Bahnhof Neukieritzsch
Neukieritzsch | |
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Bahnsteige (2012)
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Daten | |
Betriebsstellenart | Bahnhof |
Lage im Netz | Trennungsbahnhof |
Bauform | Durchgangsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 4 |
Abkürzung | LNK[1] |
IBNR | 8010243[2] |
Eröffnung | 19. September 1842 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Neukieritzsch |
Land | Sachsen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 9′ 1″ N, 12° 24′ 47″ O |
Höhe (SO) | 141,95 m |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe und Haltepunkte in Sachsen |
Der Bahnhof Neukieritzsch ist eine Betriebsstelle der Bahnstrecke Leipzig–Hof und der hier abzweigenden Bahnstrecke Neukieritzsch–Chemnitz auf dem Gemeindegebiet von Neukieritzsch in Sachsen. Von 1909 bis 1999 hatte zudem die heute abgebaute Bahnstrecke Neukieritzsch–Pegau hier ihren Ausgangspunkt. Das Empfangsgebäude ist denkmalgeschützt.
Lage
Der Bahnhof liegt an Streckenkilometer 21,128 der Hauptbahn Leipzig–Hof. Er ist Ausgangspunkt einer weiteren Hauptbahn nach Chemnitz. An dieser Strecke befindet sich der Bahnhof an Kilometer 0,323. Zudem begann in Neukieritzsch von 1909 bis 1999 auch noch eine weitere Strecke nach Pegau an Kilometer 0,0, in deren Streckengleis ein von 1976 bis 1992 betriebenes drittes Gleis zur Bahnstrecke Leipzig–Hof von der Abzweigstelle Trachenau auf Höhe der Straßenbrücke Bornaer Straße einmündete.
Er befindet sich etwa 200 Meter östlich des Ortskerns von Neukieritzsch in seinen heutigen Ausmaßen und grenzt an die Bundesstraße 176 (Bornaer Straße) sowie die Bahnhofstraße.
An der Leipzig-Hofer Bahn sind die Haltepunkte Böhlen Werke und Deutzen die benachbarten Stationen. Beide liegen in etwa vier Kilometern Entfernung. An der Chemnitzer Strecke ist dies der Haltepunkt Lobstädt, dreieinhalb Kilometer entfernt gelegen. Die nächste Station auf der abgebauten Strecke nach Pegau war der Haltepunkt Droßdorf, dessen Abstand zum Bahnhof Neukieritzsch ungefähr dreieinhalb Kilometer betrug.
Geschichte
Zu Beginn der 1840er Jahre begann der Bau der Strecke Leipzig–Hof. 1842 war die Strecke zwischen Leipzig und Altenburg fertiggestellt. Am 19. September desselben Jahres ging ein Haltepunkt mitten auf unbebautem Gebiet in Betrieb. Dies betraf sowohl den Personen- als auch den Güterverkehr. Der Haltepunkt wurde benötigt, um Lokomotiven mit Wasser und Kohle nachfüllen zu können. Am Tag der Inbetriebnahme traf der erste Zug um 9:00 Uhr ein. Dieser führte 25 Wagen und transportierte 500 Personen. Eine Menschenmenge begrüßte am geschmückten Haltepunkt den Zug. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinen dem Haltepunkt zugehörigen Ort. Es gab aber bereits eine Staatsstraße. Sie begann in Leipzig, führte über Zwenkau und Borna nach Altenburg. Während des Bahnbaus erfolgte eine Erneuerung dieser Straße. Auch ihr Verlauf wurde geändert. Aus Richtung Zwenkau kommend überquerte sie das Gleis im rechten Winkel im Bereich des Haltepunkts. Somit waren die Voraussetzungen für den Güterumschlag von der Schiene auf die Straße gegeben.
Um den Haltepunkt entwickelte sich eine Siedlung. Es entstanden zunächst unter anderem ein Kohleschuppen, Güterschuppen, ein Wasserhaus und eine Werkstatt. In der Umgebung errichtete man 1842 ein Gasthaus. Auch eine Ziegelei, Baubetriebe und erste Wohnhäuser kamen hinzu.
Obwohl auf der Flur von Pürsten gelegen, erhielt die Station den Namen des zwei Kilometer nordwestlich gelegenen Ortes Kieritzsch. Erst nach Bildung der Gemeinde Neukieritzsch im November 1935 erhielt auch der Bahnhof am 4. Oktober 1936 deren Namen.
