Liebfrauenkirche (Mengen)

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Die Liebfrauenkirche in Mengen

Die Liebfrauenkirche ist die römisch-katholische Stadtpfarrkirche der Stadt Mengen (Baden-Württemberg). Geweiht ist sie der Lieben Frau. Ihr charakteristischer Zwiebelturm, auf den eine Laterne aufgesetzt ist, prägt das Stadtbild der baden-württembergischen Kleinstadt. Die Liebfrauenkirche ist eine dreischiffige, gotische Basilika mit einem fast quadratischen Chor, der Innenraum ist barockisiert.

Geschichte und Ausstattung

Die Kirche wurde ab dem Jahr 1343 an der Stelle einer zerstörten Kapelle erbaut. Ab 1450 wurde sie Pfarrkirche von Mengen, zuvor hatten die Mengener zur Pfarrei in Ennetach gehört. 1625 stürzte der ursprüngliche Kirchturm ein, der vermutlich gotisch war, und zerschlug den Chorraum. Jedoch wurden bereits innerhalb von drei Jahren Chor und Turm in der gegenwärtigen Form wieder aufgebaut.

Das Mittel- und die Seitenschiffe sind durch hohe, spitzbogige Arkaden getrennt, die von sechs kräftigen Pfeilerpaaren achteckiger Grundform getragen werden. Vermutlich seit einem Brand um 1604, vielleicht aber auch erst seit dem Umbau nach dem Einsturz des Turmes, ist das Dach der Kirche so weit herabgezogen, dass das Hochschiff im Dach verschwindet. Die Dreischiffigkeit ist von außen nicht mehr erkennbar.

In den Jahren 1991 bis 1993 wurde der Innenraum der Kirche grundlegend saniert und modernisiert.[1]

Blick auf die Orgel

Orgel

Die Orgel wurde im Jahre 1975 von der Orgelbaufirma Späth (Ennetach) und im Chorraum aufgestellt; der Prospekt wurde von dem Organologen Walter Supper so gestaltet, dass die Fenster weitgehend freigehalten wurden. Im Jahre 1995 wurde das Instrument von dem Orgelbauer Harald Rapp reorganisiert und in einem neuen Gehäuse auf der rückwärtigen Empore aufgestellt; etwa 30 % des Pfeifenmaterials wurde erneuert. Im Jahre 2012 wurde das Instrument durch die Orgelbaufirma Freiburger Orgelbau gereinigt und nachintoniert und um das Register Prinzipalbass 16' erweitert. Es hat heute 26 Register auf zwei Manualwerken und Pedal.[2]

I Hauptwerk C–g3
1. Bourdon 16’
2. Prinzipal 08’
3. Rohrflöte 08’
4. Viola di Gamba 00 08’
5. Oktave 04’
6. Spitzflöte 04’
7. Quinte 0223
8. Superoktav 02’
9. Mixtur IV 0113
10. Trompete 08’
II Schwellwerk C–g3
11. Metallgedeckt 00 08’
12. Weidenpfeife 08’
13. Praestant 04’
14. Koppelflöte 04’
15. Sesquialter II 0223
16. Waldflöte 02’
17. Sifflöte 0113
18. Scharff IV-V 01’
19. Hautbois 08’
Tremulant
Pedalwerk C–f1
20. Prinzipalbass 00 16’
21. Subbass 16’
22. Prinzipalbass 08’
23. Gemshorn 08’
24. Choralbaß 04’
25. Flötbaß 02’
26. Posaune 16’
Der Grundstein an der Kapelle nennt den Namen des Stifters Konrat Bek sowie das Jahr 1479.

Ölberg-Kapelle

Die Ölberg-Kapelle befindet sich in der Südostecke der Kirche als vorderer Abschluss des südlichen Kirchenschiffs. In der Kapelle ist mit lebensgroßen Tonfiguren das Leiden Christi am Ölberg dargestellt. Der Mengener Bürger Konrat Bek stiftete die Kapelle im Jahr 1479. An der Außenseite weist ein Grundstein darauf hin. Die Inschrift lautet: „In dem stain, da lug in, so fündstu darin met und win. Diss capell hat gemachet Konrat Bek im mcccclxxix jar.“[3]

Seit dem 18. Mai 1632 ist die Kapelle ein Wallfahrtsort. Damals stand im Dreißigjährigen Krieg die schwedische Armee vor den Toren Mengens, nachdem tags zuvor die Mengener Stadtwache mehrere schwedische Soldaten von den Pferden geschossen hatte. Die Mengener wussten sich nicht mehr zu helfen, so begannen rund 300 Geistliche, Alte und Frauen an der Ölberg-Kapelle zu beten. Der Überlieferung zufolge soll die Marienfigur in der Kapelle ihre Gesichtsfarbe verändert haben. Fast gleichzeitig zogen die Schweden ab, weil von Überlingen her das österreichische Heer nahte. So wurde die Stadt gerettet und die Kirchengemeinde feiert bis heute am ersten Sonntag nach dem 18. Mai das Mengener Maifest in Erinnerung an diese Episode.[4]

Kirchengemeinde

Die Kirchengemeinde bildet mit den Gemeinden aus Scheer, Heudorf, Blochingen und Ennetach die Seelsorgeeinheit Effata. Die Liebfrauengemeinde in Mengen unterhält den Kindergarten St. Maria, ein 2010 unmittelbar neben der Kirche neu erbautes Gemeindehaus, einen Eine-Welt-Laden, das Martinslädle und verschiedene Kleinkindgruppen.

Literatur

  • Anton Stehle: Die Kirchen in der heutigen Stadt Mengen. In: Stadt Mengen (Hrsg.): Mengen – Erinnerungen in Bildern. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1999, ISBN 3-89570-577-2, S. 12–13.
  • Manfred Hermann: Der Landkreis in seinen Bau- und Kunstwerken. In: Otto Kasper u. a.: Der Landkreis Sigmaringen. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1981, ISBN 3-7995-1066-4, S. 119 ff.

Einzelnachweise

  1. Elke Haile: Zu Unserer Lieben Frau. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 9. Februar 2015; abgerufen am 9. Februar 2015 (Kirchbeschreibung auf den Seiten der Liebfrauengemeinde).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/liebfrauen-mengen.drs.de
  2. Informationen zur Orgel (gesehen am 25. Juli 2018)
  3. Information zur Inschrift (gesehen am 1. Juni 2022).
  4. Anton Stehle: ... eine historische Führung durch Mengen, die sich an 23 Haltepunkten orientiert und sich auf 8 besonders bedeutsame Haltepunkte verkürzen lässt ... In: Geschichtsverein und Stadt Mengen (Hrsg.): Mengen – ein Gang durch die Altstadt. Stadtführer der Stadt Mengen, S. 21–22.

Weblinks

Commons: Liebfrauenkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 2′ 58″ N, 9° 19′ 39″ O