Etatismus
Etatismus (französisch État ‚Staat‘) bezeichnet eine politische Annahme, nach der ökonomische, soziale oder ökologische Probleme durch staatliches Handeln zu bewältigen sind. Der Begriff entstand um 1880 in Frankreich.[1] Etatistische Positionen vertreten etwa Merkantilismus, Marxismus (Sozialismus, Kommunismus), Borussianismus und Nationalsozialismus. Gegenpositionen zum Etatismus („Antietatismus“) vertreten Liberalismus, Libertarismus, Minarchismus, Anarchokapitalismus, Anarcho-Syndikalismus und Anarchokommunismus.
Anwendungen
Heute kann Etatismus:
- die individuelle Privatsphäre rechtlich zugunsten des staatlichen Machtbereichs einschränken;
- mit zentralistischen Staatsauffassungen verbunden sein,[2] insbesondere auf die Erweiterung bundesstaatlicher Befugnisse gegenüber den Rechten von Gliedstaaten abzielen;
- bestimmte Positionen der Planwirtschaft bezeichnen, in der die staatliche Kontrolle lediglich in wichtigen Industriezweigen wirksam wird, sowie
- eine ausschließlich auf das Staatsinteresse eingestellte Denkweise darstellen.
Etatismus in verschiedenen Ländern
Ein bürokratischer Etatismus bestand neben einem ständischen Partikularismus bereits in der Epoche des Aufgeklärten Absolutismus.[3]
In der Schweiz der Gegenwart wird damit hingegen die Stärkung der Zentralgewalt des Bundes gegenüber den Kantonen zum Ausdruck gebracht.[4]
In Frankreich steht der Gaullismus für einen zentralistischen und dirigistischen Staat.
In der Türkei ist Etatismus eines der Grundprinzipien des Kemalismus.
Der Peronismus in Argentinien basierte auf einem etatistisch-autoritären Staatsverständnis.
Einzelnachweise
- ↑ Etatismus, Markus Blaser im Wörterbuch der Sozialpolitik auf socialinfo.ch
- ↑ Klaus Schubert, Martina Klein: Das Politiklexikon. 4., aktual. Auflage, Dietz, Bonn 2006.
- ↑ Arthur Schlegelmilch: Anfänge und Perspektiven des Verfassungsstaates in Deutschland und im Habsburger Reich zwischen 1780 und 1820, in: Digitale Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 2000. Friedrich-Ebert-Stiftung
- ↑ Etatismus, duden.de, abgerufen am 27. Januar 2012