Am 14. Januar 1867 ging die Strecke nach Borna in Betrieb. Ein Empfangsgebäude mit Bahnhofsgaststätte wurde errichtet. Zum Baujahr des Gebäudes existierten unterschiedliche Daten. Es ist von 1863 und 1885 die Rede. Laut einem Artikel der Leipziger Volkszeitung gilt es als unbekannt.[3] 1907 oder 1910 entstand ein Personentunnel und eine Brücke über die Gleise. 1907 ging auch der Güterbahnhof in Betrieb. Mit dem Inbetriebnahme der Strecke nach Pegau kam im Jahre 1909 eine weitere Strecke hinzu. Somit entwickelte sich Neukieritzsch zu einem Bahnknoten. 1949 baute man diese Strecke ab. Ihr Wiederaufbau erfolgte im Jahre 1957. Im Zuge der Elektrifizierung der Strecke Leipzig–Hof, die 1962 stattfand, wurde die Brücke durch einen Neubau ersetzt. 1971 kam es zum Bau einer weiteren Brücke aufgrund der Straßenverlegung und Stilllegung der Brücke von 1962. 1973 wurde der Tunnel erweitert. Der Abriss der Brücke von 1962 erfolgte 1994. Seit 31. Dezember desselben Jahres findet am Neukieritzscher Bahnhof auch kein Güterverkehr mehr statt. Die Strecke nach Pegau wurde 1997 abgebaut.
Seit dem 15. Dezember 2013 wird Neukieritzsch durch die S-Bahn Mitteldeutschland bedient, anfangs mit den Linien S4 Hoyerswerda–Leipzig–Geithain und S5 Flughafen Leipzig/Halle–Leipzig–Zwickau,[4] seit Dezember 2015 mit den Linien S3 Halle-Trotha–Leipzig–Geithain und S5 Halle–Leipzig–Zwickau,[5] seit Dezember 2017 mit den Linien S6 Leipzig Messe–Leipzig–Geithain und S5 Halle–Leipzig–Zwickau. Mehrere lokale Buslinien bedienen den Bahnhof und verbinden ihn unter anderem mit dem Zentrum von Neukieritzsch sowie mit Pegau, Borna und Geithain.
Anlagen
Bahnsteige und Gleise
Aktuell verfügt der Bahnhof über vier Bahnsteiggleise. Es gibt einen Mittelbahnsteig, einen Hausbahnsteig sowie Außenbahnsteig. Alle Bahnsteige hatten bis 2020 eine Nutzlänge von 135 Metern bei einer Systemhöhe von 38 cm über Schienenoberkante.
Im Zeitraum von 2020 bis 2023 ist vorgesehen, die Bahnsteige zu erneuern. Sie erhalten eine einheitliche Höhe von 55 Zentimetern sowie eine Länge von 155 Metern, mit der Option zur Verlängerung auf 170 Meter, sowie Aufzüge.[6] Auch Lärmschutzwände sollen entstehen.[3]
Am 22. und 23. Oktober 2020 wurde die hölzerne Überdachung des Mittelbahnsteiges abgerissen und anschließend, in Vorbereitung auf die Sanierung des Personentunnels, eine Behelfsbrücke errichtet. Im September 2021 wurden die Gleise 1 und 2 samt Bahnsteig in neuer Höhe fertiggestellt, seitdem wird am Gleis 3 gebaut.[7]
Auf Gleisplänen (ca. 1960 bis 1990) sind stets mehr als 20 Gleise und zwei Ladestraßen zu sehen.
Stellwerke
Im Laufe der Zeit entstanden folgende Stellwerke.[8][9] Grau hinterlegte Zeilen bedeuten, dass das Stellwerk außer Betrieb genommen wurde; rot hinterlegte, dass es zudem abgerissen wurde. Die Angaben bahnlinks und bahnrechts beziehen sich auf die mit sächsischem Streckenkürzel angegebene Strecke.
