jazz am Samstag. Gelegentlich war er hier auch als Schauspieler zu sehen: 1979 als Taxler in der Folge Drohbriefe der Kriminalserie Kottan ermittelt, 1980 gemeinsam mit Chris Lohner, Eddi Arent, Felix Dvorak und Ilona Gusenbauer in der The Crazy Horror Show.

Privat besaß er mit mehr als 30.000 Aufnahmen eine der größten Schellack- und Schallplattensammlungen mit dem Schwerpunkt Jazz und Swing, deren Grundstein das Geschenk einer Schellackplatte seiner Eltern zu seinem fünften Geburtstag war.

Am 11. August 2008 starb Günther Schifter nach schwerer Krankheit im Landeskrankenhaus in Salzburg und wurde am 28. August am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt (Gruppe 79, Reihe 41, Nummer 9),[2] 2013 erfolgte die Inobhutnahme durch die Stadt Wien als ehrenhalber gewidmetes Grab.

Schifter war ab 1975 Mitglied der Freimaurerloge Libertas und 1976 Gründungsmitglied der Loge Zur Bruderkette.[3]

Ehrungen

Im Jahr 2011 wurde in Wien-Floridsdorf (21. Bezirk) die Schiftergasse nach ihm benannt.[4]

Die Österreichische Mediathek, der Schifter seine Sammlung bereits zu Lebzeiten übergab, würdigt ihn und sein Schaffen in einer eigenen Onlineausstellung.

Zitate

Grabstätte von Günter Schifter

(Zitiert nach Gerhard Pohls „Howdy, Mr. Schellack“ vom 4. März 2005)

  • „Ich gab damals neben meinem Studium an der Hochschule für Welthandel an der Berlitz School Deutschstunden für Ausländer. Unter meinen Schülern war auch Stuart Green, der amerikanische Leiter des Senders Rot-Weiß-Rot. Eines Tages fragte er mich, ob ich nicht eine Sendung machen wollte. He, he, he. So kam ich zum Radio!“
  • „Vor Pensionistenvereinen tret’ ich noch mit meinen Schellacks auf. Die haben dort allerdings kein Geld. Da mach ich’s halt gratis. He, he, he!“

Audio-CD

  • Howdy (Various Jazz und Anekdoten, Günther Schifter, 2001)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siehe dazu die Ankündigungen:
    Veranstaltungen des Information Center im Kosmos-Kino. In: Wiener Kurier. Herausgegeben von den amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung, 6. Mai 1950, S. 2 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wku
    Veranstaltungen des US-lnformation Center im Kosmos-Kino. In: Wiener Kurier. Herausgegeben von den amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung, 13. Mai 1950, S. 2 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wku
    Information-Center-Vorträge nächste Woche im Kosmos-Kino. In: Wiener Kurier. Herausgegeben von den amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung, 2. September 1950, S. 4 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wku
    Veranstaltungen der nächsten Woche im Kosmos-Theater. In: Wiener Kurier. Herausgegeben von den amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung, 30. September 1950, S. 4 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wku
    Veranstaltungen der nächsten Woche im Kosmos-Theater. In: Wiener Kurier. Herausgegeben von den amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung, 7. Oktober 1950, S. 4 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wku
    Veranstaltungen der nächsten Woche im Kosmos-Theater. In: Wiener Kurier. Herausgegeben von den amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung, 21. Oktober 1950, S. 4 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wku
    Die Veranstaltungen dieser Woche im Kosmos-Theater. In: Wiener Kurier. Herausgegeben von den amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung, 11. Dezember 1950, S. 4 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wku
  2. Günther Schifter in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at
  3. Günter K. Kodek: Die Kette der Herzen bleibt geschlossen. Mitglieder der österreichischen Freimaurer-Logen 1945 bis 1985. Löcker, Wien 2014, ISBN 978-3-85409-706-8, S. 216.
  4. Schiftergasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien