Österreichische Lösung

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Österreichische Lösung ist ein geflügeltes Wort, das meist mit negativer bzw. kritischer Konnotation medial gebraucht wird um Formelkompromisse, also Entscheidungen und vermeintliche Lösungen von Problemen als unzufriedenstellend für alle Beteiligten zu identifizieren.[1] Es wird als beschreibende Ausprägung des österreichischen Staates, dessen Kultur, Geschichte[1] und Charakterisierung als Verhandlungsdemokratie, insbesondere der großen Koalition (z. B. Parteienproporz), dem Korporatismus (z. B. Sozialpartnerschaft)[2] und Föderalismus kritisch zugeschrieben.

Beispiel für eine österreichische Lösung ist der bis Ende Oktober 2019 gültige, nur teilweise umgesetzte Nichtraucherschutz in Österreich.[3]

Frühe Beispiele

„Die Wiener Spitalfrage ist gelöst: Man ist außerstande, neue Spitäler zu bauen, aber man geht daran, die Spitäler zu verderben, die man hat. Eine echt österreichische Lösung!“

Arbeiter Zeitung vom 3. Juli 1904[4]

„Es wird also eine Lösung netto für ein Jahr sein und nächstes Jahr geht der Jammer von frischem los! Das nennt man wohl eine echt österreichische Lösung!“

Arbeiter Zeitung vom 9. Februar 1911[5]

„Ja, sogar die Revolution ist sehr anständig gemacht worden [Im Gegensatz zur turbulenteren deutschen Novemberrevolution] und so haben sich auch nach den Wahlen die roten [Sozialdemokraten] und schwarzen [Christlichsoziale] Führer zusammengesetzt, um anständig die Stellen an der Krippe zu verteilen. / Wie in einer verkrachten Schmiere wird bei uns auf Teilung gespielt und das Publikum hat eben bloß Entree zu zahlen / Auch das wird sehr anständig besorgt. / Renner [Sozialdemokrat, Staatskanzler] und Weiskirchner [Christlichsozialer, Bürgermeister von Wien] als Partner – eine echt österreichische Lösung. «Wir werden kan' Richter nöt brauch'n». / Kein Wunder, wenn das Ausland sich so gar nichts aus uns macht. Es kennt uns gar nicht.“

Wiener Caricaturen vom 10. März 1919[6]

„Es ist eine echt österreichische Lösung – so echt österreichisch, daß man sie hätte voraussagen können. Darf der Remarque-Film gespielt werden? Nun – o, du mein Österreich! -, von fünf bis sieben Uhr ja, aber nach sieben Uhr nicht!“

Arbeiter Zeitung vom 9. Jänner 1931[7]

„In Wirklichkeit sollten nach dem Statut der Nationalbank solche Finanz- oder Mobilisierungswechsel von der Belehnung überhaupt ausgeschlossen sein. Die Erhöhung der Eskontierungsgebühr zur Beschönigung solcher Wechselbelehnungen ist eine echt österreichische Lösung: man begeht einen Verstoß, aber hebt dafür eine höhere Gebühr ein …“

Arbeiter Zeitung vom 20. März 1932[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Die typisch österreichische Lösung (Deutsch) In: Die Presse . 25. Oktober 2013. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
  2. Was ist ein mehrheitsförderndes Wahlrecht? (Deutsch) In: Hallo Salzburg . 12. Januar 2017. Abgerufen am 1. Dezember 2021.
  3. derstandard.at – „Kdolsky: Gute österreichische Lösung“
  4. Der Schandfleck Wiens. In: Arbeiter-Zeitung, 3. Juli 1904, S. 2 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  5. Die italienische Rechtsfakultät. In: Arbeiter-Zeitung, 9. Februar 1911, S. 3 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  6. Weltbühne. In: Wiener Caricaturen, 10. März 1919, S. 2 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wcc
  7. Mehr als ein Film!. In: Arbeiter-Zeitung, 9. Jänner 1931, S. 1 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  8. Wirtschaft und Gewerkschaft – Kienböcks Eskontierungsgebühr. In: Arbeiter-Zeitung, 20. März 1932, S. 9 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze