Luigi Cadorna

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Luigi Cadorna

Marschall Graf Luigi Cadorna (* 4. September 1850 in Pallanza, Piemont; † 23. Dezember 1928 in Bordighera, Ligurien) war Chef des italienischen Generalstabes im Ersten Weltkrieg. Aufgrund seiner sinnlosen Grausamkeit und Brutalität im Krieg wird er heute vielfach als Kriegsverbrecher beurteilt.[1]

Leben

Bereits sein Vater Raffaele Cadorna der Ältere war ein hoher italienischer Offizier. Luigi Cadorna übernahm im Ersten Weltkrieg den Posten des Generalstabschefs von dem im Juli 1914 überraschend verstorbenen General Alberto Pollio und leitete von Kriegsbeginn bis November 1917 das in Udine liegende Comando Supremo.

Cadorna führte 1915 vier Offensiven am Isonzo durch. Ziel war die Stadt Görz. Sie blockierte den Weg nach Triest und nach Laibach. Alle vier Offensiven schlugen fehl, Italien hatte große Verluste von rund 250.000 Mann und erzielte kaum Geländegewinne. Görz wurde erst Anfang August 1916 in der Sechsten Isonzoschlacht erobert. Bis 1917 eröffnete Cadorna insgesamt elf Offensiven am Isonzo und auch in den Dolomiten sowie auf der Hochebene von Asiago in der Ortigaraschlacht.

Am 24. Oktober 1917 brach eine von deutschen und österreichisch-ungarischen Verbänden eingeleitete Offensive in der so genannten Zwölften Isonzoschlacht bei Caporetto durch die italienischen Linien und erreichte zum 12. November den Fluss Piave. Die italienische Armee war in Auflösung und dem Zusammenbruch nahe; die Verluste an Mensch und Material waren enorm. Cadorna trug viel zu dieser Niederlage bei. Er hatte seine Truppen zu offensiv aufgestellt, mit wenig Reserven im Hinterland. Auch seine Offiziere, vor allem Pietro Badoglio, erwiesen sich als unfähig.

Cadorna wurde der Oberbefehl über die italienischen Truppen entzogen und er wurde als italienischer Vertreter in den Obersten Kriegsrat der Alliierten abkommandiert. Diese Funktion nahm er bis März 1918 wahr. Sein Nachfolger als Generalstabschef wurde General Armando Diaz. 1919 nach einer Untersuchung der Niederlage von Karfreit/Caporetto erkannten ihm Regierung und Parlament seinen Rang und seine Bezüge ab.

In der Folgezeit unterstützte Cadorna die faschistische Bewegung Mussolinis. Mussolini rehabilitierte Cadorna 1924, beförderte ihn und Armando Diaz zum Marschall und ließ ihm 1932 in Pallanza von Architekt Marcello Piacentini ein monumentales Mausoleum am Ufer des Lago Maggiore errichten.

Der Offizier und spätere Widerstandskämpfer Raffaele Cadorna der Jüngere war Luigi Cadornas Sohn.

Nachleben

Ein von September 1930 bis September 1931 gebauter und am 11. August 1933 in Dienst gestellter italienischer Kreuzer hieß Luigi Cadorna. In Bozen ist ihm die Straße gewidmet, die vom Hauptquartier der Alpini nach Norden führt. Auf der Strada delle 52 Gallerie, einer der bekanntesten italienischen Militärstraßen des Ersten Weltkriegs, wurde einer der 52 Tunnel nach ihm benannt.

Heute gibt es Bestrebungen, die nach ihm benannten Straßen umzubenennen, weil er in seiner rücksichtslosen, blutigen Kriegsführung kein Vorbild sein könne. Bereits Antonio Gramsci hatte vom Cadornismo als menschenverachtender Militärstrategie gesprochen.[2]

David Stevenson, Professor für internationale Geschichte an der London School of Economics and Political Science, beschreibt ihn als "einen der gefühllosesten und inkompetentesten Befehlshaber des Ersten Weltkriegs".[3] Im Laufe des Krieges entließ Cadorna 217 Offiziere, und während der Schlacht von Karfreit (Caporetto) ordnete er die summarische Hinrichtung von Offizieren an, deren Einheiten sich zurückzogen.[4] Gegen sechs Prozent der italienischen Soldaten unter seiner Führung wurde während des Krieges ein Disziplinarverfahren eingeleitet, und 61 % der Angeklagten wurden für schuldig befunden. Etwa 750 wurden hingerichtet, die höchste Zahl in einer Armee im Ersten Weltkrieg.[5]

Schriften (Auswahl)

  • La guerra alla fronte italiana fino all’arresto sulla linea della Piave e del Grappa: 24 maggio 1915 – 9 novembre 1917. (In zwei Bänden), Treves, Mailand 1921.
  • Il generale Raffaele Cadorna nel risorgimento italiano. Treves, Mailand 1922.
  • Altre pagine sulla grande guerra. A. Mondadori, Mailand 1925.

Literatur

Weblinks

Commons: Luigi Cadorna – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Philipp Reclam jun Verlag GmbH: Geschichte Italiens. S. 428 (reclam.de [abgerufen am 23. Juli 2022]).
  2. Mao Valpiana: Ripudiare Cadorna, onorare i disertori. In: huffingtonpost.it. 4. November 2016, abgerufen am 25. Mai 2022 (italienisch).
  3. David Stevenson, David (2011): With Our Backs to the Wall. S. 101.
  4. John Keegan: The First World War. Alfred A. Knopf, New York 1999, ISBN 0-375-40052-4. S. 227
  5. Hew Strachan: The First World War. Verlag OUP Oxford, Oxford 2003.