Jacob Reinbold Spielmann

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Jacob Reinbold Spielmann, Stich von Christophe Guérin, 1781

Jacob Reinbold Spielmann, auch Jakob und Reinhold (* 31. März 1722 in Straßburg; † 9. September 1783 ebenda) war ein französischer Apotheker, Mediziner und Chemiker.

Leben

Die Familie der Spielmanns lässt sich schon im 15. Jahrhundert in Straßburg nachweisen. Johann Jakob Spielmann, der Vater von Jacob Reinbold, erwarb 1657 von Albrecht Weßner, dem Großvater seiner Frau, die Apotheke „Zum (goldenen) Hirschen“ (Pharmacie du Cerf). Die Apotheke stand schon 1348, eventuell sogar schon 1268 an der gleichen Stelle. Sie ist heute die älteste Apotheke Frankreichs.[1][2] Jacob Reinbold wurde von seinem Vater in der heimischen Apotheke unterrichtet. Sie befindet sich noch heute in der Straßburger Rue de Mercière.[3]

Bereits 1742 legte Spielmann die Apothekerprüfung in Straßburg ab. In den folgenden Jahren führte er die elterliche Apotheke. 1755 wurde er an der Universität Straßburg Professor für Medizin, 1756 für Dichtkunst und 1759 für Medizin, Chemie und Pharmakognosie.[4] Auch später arbeitete er noch in der elterlichen Apotheke und hielt dort sogar Vorlesungen.[3] 1760 wurde er mit dem akademischen Beinamen Heraclides IV. zum Mitglied (Matrikel-Nr. 631) der Leopoldina gewählt.[5] 1764 wurde er Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. Seit 1772 war er korrespondierendes Mitglied der Académie des sciences.[6]

Während seiner von April 1770 bis August 1771 dauernden Straßburger Studienzeit, folgte Johann Wolfgang von Goethe während des Wintersemesters als Gasthörer den Vorlesungen Spielmanns an der Straßburger Universität und in der Hirschapotheke.[7] Von Spielmann übernahm er auch den Ausdruck encheiresin naturae (wörtlich übersetzt: „Zugriff der Natur“). Spielmann meinte damit, dass natürliche Kräfte die Bestandteile einer Substanz selbige zu einer Gesamtheit verbinden.[8]

Werke

Spielmann verfasste wichtige Lehrbücher, die in viele Sprachen übersetzt wurden.

  • Pharmacopoea generalis, Argentorati, Treuttel, 1783, 372 Seiten.
  • Institutiones materiae medicae: praelectionibus academicis accomodatae, Argentorati, Bauer, 1774, 656 Seiten.
  • Institutiones materiae medicae., 1784
  • Syllabus medicamentorum, 1777
  • Instituts de Chemie, 1770
  • Anleitung zur Kenntniß der Arzneymittel, 1785
  • Chemische Begriffe und Erfahrungen, 1783
  • Kleine praktische, medicinische und chemische Schriften, 1786
  • Institutiones chemiae praelectionibus adademicis adcommodatae, 1763 Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. bad-bad.de, Auf den Spuren Goethes im Elsass, abgerufen am 26. Februar 2008
  2. H. G. Schwieger und Gottfried Zöbl: Die alte Apotheke. Verbandstoff-Fabriken Paul Hartmann, Heidenheim/Brenz 1954, S. 16 f.
  3. a b W. Dörr, Goethe und Apotheker Spielmann. In: Süddeutsche Apotheker-Zeitung., 89/1949, S. 628–34.
  4. Spielmann, Jakob Reinhold. In: Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften. Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990. Akademie Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-05-002153-5, S. 343.
  5. Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, S. 224 Digitalisat
  6. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe S. Académie des sciences, abgerufen am 4. März 2020 (französisch).
  7. R. Heitz,Goethe und die Augenheilkunde in Straßburg (1770–1771), Julius-Hirschberg-Gesellschaft
  8. Vortrag für Ärzte-Senioren anlässlich der Ärztewoche Thüringen 2006 (Memento des Originals vom 2. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.laek-thueringen.de