Vanessa Vu

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Juli 2022 um 16:34 Uhr durch imported>RoBri(13625) (→‎Journalismus).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Vanessa Vu (2019)

Vanessa Vu (* 20. November 1991[1] in Eggenfelden) ist eine deutsche Journalistin.

Leben

Vanessa Vu, geboren als Vũ Hồng Vân, ist Tochter vietnamesischer Einwanderer. Die Familie verbrachte ihre ersten Jahre in Deutschland in einem Asylbewerberheim im niederbayerischen Pfarrkirchen. Diese Zeit und die damit verbundene Angst vor einer Abschiebung thematisierte sie in ihrem Artikel Meine Schrottcontainerkindheit.[2] Später zog die Familie in eine Mietwohnung und lebte dort unter ärmlichen Verhältnissen.[3] In einem Gespräch mit der Münchner Stadtbibliothek beschrieb Vu die Bücherei als einen Zufluchtsort, der sie aus der häuslichen Enge befreite.[4] Im Jahr 2011 ließ sie sich einbürgern und änderte ihren Vornamen zu Vanessa – ein Schritt, den sie rückblickend zwar bedauert, aber nicht bereut.[5]

Nach dem Abitur studierte sie Ethnologie und Völkerrecht an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Sozialwissenschaften an der Universität Paris V und Südostasien-Studien mit Schwerpunkt auf Ethnizität und Konflikt an der SOAS University of London. Anschließend absolvierte sie die Deutsche Journalistenschule in München. Sie war Stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung, die sie im Programm Medienvielfalt, anders förderte.[6]

Journalismus

Seit 2017 schreibt Vanessa Vu als Redakteurin bei ZEIT ONLINE[7] viel über Rassismus, Diskriminierung und die Geschichten vietnamesischer Menschen.[8]

Sie hatte zunächst im Ressort Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor allem Nachrichten und Nachrichtenhintergründe geschrieben, setzte aber auch eigene Themen. So kommentierte sie den Witz von Horst Seehofer über 69 abgeschobene Afghanen als „eine Entgleisung, die an Menschenverachtung nicht mehr zu überbieten ist“[9] und sprach sich nach einem negativen Urteil des Bundesgerichtshofs für mehr geschlechtergerechte Sprache aus.[10] Im Jahr 2018 konzipierte sie außerdem die Serie Alltag Rassismus[11] mit mehreren eigenen Beiträgen, darunter die ideengeschichtliche Einordnung Die Erfindung des Rassismus[12] und die Rekonstruktion des ersten rassistischen Mordanschlags in der BRD, Warum hat Deutschland Do Anh Lan vergessen?[13] Zeitweise moderierte sie den Nachrichtenpodcast „Was Jetzt?“.

2019 wechselte Vanessa Vu in das neu gegründete Ressort X,[14] das vor allem Themenschwerpunkte erstellt, etwa über die Ost-West-Wanderungen nach 1990,[15] über Polizeigewalt oder Vermögensungleichheit.[16] Für das neue Ressort schrieb sie mehrere Reportagen, unter anderem über Schönheitsoperationen in Südkorea (Größer, Glatter, Gangnam),[17] Gender und Mobilität (Die männliche Stadt)[18] oder Wirtschaftsmigration aus Zentralvietnam (Bete für mich).[19] Nach dem Tod von George Floyd veröffentlichte sie einen Essay über die Brutalität des Erstickungstods (20 Dezibel).[20] Eine gekürzte Fassung las sie in einer Online-Serie der Schaubühne Berlin vor.[21]

Neben ihrer Arbeit bei ZEIT ONLINE hostet sie zusammen mit Minh Thu Tran den unabhängigen Podcast Rice and Shine,[22] dem nach Halbe Katoffl zweiten deutschsprachigen Podcast, der sich explizit mit postmigrantischen Lebensrealitäten und Perspektiven auseinandersetzt. Vu und Tran beschäftigen sich darin insbesondere mit der vietdeutschen Diaspora in Form von Gesprächen und Interviews. Es erschienen außerdem zwei aufwändig produzierte Storytelling-Folgen: Boat People[23] und Hamburg 1980: Als der rechte Terror wieder aufflammte. Mit Rice and Shine tourten sie durch Musik- und Kulturfestivals wie dem PULS Open Air bei München, Kosmonaut Festival bei Chemnitz, Fusion Festival in Lärz oder Fluctoplasma in Hamburg.