Bezeichnung | Funktion | Typ | Inbetriebnahme | Lage | Koordinaten | Anmerkungen |
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Stw | Fdl | ? | Jan. 1891 | km 20,90 LH (nördlich der Bahnsteige, bahnlinks) | 1890 errichtet, 1908 abgerissen | |
Stw 2, mglw. später B2 | Fdl | ? | vmtl. 1908 | km 21,34 LH (südlich des Empfangsgebäudes, bahnrechts) | 1908 errichtet, auf Gleisplänen (etwa 1960 bis 1970) eingezeichnet, B2 zeitgleich eingetragen mit Vermerk „neues Stw 2, nicht in Betrieb“, heute nicht mehr erhalten | |
B2 | Fdl | elmech., Bauart E12 | etwa 1962 | etwa km 21,7 LH (in der Streckengabelung in Richtung Chemnitz (bahnrechts) / Altenburg (bahnlinks)) | 1962 errichtet | |
Stw 1, mglw. später W1 | Ww | ? | vmtl. 1909 | km 20,78 LH (nördlich der Bahnsteige, bahnlinks) | 1908–1909 errichtet, Außerbetriebnahme etwa 1944, auf Gleisplänen (etwa 1960 bis 1970) als „altes Stw“ eingezeichnet, Gebäude erhalten, heute Relaisraum für Stw W1 sowie Büro und Werkstatt der Signaltechnik | |
W1 | Ww | elmech., Bauart Pintsch (bis 12. Juli 2021) Gleisbildstellwerk Bauart GS II (ab 5. Sept. 2021) |
etwa 1944 | etwa km 20,77 LH (nördlich der Bahnsteige, bahnlinks) | 1944 errichtet | |
W3, vmtl. ehem. Stw 3 | Ww | elmech., Bauart E12 | ? | etwa km 1,4 KC (die K 7931 kreuzend, bahnrechts) | ||
Stw 4 | Ww | ? | ? | etwa km 22,4 LH (den Pappelweg kreuzend, bahnlinks) | auf Gleisplänen (etwa 1960 bis 1970) eingezeichnet, W4 zeitgleich eingetragen mit Vermerk „neues Stw, nicht in Betrieb“, heute nicht mehr erhalten | |
W4 | Ww | elmech., Bauart E12 | etwa 1962 | etwa km 22,4 LH (den Pappelweg kreuzend, bahnlinks) | 1962 errichtet |
Zwischen 2020 und 2023 sollen alle vier heute noch betriebenen Stellwerke außer Betrieb genommen und durch ein elektronisches Stellwerk ersetzt werden.[3] Gegebenenfalls erfolgt auch der Abriss der Gebäude.
Anschlussgleise
Das Braunkohlewerk Breunsdorf erhielt im Jahre 1905 einen Gleisanschluss. 1930 stellte es seinen Betrieb ein.[10] Auf Gleisplänen, die zwischen den 1960ern und 1980ern Jahren zu datieren sind, sind zwei Gleisanschlüsse „Familie Lanzendorf“ und „Baggermontageplatz“ zu erkennen.
Weitere Anlagen
Es existierten noch folgende Hochbauten (in Klammern Jahr der Errichtung):
- eine Gleiswaage (1912)
- eine Laderampe (1863)
- ein Abortgebäude (1864)
- ein Draisinenschuppen (1909)
- zwei Drehscheiben (1876 und 1896)
Es existierte auch eine Bahnmeisterei, die im Jahre 1974 abgerissen wurde.
Weblinks
- Neukieritzsch. In: sachsenschiene.de. Abgerufen am 18. Juli 2017.
- Am Anfang war der Bahnhof... Ausstellung Ortsgeschichte. In: stiftung-neukieritzsch.de. Abgerufen am 18. Juli 2017.
- Gleise in Serviceeinrichtungen (LNK), DB Netz AG (PDF; Gleisplan)
- Überlieferung zum Bahnhof Kieritzsch im Bestand der Reichsbahndirektion Halle im Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau
Einzelnachweise
- ↑ Michael Dittrich: Abkürzungsverzeichnis. Abgerufen am 18. Juli 2017.
- ↑ Michael Dittrich: IBNR-Verzeichnis. Abgerufen am 18. Juli 2017.
- ↑ a b c André Neumann: Die Bahn kommt und baut: Neukieritzsch erhält nun doch Lärmschutz. In: Leipziger Volkszeitung. 6. April 2017, abgerufen am 21. Juli 2017.
- ↑ Mitteldeutsches S-Bahn-Netz seit 15.12.2013. (PDF; 1,2 MB) In: citytunnelleipzig.info. DB Regio Südost, abgerufen am 19. Juli 2017.
- ↑ Mitteldeutsches S-Bahn-Netz, Fahrplanjahr 2017. (PDF; 1,4 MB) DB Regio Südost, abgerufen am 23. Juli 2017.
- ↑ Bürgerinformation Neukieritzsch. (PDF; 2,3 MB) Baumaßnahmen der 2. Ausbaustufe Gaschwitz–Crimmitschau – Abschnitt Böhlen-Werke–Neukieritzsch. In: bauprojekte.deutschebahn.com. DB Netz, 5. April 2017, S. 18, archiviert vom Original am 25. Juni 2018; abgerufen am 25. Juni 2018.
- ↑ Sachsen-Franken-Magistrale: Betrieb zwischen Böhlen Werke―Neukieritzsch nach Sperrung wieder möglich. Abgerufen am 10. Januar 2022 (deutsch).
- ↑ Stellwerksliste. Einträge N. In: Stellwerke.de. Abgerufen am 20. Juli 2017.
- ↑ Neukieritzsch. Errichtung von Hochbauten. In: Sachsenschiene.de. Abgerufen am 28. Oktober 2020.
- ↑ Braunskohlewerk Breunsdorf. Ausstellung Ortsgeschichte. In: stiftung-neukieritzsch.de. Abgerufen am 20. Juli 2017.