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Ulf-Thomas Lesle

(* 18. April 1947 in Cuxhaven) ist ein deutscher Philologe und Kulturwissenschaftler, Autor und Publizist.

Leben

Ulf-Thomas Lesle studierte Germanistik, Volkskunde, Geschichte sowie Theaterwissenschaften und wurde mit der Dissertation Von "völkischer Not" zum Literaturtrost. Ein Beitrag zur Geschichte des niederdeutschen Theaters 1986 an der Universität Hamburg zum Dr. phil. promoviert.

Von 1981 bis 1987 wirkte Lesle als erster Dramaturg für plattdeutsches Schauspiel am Hamburger Ohnsorg-Theater. Mit Übersetzungen (u. a. Ludvig Holberg, Henrik Ibsen) und Bearbeitungen des neuen Volksstücks (u. a. Fitzgerald Kusz) setzte er unter der Intendanz von Konrad Hansen (1980 bis 1986) künstlerische Maßstäbe. Die Bühne verzeichnete Erfolge, die nicht nur von der … überregionalen Presse zur Kenntnis genommen wurden, sondern auch … Theaterfachleute beeindruckten [1]. Von 1996 bis 2012 war Lesle Geschäftsführer am Institut für niederdeutsche Sprache Bremen sowie Dozent am Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften der Universität Bremen.

Lesle kennzeichnet das Niederdeutsche als einen Dialekt-Verbund, der von der hochdeutschen Standardsprache überdacht wird [2]. Wissenschaftliche Untersuchungen zur Sprachvariation in Norddeutschland [3] bestätigen den Befund Lesles, dass die plattdeutschen Mundarten heute mit dem Standarddeutschen strukturell nahezu identisch sind [4]. Sie repräsentieren keinen historisch gewachsenen, eigenständigen Sprach- oder Kulturraum. Konzepten, mit denen Niederdeutsch zu einem überkommenenen, unveränderlichen Kulturerbe erklärt wird, erteilt Lesle deswegen auch eine Absage [5]. Sprachpolitische Setzungen, die kognitive Funktionen und soziale Merkmale plattdeutscher Sprachlichkeit ausblenden, beeinflussen das alltägliche Sprachhandeln negativ. Planerische Eingriffe und gesteuerter Spracherwerb haben die Varietäten den Sprechern zunehmend entfremdet, wie der Schwund des Plattdeutschen zeigt.[6] Lesle plädiert darum eindringlich für eine kulturwissenschaftliche Öffnung des akademischen Faches Niederdeutsch, um das Bezugssystem von Werten, Normen und Verhaltensweisen im Umgang mit dem Plattdeutschen zu analysieren [7].

Forschungsschwerpunkte Lesles bilden die Niederdeutsche Bewegung, ihre politische Ideen- und Mentalitätsgeschichte, sowie die Landschafts- und Kulturgeschichte Norddeutschlands.

Publikationen (Auswahl)

