Mesilim

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Keulenkopf von Mesilim, König von Kiš Votivgave aus Girsu Louvre AO2349

Mesilim, auch Mesalim, (etwa 2600/2400 v. Chr.). war ein König von Kiš. Er wird jedoch nicht in der sumerischen Königsliste erwähnt. Durch Votivgaben und Tempelbauten, die mit seinem Namen verbunden sind, ist Mesilim einer der ersten Könige in Mesopotamien, die durch eigene Inschriften bekannt sind.[1][2] Wie seine Inschriften aus Girsu und Adab zeigen, übte Mesilim eine Art Hegemonie zumindest über weite Teile des südlich von Kiš gelegenen Sumer aus.

Quellen und Datierung

Ein Keulenkopf aus Girsu mit einem Löwenfries und einer Inschrift aus Girsu ist das bekannteste Monument, das an Mesilim erinnert. Dazu kommen zwei Inschriften aus Adab als zeitgenössische Quellen.[3] Anlässlich des Grenzstreites zwischen Lagaš und Umma erwähnen ihn die Herrscher Eanatum und Enmetena von Lagaš mehrfach in ihren Inschriften.[4] Wie bereits erwähnt fehlt sein Name in der viel späteren Sumerischen Königsliste und er sollte deshalb auch besser nicht in eine der nach der Königsliste aufgelisteten Dynastie eingeordnet werden. Aus seinen Inschriften wissen wir, dass er gleichzeitig mit den Herrschern Lugalshagengur in Lagash und Lugalkisalesi in Adab regierte. Lugalshagengur muss vor dem König Urnanše von Lagash regiert haben, dessen Regierungszeit grob auf 2500-2450 geschätzt wird.[5] Wie groß der Abstand zu Urnanše ist, ist nicht bekannt.

Historische Informationen und Grenzkonflikt von Lagash und Umma

Mesilim weihte dem Stadtgott von Girsu, Ningirsu eine Keule, deren Knauf sich heute im Louvre befindet.[6] In der Inschrift wird erwähnt, dass Mesilim Ningirsu den Tempel von Girsu erbaut hat. Dies lässt den gleichzeitig erwähnten lokalen Herrscher Lugalshagengur wie einen Statisten erscheinen. In Adab vollzog Mesilim einen Ritus im wichtigsten Tempel, was den gleichzeitig erwähnten Herrscher Lugalkisalesi ebenfalls wie einen Statisten erscheinen lässt. Eine wesentlich jüngere Überlieferung nach der Mesilim für den Sonnengott Utu den Tempel in seiner Stadt Larsa gebaut hat, ist aufgrund des großen zeitlichen Abstandes unsicher. In einer zweiten Inschrift aus Adab bezeichnet sich Mesilim als "geliebtes Kind der (Muttergöttin) Ninḫursanga.

In das Bild eines Königs, der über den lokalen Herrschern stand, passen auch die erwähnten Berichte aus Lagash, wonach Mesilim, nachdem der Gott Enlil die Grenze zwischen Lagash und Umma festgelegt hatte, dort Stelen als Markierung errichtete und damit einen Grenzstreit zwischen den benachbarten sumerischen Kleinstaaten schlichtete. Nach einer Inschrift hat Mesilim dabei auf Geheiß des Gottes Ištaran die Felder an der Grenze nochmal vermessen, ehe er die Stelen errichtete.[7] Der Streit um die Bewässerungsrechte ging aber weiter. Urnanše führte bereits wieder Krieg mit Umma, ebenso wie sein Sohn Akurgal und sein Enkel Eanatum. Dieser schildert den Konflikt auf seiner berühmten Geierstele. Auch mit Eanatums Sieg in diesem Konflikt war der Konflikt nicht ausgestanden, sondern brach einige Jahre später unter En-metena von Lagash erneut aus. Dieser Herrscher berief sich dabei zum letzten Mal auf Mesilim.  

Herkunft aus Der

Eine Theorie von Jerrold S. Cooper über seine Herkunft besagt, dass er ursprünglich ein Ursopator aus der Stadt Der ist, entsprechend ruft er bei einer Schlichtung den Gott Ištaran, den Stadtgott der Stadt Der, um Beistand an. Zusätzlich würde damit der Umstand erklärt, warum er nicht in der Königsliste von Kiš aufgenommen wurde. Durchsetzen konnte sich diese Idee aber nicht vollständig, da dazu weitere Belege fehlen[8][2]. Josef Bauer hat eingewendet, dass Ištaran ein Schwurgott von überregionaler Bedeutung war und dass dies der Grund für seine Nennung durch Mesilim gewesen sein könnte.[9]   

Mesilim-Stil

Rollsiegel im Mesilim-Stil

In der deutschen Literatur gab es die sogenannte Mesilim-Zeit, bzw. den Mesilim-Stil in der Kunst. Der Mesilim-Stil zeichnet sich durch eine vereinfachte Darstellung der Glyptik aus. Die Tiere und Menschen werden auf den Rollsiegeln zu endlosen Ketten verwoben und die Tiere werden auf die Hinterbeine gestellt. Es entstehen die sogenannten Tierfriese oder Figurenbänder. Auch ganz abstrakte Rollsiegel aus Rhomben und Dreiecken kommen in Mode.

