Rembrandt und Saskia im Gleichnis vom verlorenen Sohn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Juni 2022 um 05:31 Uhr durch imported>TaxonKatBot(2318584) (Bot: Kategorie:Gemälde (Eremitage) umbenannt in Kategorie:Gemälde der Eremitage (Sankt Petersburg): laut Diskussion).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Rembrandt und Saskia im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Rembrandt)
Rembrandt und Saskia im Gleichnis vom verlorenen Sohn
Rembrandt, etwa 1637
Öl auf Leinwand
161 × 131 cm
Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden

Rembrandt und Saskia im Gleichnis vom verlorenen Sohn, auch genannt De verloren zoon in een herberg, The Prodigal Son in the Brothel oder The Prodigal Son in the Tavern, ist ein Gemälde des niederländischen Malers Rembrandt van Rijn. Bildthema ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus dem Neuen Testament (Lk 15,13 EU), mit Rembrandt und seiner Frau Saskia als Modelle. Das Bild befindet sich in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden.[1]

Provenienz

Das Bild wurde 1749 durch einen Vermittler bei dem Pariser Kunsthändler Noël Araignon für Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen erworben. Während des Zweiten Weltkriegs wurde es mit anderen Bildern der Sammlung in die Albrechtsburg in Meißen und dann in den Eisenbahntunnel bei Rottwerndorf (Pirna) ausgelagert. Ab Juli 1945 wurden die Dresdener Museumsbestände in die Sowjetunion abtransportiert. Sie sollten als Kompensation für die Kriegsverluste sowjetischer Museen dienen. Erst 1955 veranlasste die sowjetische Regierung die Rückgabe der verschleppten Dresdner Bestände. Vor der feierlichen Wiedereröffnung der rekonstruierten Sempergalerie am 3. Juni 1956 wurden Bilder aus der Gemäldegalerie – darunter Rembrandts Doppelbildnis – zunächst im Moskauer Puschkin-Museum und dann in der Berliner Nationalgalerie ausgestellt.[2]

Beschreibung

In einem Gasthaus sitzt ein prächtig gekleideter Mann, der über seine linke Schulter in die Richtung des Betrachters schaut. Er trägt eine rote Jacke mit gebauschten Ärmeln und ein Samtbarret mit Federschmuck. An seinem Gürtel hängt ein Schwert. In der hoch emporgereckten rechten Hand hält er ein Bierglas, während die Linke auf dem Rücken der Frau ruht, die auf seinen Knien sitzt, sich in Richtung des Betrachters umdreht und ihn anschaut. Die Frau ist reich gekleidet mit Perlenschmuck im Ohr und im Haar. Auf dem Tisch hinter dem Paar stehen ein Kuchen in einer Pfauenform, ein Teller und ein Messer. Links oben an der Wand hängt eine gerahmte Schiefertafel.

Das Bild ist mit REMBRANDT F. signiert.

Röntgenaufnahmen zeigten, dass die weibliche Figur zunächst ein Musikinstrument spielte, das damals ein sündiges Leben symbolisierte. Die Pigmentanalyse zeigt Rembrandts Wahl der üblichen Pigmente wie Rotocker, Bleizinngelb, Krapplack und Smalte.[3][4]

Kunsthistorischer Hintergrund

Die beiden Personen auf dem Bild sind als Rembrandt und seine Frau Saskia identifiziert worden. Entstanden ist das Bild wohl zwischen 1634 und 1638. Es war ursprünglich als Querformat angelegt und als eine der typischen niederländischen Wirtshausszenen mit mehreren Personen konzipiert. 1638 überarbeite Rembrandt das Bild, beschnitt den linken Bildrand, übermalte eine nackte Flötenspielerin und änderte das Bild in ein Doppelporträt, was neue Möglichkeiten der Bildinterpretation eröffnete. Warum Rembrandt diese Veränderungen vorgenommen hat, ist bisher nicht bekannt.[5]

Die Geschichte vom verlorenen Sohn aus dem Lukasevangelium ist seit dem 11. Jahrhundert Thema der bildenden Kunst, oft auch in Bilderzyklen erzählt. In der Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts wird sie zu einem oft und vielfältig variierten Thema, indem sowohl sein liederliches Leben als auch seine Rückkehr in das Haus des Vaters dargestellt werden.[6][7] In der protestantischen Kultur war das Thema des verlorenen Sohnes aufgrund seines moralischen Hintergrunds ein häufiges Thema für Kunstwerke.

Die Rückkehr des verlorenen Sohnes, 1666–1669, Eremitage, St. Petersburg

Rembrandt hat sich mit dem Thema ein Leben lang auseinandergesetzt. Ein Jahr nach dem Doppelporträt von 1635 entstand eine Radierung, in der die Begegnung von Vater und Sohn vor dem Tor des väterlichen Hauses dargestellt ist. Bis zu seinem Bild Die Rückkehr des verlorenen Sohns, das er im Jahr seines Todes vollendet hat und das heute in der Eremitage in St. Petersburg aufbewahrt wird, sind insgesamt sechs Zeichnungen erhalten. Sie sind ein Hinweis darauf wie intensiv sich Rembrandt über einen Zeitraum von 30 Jahren mit diesem biblischen Gleichnis beschäftigt hat.

Literatur

  • Josua Bruyn u. a.: The prodigal son in the tavern, in: A Corpus of Rembrandt Paintings. Stichting Foundation Rembrandt Research Projec. Vol. 3. New York, Springer 1989. S. 134–147.
  • Roberta D'Adda, Giovanni Arpino: Rembrandt. Flammarion, Paris, 2006, ISBN 2-08-011578-2.
  • Kunstbesitz. Kunstverlust. Objekte und ihre Herkunft. Ausstellungskatalog. Dresden 2018. Hrsg. Staatliche Kunstsammlungen Dresden und Abteilung Forschung und wissenschaftliche Kooperation und Daphne Projekt, Dresden 2018. S. 75.

Weblinks

Commons: Rembrandt und Saskia im Gleichnis vom verlorenen Sohn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Das Gemälde in der Staatlichen Kunsthalle Dresden

Einzelnachweise

  1. SKD | Online Collection. Abgerufen am 10. Dezember 2021.
  2. Staatliche Kunstsammlungen Dresdenonline-Galerie, abgerufen am 10. Dezember 2021
  3. Kühn, Hermann.: Untersuchungen zu den Pigmenten und Malgründen Rembrandts, durchgeführt an den Gemälden der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. 1977, S. 223–233.
  4. Rembrandt, Self-Portrait with Saskia. Abgerufen am 10. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  5. Anne Mrosowski: Rembrandt, Selbstbildnis mit Saskia The Artinspector, abgerufen am 10. Dezember 2021
  6. Der verlorene Sohn in der Kunst (1537 - 1773) Kunstbeziehungen, abgerufen am 12. Dezember 2021.
  7. Lisa Ritter: Die Rückkehr des verlorenen Sohnes in der Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts. Graz, Magisterarbeit Universität Graz 2018.