Jonatan (Sohn Sauls)
Jonatan (auch: Jonathan) war im Alten Testament der älteste Sohn des Königs Saul und der Schwager und beste Freund Davids.
Etymologie
Der hebräische Name Jonatan wird im MT entweder יְהֹונָתָן jəhônātān oder (seltener) יֹונָתָן jônātān geschrieben. Es handelt sich in beiden Fällen um Satznamen, deren Bedeutung abgesehen vom verschiedenen theophoren Element gleich ist. Das Subjekt (יְהֹו jəhô oder יֹו jô) ist JHWH, das Prädikat gehört zur Wurzel נתן ntn „geben“. Der Name bedeutet daher „JHWH hat gegeben“.
Biblische Erzählung
An mehreren Stellen ist davon die Rede, dass Jonatan mit David „[...] einen Bund vor dem Herrn geschlossen [...]“ (1 Sam 20,8 EU) habe (1 Sam 23,18 EU). Über Jonatan wird berichtet, dass er David „wie sein eigenes Leben [liebte]“ (1 Sam 20,17 EU). In der Konfliktgeschichte zwischen David und Saul spielt er eine wichtige Rolle.
Saul, selbst melancholisch und nach eigenem Empfinden erfolglos und ungeliebt, muss mitansehen, dass sowohl sein Sohn Jonatan[1] als auch seine Tochter Michal[2] David über alles lieben. Als Sauls Eifersucht auf David auch angesichts von dessen militärischen Erfolgen[3] bis zum Vernichtungswillen steigt, verrät Jonatan David die Mordpläne seines Vaters und schützt ihn so. Als David fliehen muss, küssen sich beide und weinen (1 Sam 20,41 EU).
Jonatans Sohn war Merib-Baal (2 Sam 21,7 EU).
Jonatan fällt bei einer Schlacht gegen die Philister auf den Bergen Gilboa zusammen mit seinem Vater Saul. David stimmt bei der Nachricht davon eine Totenklage an: Weh ist mir um dich, mein Bruder Jonatan. Du warst mir sehr lieb. Wunderbarer war deine Liebe für mich als die Liebe der Frauen (2 Sam 1,26 EU). Die Leichname von Saul und seinen drei Söhnen wurden von den Philistern an die Mauern von Bet-Schean genagelt (1 Sam 31,10 EU). Später wurden die Leichname von den Bewohnern Jabesch-Gilead nach Jabesch gebracht und dort verbrannt;(1 Sam 31,11 EU) die Überreste anschließend unter der Tamariske von Jabesch begraben (1 Sam 31,13 EU). Später ließ David die Überreste, zusammen mit weiteren Hingerichteten aus Sauls Familie, in Zela im Land Benjamin, im Grab von Sauls Vater Kisch begraben (2 Sam 17,14 EU).
Die biblischen Erzählungen über Jonatan finden sich im 1. Buch Samuel 13+14; 18,1–4; 19,1–7; 20; 31 und 2. Buch Samuel 1,17–21.
Literatur
- Markus Zehnder: Exegetische Beobachtungen zu den David-Jonathan-Geschichten. In: Biblica. Band 79, 1998, S. 153–179.
- Emil G. Hirsch, M. Seligsohn, Solomon Schechter: Jonathan, Jehonathan. In: Jewish Encyclopedia. S. 232f.
- Enzo Cortese: Homosexuality in the Old Testament. In: Osservatore Romano. 26. März 1997, S. 10 [1]
- Robert A. J. Gagnon: David and Jonathan. In: The Bible and Homosexual Practice: Texts and Hermeneutics. Abingdon Press, Nashville 2001. S. 145–154, ISBN 0-687-02279-7
- Tom Horner: Jonathan Loved David: Homosexuality in Biblical Times. S. 15–39, ISBN 0-664-24185-9
- Daniel Helminiak: What the Bible Really Says About Homosexuality. S. 123–127, ISBN 1-886360-09-X
- Christopher Hubble: Lord Given Lovers: The Holy Union of David & Jonathan. ISBN 0-595-29869-9
- J. A. Thompson: The Significance of the Verb Love in the David-Jonathan Narratives in 1 Samuel. In: Vestus Testamentum. Band 24, S. 334–338
- Hartmut Rosenau: Jonathan, Sohn König Sauls. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 637–638.
- Nicklas, Tobias: Jonatan. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., abgerufen am 26. Februar 2008.
Weblinks
- Literatur von und über Jonatan im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tobias Nicklas: Jonatan. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., abgerufen am 26. Februar 2008.
Einzelnachweise (Bibelzitate)
- ↑ Nach dem Gespräch Davids mit Saul schloss Jonatan David in sein Herz. Und Jonatan liebte David wie sein eigenes Leben. (1Sam 18, 1)
- ↑ Als Saul immer deutlicher erkannte, dass der Herr mit David war und dass seine Tochter Michal ihn liebte, fürchtete er sich noch mehr vor David. So wurde Saul für alle Zeit zum Feind Davids. (1Sam 18, 28f)
- ↑ Die Frauen spielten und riefen voll Freude: Saul hat Tausend erschlagen, David aber Zehntausend. Saul wurde darüber sehr zornig. Das Lied missfiel ihm, und er sagte: David geben sie Zehntausend, mir aber geben sie nur Tausend. Jetzt fehlt ihm nur noch die Königswürde. (1Sam 18, 7f)