Wettersprengstoffe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. Juli 2022 um 11:48 Uhr durch imported>Schrauber5(190773) (Rechtschreibung).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Wettersprengstoffe ist der Sammelbegriff für eine Gruppe von Sprengstoffen, die sich wegen ihrer niedrigen Wärmeentwicklung für den Einsatz im Untertagebau eignen. Der Wortbestandteil Wetter bezeichnet fachsprachlich das Gasgemisch in einem Bergwerk und ist nicht mit dem meteorologischen Wetter zu verwechseln.

Wettersprengstoffe
Attrappen von Sprengpatronen mit dem Wettersprengstoff „Roburit B“
Chemische Zusammensetzung
Sprengkräftige Bestandteile
Weitere Bestandteile
  • Zusatzstoff zur Energiereduktion:
    Alkalihalogenide oder -nitrate,
    Ammoniumnitrat
Physikalische Eigenschaften
Dichte
g/cm³
ca. 1,2
Sauerstoffbilanz
%
ca. 2
Explosionswärme
kJ / kg
unbekannt
Schwadenvolumen
l / kg
von 550 bis 650
Spezifische Energie
kJ / kg
von 340 bis 570
(je nach Klassifizierung)
Detonationsgeschwindigkeit
m/s
von 1500 bis 2000
Explosionstemperatur
K
unbekannt
Eigenschaftsvergleich
Brisanz gering
Zündempfindlichkeit gering
Schwadenvolumen gering
Preis gering
Referenzen[1][2]

Zusammensetzung

Wettersprengstoffe sind meist ein Gemisch konventioneller Sprengstoffe auf Basis von Emulsionssprengstoffen, pulverförmigen Sprengstoffen oder gelatinösen Sprengstoffen mit Salzen der Alkalimetalle oder Ammoniumsalzen und Holzmehl.

Durch den Zusatz von Salzen (umgekehrte Salzpaare) zu den herkömmlichen Sprengstoffen findet eine Zweitreaktion statt, bei der in den Schwaden Alkalihalogenide entstehen, die den Feuerstoß der gezündeten Sprengladung örtlich und zeitlich reduzieren. Ebenso werden die Explosionsenergie und -temperatur deutlich reduziert, sodass eine Zündung von Schlagwettern oder Kohlestäuben nicht mehr möglich ist[3]. Die Salzbeimischung bringt den Nachteil einer vergleichsweise kurzen sicheren Lagerdauer von wenigen Monaten mit sich.[4]

Anwendung

Im Untertagebau wird Sprengstoff zur Freilegung des Rohstoffes und zum Vortrieb von Stollen verwendet. Herkömmliche Sprengstoffe sind hierfür ungeeignet, da die entstehende Wärme konventioneller Sprengstoffe das im Kohlenbergbau häufig auftretende Methan oder auch Kohlestäube zur Explosion bringen könnten.

Zudem wird eine vergleichsweise geringe Detonationsgeschwindigkeit angestrebt, um eine eher schiebende als zerstörende Wirkung und damit weniger Spliterflug zu erreichen.[5]

Unterteilung

Wettersprengstoffe werden unterteilt in folgende Klassen:

  • Klasse I (Kennfarbe gelb): Sicher gegen Zündung von Kohlestaub-Luft-Gemischen
  • Klasse II (Kennfarbe gelb-grün): Sicher gegen Zündung von Schlagwetter
  • Klasse III (Kennfarbe grün): Sicher gegen Zündung von Schlagwetter

Je höher die Klassifizierung eines Wettersprengstoffs ist, desto geringer sind Sprengenergie sowie Sprengtemperatur und damit auch die Gefahr der Zündung von schlagenden Wettern.

Literatur

  • Rainer Haas, Jürgen Thieme: Bestandsaufnahme von Rüstungsaltlastverdachtsstandorten in der Bundesrepublik Deutschland. In: Umweltbundesamt (Hrsg.): Explosivstofflexikon. 2. erweiterte Auflage. Band 2, UBA-Texte 26/96. Berlin 1996, S. 378 ff.
  • Horst Roschlau: Sprengen – Theorie und Praxis. Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1993, ISBN 3-342-00492-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Orica GmbH (Hrsg.): Technisches Datenblatt Nobelit. Troisdorf (oricaminingservices.com [PDF]).
  2. Horst Roschlau: Sprengen – Theorie und Praxis. Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1993, ISBN 3-342-00492-4.
  3. Wasagchemie GmbH (Hrsg.): Technisches Datenblatt Wetter-Westfalit C und D, Wetter-Roburit B, Wetter-Securit C. Sythen (wasag.de).
  4. Thomas Enke: Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, 2., aktualisierte Auflage. Walhalla Fachverlag, Regensburg 2021, doi:10.5771/9783802947780, S. 109.
  5. Thomas Enke: Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, 2., aktualisierte Auflage. Walhalla Fachverlag, Regensburg 2021, doi:10.5771/9783802947780, S. 108.