Georg Schmidt (Kunsthistoriker)

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Georg Schmidt (* 17. März 1896 in Basel; † 26. Mai 1965 in Basel)[1] war ein schweizerischer Kunsthistoriker. Von 1939 bis 1961 war er Direktor des Kunstmuseums Basel.

Leben

Georg Schmidt wurde als Sohn des Professor für Geologie an der Universität Basel Carl Schmidt und seiner aus Hamburg stammenden Ehefrau Charlotte Hudtwalker geboren.[2] Er war ein jüngerer Bruder des Architekten Hans Schmidt. Schmidt studierte von 1914 bis 1927 Philosophie, Geschichte, Kunstgeschichte und Literaturgeschichte an den Universitäten von Basel und Grenoble und wurde 1929 in Basel über Johann Jakob Bachofens Geschichtsphilosophie promoviert.[3] 1927 heiratete er Annie Sophie Kohl. Bereits während seiner Studienzeit war er Kunstkritiker beim Basler Vorwärts und bei der National-Zeitung. Ab 1923 war Schmidt Mitarbeiter der Architekturzeitschrift Werk. Als engagierter Sozialist richtete er 1933 im Zett-Haus an der Badenerstrasse eine Anlaufstelle für Flüchtlinge aus Deutschland ein. Zu den von ihm Unterstützten gehörte auch der Schriftsteller Friedrich Wolf.

Wirken

Von 1927 bis 1939 war Schmidt Assistent des Direktors des Gewerbemuseums Basel, wo er 1929 eine Ausstellung mit Werken von Bauhaus-Künstlern zeigte.[4] Von 1921 bis 1938 schrieb er Kunstkritiken für die Basler Nationalzeitung und war Bibliothekar des Basler Kunstvereins. Schmidt war ein wichtiger Mentor der «Gruppe 33». Am 1. März 1939 wurde er, als Nachfolger von Otto Fischer, zum Konservator (Direktor) der Öffentlichen Kunstsammlung Basel (Kunstmuseum Basel) ernannt. Er setzte sich sogleich vehement für den Ankauf von Werken der aus Deutschland angebotenen «Entarteten Kunst» ein. Von 1946 bis 1954 betreute er den Nachlass von Ernst Ludwig Kirchner.[5]

Er baute die Abteilung für moderne Kunst aus, die unter seiner Leitung zu internationaler Bedeutung gelangte. 1949 zeigte er im Kunstmuseum eine Gauguin-Ausstellung. Bereits 1946 plante er den Ankauf von Werken des Künstlers Alberto Giacometti. 1950 konnte er für die Emanuel Hoffmann-Stiftung zwei Gemälde (La Table und Portrait d’Annette),[6] sowie einer Bronzeskulptur (Place, 1948–1949, 63 × 44 × 21 cm, für 4800 Schweizer Franken) erwerben, wodurch die ersten Arbeiten Giacomettis in eine öffentliche Sammlung der Schweiz gelangten.[7] 1961 wurde Franz Meyer sein Nachfolger. Maria Netter war von 1944 bis 1945 die Assistentin von Schmidt.

Schmidt war auch ein bedeutender Kunsthistoriker. Von 1958 bis zu seinem Tod 1965 bekleidete er eine Professur an der Akademie der bildenden Künste München. 1964 wurde er mit dem Dr. h.c. der ETH Zürich geehrt.

Werke (Auswahl)

  • (mit Hans Mühlestein) Ferdinand Hodler 1853–1918. Sein Leben und sein Werk. Rentsch, Erlenbach 1942; Unionsverlag, Zürich 1983, ISBN 3-293-00020-7.
  • Schriften aus 22 Jahren Museumstätigkeit. Phoebus-Verlag, 1964
  • Kleine Geschichte der Modernen Malerei. Friedrich Reinhardt, Basel 1998, ISBN 3-7245-0037-8.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Als Todesort wird auch Binningen genannt
  2. Ursula Suter, Bruno Flierl: Hans Schmidt, 1893–1972: Architekt in Basel, Moskau, Berlin-Ost. GTA, 1993, ISBN 978-3-85676050-2.
  3. J. J. Bachofens Geschichtsphilosophie. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1929.
  4. Gewerbemuseum Basel (Hrsg.): das bauhaus in dessau. Ausstellungskatalog. Basel 1929.
  5. Eberhard W. Kornfeld: Die Geschichte des Nachlasses von Ernst Ludwig Kirchner ab 1938 bis heute. Galerie Kornfeld Verlag, Bern 2017, S. 9–14.
  6. Das Portrait d’Annette ist inzwischen als Bildnis der Marie-Laure de Noailles identifiziert worden
  7. Reinhold Hohl: Alberto Giacometti in Basel. In: Jacques Herzog, Philip Ursprung: Herzog & de Meuron: Natural history. Springer, 2005, ISBN 978-3-03778049-7, S. 131 ff.