Roggendorfer Schnitzaltar

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Altar, Vorderseite

Der Roggendorfer Schnitzaltar ist ein Triptychon, das um 1500 im Rheinland entstand und sich seit 1891 in der katholischen Kirche St. Johannes in Roggendorf-Mechernich befindet.

Geschichte

Der Bergwerksunternehmers Karl Kreuser jun. aus Mechernich ließ mit Unterstützung eines örtlichen Kapellenvereins die St.-Johannes-Kirche in Roggendorf anstelle einer 1669 erstmals erwähnten, älteren Kapelle errichten.[1] 1890 war die Kirche fertiggestellt.[2] Sie ist eine Filialkirche der St.-Johannes-Baptist-Kirche in Metternich

1891 kam der Altar als Geschenk der Witwe des 1884 verstorbenen Karl Kreuser, an seinen heutigen Standort. Der Flügelaltar war vorher in Kreuznach aufgestellt und wurde von R. Hieronymi in Bonn restauriert, ehe er nach Roggendorf kam.[3]

Beschreibung

Der Altar hat eine Gesamtgröße von 2,35 × 2,80 m.[4] Dargestellt sind im quadratischen Mittelfeld, das etwa 1,40 m breit ist, Maria Königin mit dem Christuskind. Maria steht auf einer Mondsichel mit Gesicht, umrahmt durch die Apostel Petrus und Paulus. Über dem Baldachin steht in lateinisch eine Inschrift, die zu übersetzen ist mit: Königin des Himmels, freue dich, denn der, den du zu tragen würdig warst, ist auferstanden, wie er gesagt hat. Bitte Gott für uns, Alleluja.[5] Neben den drei Figuren im Mittelfeld stehen auf vier gewundenen Säulchen kleine Engelfiguren, die Spruchbänder mit Anrufungen aus der Lauretanischen Litanei halten: Domus aurea (goldenes Haus), Stella matutina (Morgenstern), Rosa mystica (geheimnisvolle Rose), Janua coeli (Pforte des Himmels).[6] Die anderen Apostel (natürlich außer Judas) sind in den Flügeln zusammen mit der heiligen Katharina (mit zerbrochenem Rad) und der heiligen Barbara (mit Kelch) zu sehen. Bei Letzterer könnte es sich auch um die heilige Odilia aus dem Elsass handeln, die ebenfalls mit Kelch abgebildet wird. Die eindeutige Identifizierung als heilige Barbara kann wegen des fehlenden Attributes „Turm mit drei Fenstern“ nicht sicher erfolgen.[7]

Die Rückseiten der Flügel zeigen die Verkündigung Mariens, gemalt im Lochnerstil. Maria ist, typisch für die Verkündigungsszene, neben einer Lilie (Madonnenlilie), dem Symbol für die Jungfräulichkeit, dargestellt. Diese steht erstaunlicherweise in einer chinesisch anmutenden Vase, die nicht aus Europa um 1500 stammen kann. Das Motiv des Drachen könnte darauf hinweisen, dass es sich um eine Abbildung einer Mingvase handelt. Die Darstellung ist in Gänze nur bei geschlossenen Flügeln zu sehen.

Galerie

Weblinks

Commons: St. Johannes (Roggendorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Joachim Sprothen: Kaffee und Kuchen zwischen Altar und Kirchenbank. Kölner Stadtanzeiger vom 8. Januar 2003
  2. Geschichte der Pfarrkirche zum hl. Johannes Baptist (für die Filiale Roggendorf runterscrollen)
  3. Bischöfliches Generalvikariat Aachen (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen. 3. Ausgabe, Stand vom 31. Dezember 1993. Kühlen, Mönchengladbach 1994, ISBN 3-87448-172-7.
  4. Hans Peter Schiffer: Kirchen und Kapellen im Dekanat Mechernich. Druckerei Anders, Prüm/Niederprüm 2003, S. 133.
  5. Hans Peter Schiffer: Kirchen und Kapellen im Dekanat Mechernich. Druckerei Anders, Prüm 2003, S. 133.
  6. Hans Peter Schiffer: Kirchen und Kapellen im Dekanat Mechernich. Druckerei Anders, Prüm 2003, S. 134.
  7. Art.: Barbara. In: Ökumenisches Heiligenlexikon, abgerufen am 1. Juni 2019.