Beratende Landesversammlung des Landes Baden

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Die Beratende Landesversammlung für Baden war ein nach dem Zweiten Weltkrieg bestehendes Gremium zur Ausarbeitung einer Landesverfassung. Als Vorgänger des Badischen Landtags entsprach sie den Beratenden Landesversammlungen in den beiden anderen Ländern der französischen Besatzungszone Rheinland-Pfalz und Württemberg-Hohenzollern sowie den Ernannten Landtagen der Länder in der amerikanischen und britischen Besatzungszone.

Geschichte

Historisches Kaufhaus in Freiburg – Tagungsort der beratenden Versammlung

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Länder Baden und Württemberg zwischen der amerikanischen Besatzungszone im Norden und der französischen im Süden aufgeteilt. Innerhalb der französischen Zone wurden die Länder Württemberg-Hohenzollern und Baden gegründet, in der amerikanischen Zone das Land Württemberg-Baden.

Am 1. Dezember 1945 zog die französische Militärregierung für Baden von Karlsruhe nach Freiburg um. Gleichzeitig verlegte die Vorläufige Landesverwaltung Baden, der in Karlsruhe eingesetzte Ministerialdirektoren vorstanden, ihre Dienststellen ebenfalls nach Freiburg. In den Wochen danach wurden verschiedene Parteien in Baden gegründet. Hierzu gehörten die Badische Christlich-Soziale Volkspartei (BCSV), eine Vorgängerorganisation der CDU und die Demokratische Partei (DemP), ein Vorläufer der FDP. Im Mai 1946 ordnete die Militärregierung die Aufstellung von Wählerlisten für die Gemeindeversammlungen und bald darauf auch für die Kreisversammlungen an. Die Wahlen für die Gemeindeversammlungen fanden am 15. September 1946 und die Wahlen für die Kreisversammlungen am 13. Oktober 1946 statt. Die französische Militärverwaltung ordnete am 8. Oktober 1946[1] die Konstituierung der Beratenden Landesversammlung für Baden an, deren Hauptaufgabe die Ausarbeitung eines Verfassungsentwurfs sein sollte. Die Wahl der Mitglieder der Beratenden Landesversammlung erfolgte am 17. November 1946 in Freiburg. Die Wahl erfolgte nach dem Verhältniswahlsystem[2] über die Listen der zugelassenen Parteien[3] durch zwei Wahlgremien. Das erste Wahlgremium bestand aus den Delegierten der Kreisversammlungen,[4] dem zweiten Gremium gehörten die Mitglieder der Gemeindeversammlungen der Städte über 7.000 Einwohner[5] an. Wählbar waren nur Mitglieder der Gemeindeversammlungen und Mitglieder der Kreisversammlungen.[6]

Die Beratende Landesversammlung trat am 22. November 1946 zu ihrer konstituierenden Sitzung[7] unter dem Alterspräsidenten Otto Vielhauer im Historischen Kaufhaus in Freiburg zusammen. Sie nahm den von ihr ausgearbeiteten Verfassungsentwurf in ihrer 16. und letzten Sitzung am 21. April 1947 mit 40 gegen zwölf Stimmen an.[8] Nachdem die französische Militärregierung dem Text der Verfassung zugestimmt hatte, wurde die Verfassung des Landes Baden der Bevölkerung gleichzeitig mit der Wahl zum ersten Landtag am 18. Mai 1947 zur Abstimmung vorgelegt und mit 67,9 % der Stimmen angenommen.

Präsident

Auf der konstituierenden Sitzung der Beratenden Landesversammlung am 22. November 1946 wurde Leo Wohleb (BCSV) zu ihrem Präsidenten gewählt. Erster Stellvertreter war Franz Geiler (SPD), Zweiter Stellvertreter Georg Mall (DemP) und Dritter Stellvertreter Erwin Eckert (KPD). Nach der Wahl Wohlebs zum Präsidenten des Staatssekretariats am 3. Dezember 1946 wählte die Versammlung Karl Person zu ihrem Präsidenten. Georg Mall wurde im März 1947 durch Otto Vielhauer als Stellvertreter abgelöst.

