Silberdiener

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Bildnis eines Silberdieners von Peter Jakob Horemans
Datei:Hofburg Wien KuK Silberkammer 034.jpg
Gerätschaften der ehemaligen Hofsilber- und Tafelkammer Hofburg Wien
Datei:Regensburg St. Emmeram Grabplatte Silberdiener.jpg
Grabplatte des Silberdieners Perperschlager in der Kirche St. Emmeram Regensburg

Der Silberdiener (auch Hofsilberdiener) war ein Hofbediensteter, der das Silbergeschirr eines fürstlichen Hofes unter seiner Aufsicht hatte.[1][2] Er unterstand dem Silberkämmerer, dem Verwalter der Silberkammer.[3][4] Dieser Berufsstand ist ausgestorben.

Dem Silberdiener wurde goldenes, silbernes, vermeiltes und bronzenes Tafel-Gerät, Tafel-Porzellan und -„Krystall“ nach den Inventarien anvertraut.[5][6] Über Ausgabe und Zurücklieferung der Gebrauchsgegenstände musste er ein Journal führen. Bei Festlichkeiten am Hofe wurde alles Silbergerät vom Silberkämmerer an die Silberdiener und deren Gehilfen übergeben, das von den Silberschreibern nach den Gegenständen an Löffeln, Messern, Gabeln, Tellern, Schüsseln, Leuchtern, Bechern, Pokalen etc. gezählt und aufgezeichnet wurde. Der Silberdiener beaufsichtigte die Silberlakaien, Silbergehilfen und Silberwäscher, und hatte dafür zu sorgen, dass das Geschirr möglichst vollzählig blieb. Ging ein Stück verloren oder kaputt, musste er zuerst durch den vorstehenden Ober-Hof-Commissair beim Ober-Hof-Marschallamt einen Antrag stellen lassen, um eine Genehmigung für Ersatz oder Reparatur zu erlangen.[6]

Er hatte auch den genannten Gehilfen beim Ausschmücken der Tafel und beim Servieren ihre Arbeit zuzuweisen, da das Tafeldecken ebenfalls zu den Dienstbeschäftigungen der Silberdiener gehörte. Weitere Aufgaben des Silberdieners waren das Bestecken der Tafelleuchter mit Wachskerzen und bei Hoffesten das Erleuchten der Lüster; außerdem dafür zu sorgen, dass genügend Wachslichter vorrätig waren. Nach Ende der Feierlichkeiten („nach aufgehobener Tafel“) übernahm er die Leitung beim Reinigen und Putzen sämtlicher Geräte und erteilte die nötigen Anweisungen. Danach lieferte er das Geschirr dem Silberkämmerer ab, der es von den Silberschreibern löschen ließ.[6][3][7]

Die Anzahl des Personals war ein Hinweis auf die Größe der Hofhaltung.[8] Die Zahl der Silberdiener wurde sogar in Meldungen über Reisen des Hofstaats erwähnt:

„Ehegestern sind Se. Königl. Hoheit, der Prinz Ferdinand von Preussen, die Prinzeßin [sic!], Seine Gemahlin und die Prinzeßin von Brandenburg-Schwedt, Nachmittags gegen 4 Uhr, allhier […] eingetroffen. […] Das Gefolge Sr. Königl. Hoheit bestehet in Ihro Adjutanten, dem Capitain, Grafen von Schmettau; […] zwey Köchen; einem Silberdiener und 2 Küchenknechten.“

Meldung im Reichspostreuter vom 14. Juli 1768[9]

Eine andere Meldung im Reichspostreuter aus dem Jahr 1788 berichtete, dass die Silberkammer des chursächsischen Hofstaats aus sechs Silberkämmerern, zwei Silberdienern, einem Silberschreiber, zwei Reisesilberdienern, acht "Silberkammerbeygehülfen" und sechs Silberkammerwäscherinnen bestand.[10]

Nachleben des Berufes des Silberdieners

In Fulda erinnert die Bezeichnung Silberdiener-Haus in der Pfandhausstraße 2 an diese Beamten.[11][12] In St. Emmeram (Regensburg) erinnert eine Grabplatte an den Silberdiener der Thurn und Taxis Joseph Perperschlager, der 1806 starb. Im literarischen Werk von Kurt Tucholsky unter dem Pseudonym Peter Panter wird der Silberdiener erwähnt.[13][14] Nicht zuletzt gibt es ein Gemälde von Peter Jakob Horemans in der Pinakothek in München, welches einen Silberdiener darstellt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 95. [1]
  2. Silberdiener. In: Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4., umgearb. und stark vermehrte Auflage, Band 16: Sicilien–Stückgesell, Eigenverlag, Altenburg 1863, S. 96.
  3. a b Silberdiener. Uni Trier, abgerufen am 11. November 2020.
  4. Silberkammer. In: Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4., umgearb. und stark vermehrte Auflage, Band 16: Sicilien–Stückgesell, Eigenverlag, Altenburg 1863, S. 96–97.
  5. Hubert Winkler, Ilsebill Barta-Fliedl, Ingrid Haslinger, Maria-Luise Jesch, Peter Parenzan: Ehemalige Hofsilber & Tafelkammer: Silber, Bronzen, Porzellan, Glas. Böhlau Verlag Wien, 1996, ISBN 978-3-205-98323-1, S. 19 (google.de [abgerufen am 13. November 2020]).
  6. a b c Ernst von Malortie: Dienst-Instruction für den Silberdiener. In: Der Hof-Marschall: Handbuch zur Einrichtung und Führung eines Hofhalts. 1846, S. 88, abgerufen am 13. November 2020.
  7. Silberschreiber. In: Wörterbuchnetz - Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Abgerufen am 14. November 2020.
  8. Barockfeste in Salzburg.Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Jahrgang 1942, S. 65 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/slk
  9. Düsseldorf, vom 2. Julii. In: Reichspostreuter / Reichs(-)Post-Reiter, 14. Juli 1768, S. 2 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpr
  10. ANNO, Reichspostreuter, 1788-05-23, Seite 6. Abgerufen am 16. November 2020.
  11. Denkmalschutz. 25. Juli 2018, abgerufen am 16. November 2020.
  12. Denkmalpflegefachtagung. (PDF 120 kB) Seminarprogramm. In: propstei-johannesberg.de. 6. März 2017, abgerufen am 12. Oktober 2020.
  13. Peter Panter (Kurt Tucholsky): Schnipsel. Wolfgang Hering, Hartmut Urban, 1925, abgerufen am 12. Oktober 2020.
  14. Viel zu fein!, in: Die losen Blätter der »Dame«, 1931, Nr. 13, S. 203.