In der Rundplastik dominieren langgestreckte Körper mit filigranen Gliedmaßen das Bild. Besonderes Merkmal sind die übergroßen Augen der sogenannten Beterfiguren und der entrückte, quasi transzendente Gesichtsausdruck dieser.[10]

Sind Mesilim und Mesanepada identisch?

Da Mesilim ein recht einflussreicher König gewesen zu sein scheint, ist es merkwürdig, dass er nicht auf der sumerischen Königsliste erscheint. Daher kam Edmund Gorden[11] auf die Idee, dass es sich bei Mesilim um König Mesanepada von Ur von der sumerischen Königsliste handeln könnte. Seine Argumentation stützte sich auf eine Inschrift, die in einer sumerischen und akkadischen Version vorliegt. Einmal besagt die sumerische Inschrift:

„Ebabbar, der Tempel von Mesilim erbaut, wurde von Annane, dessen Samen abgerissen ist, zerstört.“

In einem Schultext aus Sippar aus der spätbabylonischen Zeit heißt es dann auf Akkadisch:

„Der Tempel, den Mesanepada baute, wurde von Nanna, dessen Samen abgerissen ist, zerstört.“ 

Da Nanna ein Kosename des Namens Annane ist und Annane ein Nachkomme von Mesanepada war, ging er nun davon aus, dass eventuell Mesilim seinerseits eine andere Schreibform für Mesanepada sein könnte.

Thorkild Jacobsen widersprach dem aber unter anderem mit dem Hinweis, dass dem spätbabylonischen Schreibschüler die akkadische Schreibweise des Namens Mesilim fehlte, da dieser auch nicht auf der sumerischen Königsliste vorkam und er daher den Namen nahm, welchen er übersetzen konnte und zudem der Vorfahr des zweitgenannten Annane war, und so den Namen Mesilim mit Mesanepada ersetzte.[12] Bis heute ist keine weitere Verbindung von Mesilim und Mesanepada aufgetaucht. Die Widerlegung der These von Gorden wurde von Dietz-Otto Edzard akzeptiert.[13]

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Gwendolyn Leick: Who's who in the ancient Near East. Routledge, London 2002, ISBN 978-0-415-13231-2.
  2. a b Dietz O. Edzard: Mesilim in: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie. Band 8. Berlin/New York 1993.
  3. Horst Steible: Die altsumerischen Bau- und Weihinschriften. Teil II (= FAOS 5). Wiesbaden 1982, ISBN 3-515-02590-1, S. 215–217.
  4. Horst Steible: Die altsumerischen Bau- und Weihinschriften. Teil I (= FAOS 5). Wiesbaden 1982, ISBN 3-515-02590-1, S. 158, 160, 177, 230f., 234f.
  5. G. Selz, Reallexikon der Assyriologie. Bd. 14, Berlin/Boston 2014-16, ISBN 978-3-11-041761-6, S. 431.
  6. Inventarnummer AO 2349; Eintrag in der Datenbank des Louvre.
  7. Horst Steible: Die altsumerischen Bau- und Weihinschriften Teil I. (= FAOS 5). Wiesbaden 1982, ISBN 3-515-02590-1, S. 230f.
  8. Jerrold S. Cooper: Reconstructing history from ancient inscriptions: the Lagash-Umma border conflict. Undena Publications, Malibu 1983, ISBN 978-0-89003-059-2.
  9. Josef Bauer: Der vorsargonische Abschnitt der mesopotamischen Geschichte. In: Josef Bauer u.a (Hrsg.): Mesopotamien. Späturuk-Zeit und Frühdynastische Zeit (= OBO 160/1). Freiburg (CH), Göttingen 1998, ISBN 3-525-53797-2, S. 445f.
  10. Dietz O. Edzard: Mesilim B in Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie. Band 8. Leipzig 1993.
  11. Edmund I. Gordon: Mesilim and Mesannepadda: Are They Identical? In: Bulletin of the American Schools of Oriental Research Nr. 132, 1953, S. 27–30.
  12. Thorkild Jacobsen: EarlyPolitical Development in Mesopotamia in: Toward the image of Tammuz. Harvard University Press, Cambridge, Mass. 1970, ISBN 978-0-674-89810-3.
  13. Dietz-Otto Edzard, Reallexikon der Assyriologie Bd. 8, Berlin/New York 1993-97, ISBN 3-11-014809-9, S. 74.