  • Schwank. In: G. Cordes/D. Möhn (Hrsg.): Handbuch zur niederdeutschen Sprach- und Literaturwissenschaft. Berlin 1983, S. 508-535.
  • 80 Jahre Ohnsorg-Theater oder der mühsame Versuch, plattdeutsches Theater ernst zu nehmen. In: TheaterZeitSchrift 1983, H. 8, S. 104-111.
  • Das niederdeutsche Theater. Von „völkischer Not“ zum Literaturtrost. Hamburg 1986. (Hamburg, Universität, Dissertation 1986).
  • als Hrsg. mit U. Jarnach: Albert Hotopp. Fischkutter H. F. 13. Hamburg 1986.
  • Hamburg als "Mittelpunkt und Kraftquelle". Die "niederdeutsche Bewegung", ihre Voraussetzungen und Verbindungen. In: I. Stephan/H.- G. Winter (Hrsg.): "Liebe, die im Abgrund Anker wirft". Autoren und literarisches Feld im Hamburg des 20. Jahrhunderts. Berlin, Hamburg 1990, 69-82.
  • Ludolf Wienbarg: Flüchtling. Eine deutsche Biographie. In: I. Stephan/H.-G. Winter (Hrsg.): "Heil über dir Hammonia". Hamburg im 19. Jahrhundert. Hamburg 1992, 109-126.
  • "Geh doch nach drüben". Die DDR (fast) von außen betrachtet. In: R. Herrmann-Winter (Hrsg.): Heimatsprache zwischen Ausgrenzung und ideologischer Einbindung. Frankfurt am Main 1998, S. 67-76.
  • Das Niederdeutsche und die norddeutsche Bühnenbewegung. In: Regionaler Fundamentalismus? Geschichte der Heimatbewegung in Stadt und Land Oldenburg. Oldenburg 1999, 198-217.
  • Bestseller des Bürgertums und Kursbuch der Plattdeutschen. "Rembrandt als Erzieher" von August Julius Langbehn. In: Kieler Blätter zur Volkskunde 32 (2000), 51-83.
  • Plattdeutsch zwischen gestern und morgen: Geschichtsbeschleunigung und die Suche nach der identitas. In: R. Peters/H. P. Pütz/U. Weber (Hrsg.): Vulpis Adolatio. Fs. für H. Menke zum 60. Geburtstag. Heidelberg 2001, 429-449.
  • Imaginierte Gemeinschaft: niederdeutsche Identitätskonstruktionen. In: F. W. Michelsen et al. (Hrsg.): Dat 's ditmal allens, wat ik weten do, op 'anner Mal mehr. Fs. 100 Jahre Quickborn. Hamburg 2004, 387-404.
  • Regionale Geschichtsbilder: Klaus Groth und das Plattdeutsche. In: A. Betz/R. Faber (Hrsg.): Kultur, Literatur und Wissenschaft in Deutschland und Frankreich. Würzburg 2004, 175-183.
  • Alfred Toepfer. Kaufmann und Mäzen. In: Zukunft, Heimat, Niedersachsen. Fs. 100 Jahre Niedersächsischer Heimatbund. Delmenhorst 2005, 143-158.
  • als Hrsg. mit R. Goltz: Dat Land so free un wiet. Von Lüttenheid bis Apfelbaumchaussee. 150 Jahre niederdeutsche Literatur. Hamburg 2006.
  • als Hrsg.: Kulturraum und Sprachbilder. Plattdeutsch gestern und morgen. Bremen 2007.
  • Cuxhaven. Stadt achter 'n Diek. Küstenlandschaft, Deichbau und ein großer Fluss im Wandel der Zeit. Co-Autor: N. Schumann. 1. Aufl. Cuxhaven 2013.
  • Das Eigene und das Fremde. Der "Fall des Niederdeutschen". In: Zs. für Religions- und Geistesgeschichte 66/1 (2014), 32-55.
  • Identitätsprojekt Niederdeutsch. Die Definition von Sprache als Politikum. In: R. Langhanke (Hrsg.): Sprache, Literatur, Raum. Fs. für W. Diercks. Bielefeld 2015, 693-741.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. (http://www.ohnsorg.de/das-haus/geschichte/konrad-hansen/)
  2. R. Peters: Regionalsprache Niederdeutsch? In: Augustin Wibbelt-Gesellschaft. Jb. 20 (2004), S. 106.
  3. (https://vs1.corpora.uni-hamburg.de/sin/index.html)
  4. U.-T. Lesle: Imaginierte Gemeinschaft: niederdeutsche Identitätskonsstruktionen. In: Friedrich W. Michelsen et al. (Hrsg.) Dat 's ditmal allens, wat ik weten do, op 'n anner Mal mehr. Fs. 100 Jahre Quickborn. Hamburg 2004, S. 399.
  5. Vgl. U.-T. Lesle: Identitätsprojekt Niederdeutsch. Die Definition von Sprache als Politikum. In: R. Langhanke (Hrsg.): Sprache, Literatur, Raum. Fs. für Willy Diercks. Bielefeld 2015, S. 693-741.
  6. Vgl. B. Arendt: Niederdeutschdiskurse: Spracheinstellungen im Kontext von Laien, Printmedien und Politik. In: Niederdeutsches Jb. 135 (2012), 101-117. Arendt verweist auf die sprechverhindernde Wirkung normativer Vorgaben, die einen konstanten Rückgang im Sprechen, im Verstehen und im Schreiben bewirken. (Zitat S. 101).
  7. I. Schröder: Die Zukunft des akademischen Faches Niederdeutsch. In: D. Stellmacher (Hrsg.): Zur Wissenschaft vom Niederdeutschen. Beitr. zu einem Fachjubiläum und Dokumentation eines Kapitels germanistischer Fachgeschichte an der Georg-August-Universität Göttingen. Neumünster 2005, S. 48.