Zudem tritt Vanessa Vu immer wieder als Speakerin und Moderatorin auf, gibt Workshops rund um Journalismus und Podcasting und spricht sich für vielfältigere Stimmen im deutschen Journalismus aus.[24][25][26]

Auszeichnungen und Nominierungen

Einzelnachweise

  1. Vanessa Vu. In: medium magazin. 2018, abgerufen am 28. Januar 2021.
  2. Vanessa Vu: Meine Schrottcontainerkindheit. In: ZEIT ONLINE. 27. November 2017, abgerufen am 16. November 2020.
  3. Armut und Aufstieg. In: Rice and Shine. 17. Juli 2018, abgerufen am 16. November 2020.
  4. Vier Fragen an: Vanessa Vu. In: Münchner Stadtbibliothek. 2. September 2020, abgerufen am 16. November 2020.
  5. Vanessa Vu - Zu Gast bei Minh-Khai Phan-Thi. In: Anderssein Podcast. 29. Juli 2020, abgerufen am 16. November 2020.
  6. Medienvielfalt, anders. In: Heinrich-Böll-Stiftung. Abgerufen am 16. November 2020.
  7. Autorenprofil Vanessa Vu. In: ZEIT ONLINE. Abgerufen am 16. November 2020.
  8. Noa K. Ha: Vietdeutschland und die Realität der Migration im vereinten Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Bundeszentrale für politische Bildung, 3. Juli 2020, abgerufen am 3. Juli 2020.
  9. Vanessa Vu: Kein Witz. In: ZEIT ONLINE. 11. Juli 2018, abgerufen am 11. Juli 2018.
  10. Vanessa Vu: Die Frau ist nicht der Rede wert. In: ZEIT ONLINE. 13. März 2018, abgerufen am 13. März 2018.
  11. „Alltag Rassismus“, auf zeit.de
  12. Vanessa Vu: Die Erfindung des Rassismus. In: ZEIT ONLINE. 13. Juni 2018, abgerufen am 16. November 2020.
  13. Vanessa Vu: Warum hat Deutschland Do Anh Lan vergessen? In: ZEIT ONLINE. Abgerufen am 16. November 2020.
  14. Jochen Wegner: Warum wir X gründen. In: ZEIT ONLINE. 2. Mai 2019, abgerufen am 16. November 2020.
  15. Die große Wanderung, auf zeit.de
  16. Ressort X. In: ZEIT ONLINE. Abgerufen am 16. November 2020.
  17. Vanessa Vu: Größer, glatter, Gangnam. In: ZEIT ONLINE. 2. Dezember 2019, abgerufen am 16. November 2020.
  18. Vanessa Vu: Die männliche Stadt. In: ZEIT ONLINE. 26. September 2019, abgerufen am 26. September 2019.
  19. Khue Pham & Vanessa Vu: „Bete für mich“. In: ZEIT ONLINE. 6. Mai 2020, abgerufen am 16. November 2020.
  20. Vanessa Vu: 20 Dezibel. In: ZEIT ONLINE. 9. Juni 2020, abgerufen am 16. November 2020.
  21. Let them breathe. In: Schaubühne am Lehniner Platz. Abgerufen am 5. Juni 2020.
  22. Minh Thu Tran & Vanessa Vu: Rice and Shine. Abgerufen am 14. Juli 2018.
  23. Podcast „Rice and Shine“: Das Private ist politisch, auf fr.de, abgerufen am 1. Januar 2021
  24. Ist das gerade wirklich das Thema?! Relevanz in digitalen Zeiten. In: re;publica19. Abgerufen am 6. Mai 2019.
  25. Theresa Hein: Die zweite Chance kommt meistens nicht. In: Süddeutsche Zeitung. 8. August 2020, abgerufen am 8. August 2020.
  26. Meltem Kulaçatan: Die Anerkennung der Vielen. In: Informationen zur politischen Bildung Nr. 342/2020. Bundeszentrale für politische Bildung, 30. April 2020, abgerufen am 30. April 2020.
  27. Helmut Schmidt Nachwuchspreis – Preisträger 2017. Abgerufen am 14. Juli 2018 (deutsch).
  28. BDZV: Vanessa Vu. In: Theodor Wolff Preis. (bdzv.de [abgerufen am 14. Juli 2018]).
  29. Top 30 bis 30: Das sind die Nachwuchstalente im Journalismus 2018. In: Kress News. Abgerufen am 12. September 2018.
  30. Nominierte 2019: Rice and Shine. In: Grimme Online Award. Abgerufen am 16. November 2020.
  31. Helmut Schmidt Journalistenpreis – Preisträger 2020. Abgerufen am 25. November 2020 (deutsch).
  32. https://www.civismedia.eu/medienpreis/medienpreis-2021/preistraeger
  33. https://www.civismedia.eu/medienpreis/medienpreis-2021/preistraeger
  34. Lessing-Preis für Kritik geht an Journalistin Vanessa Vu, wdr.de, veröffentlicht und abgerufen am 18. Februar 2022.