Zusammensetzung

Die Beratende Landesversammlung setzte sich wie folgt zusammen:[9]

Partei Sitze
BCSV 37
SPD 11
DemP 9
KPD 4
Gesamt 61

Mitglieder

Mitglied der Beratenden Landesversammlung Lebensdaten Partei Anmerkungen
Fritz Arnold 1883–1950 SPD
Heinrich Baumer 1891–1962 BCSV
Johann Bertsche 1885–1964 BCSV
Karl Böhler 1902–1959 BCSV
Arend Braye 1890–1960 SPD
Alfred Broß 1897–1969 BCSV
Wilhelm Büche 1906–1980 KPD
Josef Burger 1900–1972 BCSV
Balthasar Burkart 1896–1960 BCSV
Hermann Dietsche 1884–1972 BCSV
Wilhelm Dörr 1882–1954 DemP
Karl Ebert 1900–1950 BCSV
Erwin Eckert 1893–1972 KPD
Wilhelm Eckert 1899–1980 BCSV
Hermann Fecht 1880–1952 BCSV
Franz Geiler 1879–1948 SPD
Herbert Gladitsch 1905–1956 BCSV
Ernst Gloeser 1877–1956 DemP
Eugen Gottstein 1897–1978 SPD
Friedrich Graf 1880–1954 BCSV
Ludwig Graf 1880–1962 DemP
Ernst Haas 1901–1979 SPD
Josef Harbrecht 1884–1966 BCSV
Anton Hilbert 1898–1986 BCSV
Wilhelm Hoch 1893–1954 BCSV
Wolfgang Hoffmann 1893–1956 BCSV
Franz Knapp 1880–1973 BCSV
Edith Kelber 1904–1992 BCSV
Alfons Kist 1913–1986 BCSV
Karl Kraut 1889–1968 BCSV
Otto Kuner 1879–1953 BCSV
Eduard Lais 1893–1974 BCSV
Erich Lechler 1890–1963 BCSV
Friedrich Leibbrandt 1894–1960 SPD
Karl Löhle 1903–1957 SPD
Friedrich Maier 1894–1960 SPD
Georg Mall 1878–1956 DemP Mandat niedergelegt im Februar 1947 (Nachfolger: Georg Menges)
Philipp Martzloff 1880–1962 SPD
Karl Marz 1898–1977 DemP
Georg Menges 1888–1973 DemP eingetreten am 4. März 1947 für Georg Mall
Karl Person 1887–1956 BCSV
Peter Raule 1891–1972 DemP eingetreten am 4. März 1947 für Ernst Walker
Gottlieb Reinbold 1892–1985 BCSV
Eugen Reuter 1885–1955 BCSV
Lambert Schill 1888–1976 BCSV
Ernst Schlapper 1888–1976 BCSV
Gerda Schlayer-von Puttkamer 1901–1953 SPD
Hans Schloeder 1877–1949 BCSV
Hermann Schneider 1896–1980 BCSV
Alois Schnorr 1896–1962 BCSV
Josef Schüttler 1902–1972 BCSV
Katharina Seifried 1904–1991 KPD
Jakob Treffeisen 1894–1962 KPD
Ludwig Ulrich 1896–1980 BCSV
Otto Vielhauer 1875–1958 DemP
Friedrich Vortisch 1899–1991 DemP
Paul Waeldin 1888–1969 DemP
Ernst Walker 1887–1955 DemP Mandat niedergelegt am 20. Februar 1947 (Nachfolger: Peter Raule)
Anton Wernet 1895–1968 BCSV
Wilhelm Werrlein 1878–1956 BCSV
Oskar Wirth 1884–1956 BCSV
Leo Wohleb 1888–1955 BCSV
Karl Zapp 1893–1955 SPD

Quellen und Anmerkungen

Literatur