Vincenz Frisching

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Vincenz Frisching, Porträt von Jakob Emanuel Handmann (1761)
Exlibris für Vincenz Frisching, mit handschriftlichem Hinweis Zum Eigenthum geben von / mir V: Frisching, An / Jakob Kernen 1772. von Johann Ludwig Aberli (um 1760)

Vincenz Frisching (getauft 24. Oktober 1727 in Gottstatt (Orpund)[1]; † 1790) war ein bernischer Offizier und Magistrat.

Leben

Vincenz Frisching war der Sohn des Albrecht Frisching, Landvogt zu Gottstatt, aus der Patrizierfamilie Frisching und der Maria Magdalena Tschiffeli und ein Enkel des Vincenz Frisching (1654–1728), Landvogt zu Chillon. Frisching studierte Recht in Göttingen[2] und war 1750 bis 1751 verlobt mit Marianne Haller[3], Tochter Albrecht von Hallers. Die Verlobung wurde aufgelöst und Marianne Haller verheiratete sich 1753 mit Franz Ludwig Jenner.[4] Vincenz Frisching war mit Julie Bondeli, Niklaus Emanuel Tscharner und Johann Georg Zimmermann befreundet.[5] 1759 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Grande Société in Bern.[6] Ab 1761 ist er als Mitglied der Ökonomischen Gesellschaft in Bern nachgewiesen.[7] Im Äusseren Stand bekleidete Frisching das Amt eines Venners.[8] Bei der Burgerbesatzung (Ergänzungswahl) 1775 gelangte er in den Grossen Rat der Stadt Bern, bei der Wahl 1764 wollte er offenbar nicht gewählt werden.[9] Als Grossrat war er Mitglied der Landesökonomiekommission.[10] Gemeinsam mit Niklaus Emanuel Tscharner arbeitete er ein Mandat zur Förderung der Allmendenteilung (Einschlag) aus, welches allerdings nicht in Kraft gesetzt wurde.[11] Frisching war Besitzer des Uttigguts in Uttigen.[12]

Bibliothek

Vincenz Frisching besass eine Bibliothek von 800 Bänden.[13] Niklaus Emanuel Tscharner schrieb 1755 an Johann Georg Zimmermann, Frisching besitze eine der schönsten und brauchbarsten Bibliotheken in der Stadt [Bern] und er sei imstande, für einen schönen Bibeldruck 12 Dukaten zu bezahlen.[14] Durch Erasmus Ritter, mit dem er zeitgleich in Göttingen studierte, liess er um 1756/60 einen Studierpavillon mit Büsten, Globen, Pult, Bücherschränken und Bücherregalen planen.[15] Frisching vermachte seine Bibliothek am 13. Juni 1786 der Stadt Thun.[16] Einzelne Bestände der Sammlung wurden ausgesondert und gelangten teilweise in den Antiquitätenhandel.

Im Kunsthandel erschien 2020 das 1733 entstandene Gemälde Lehrer und Schüler im Unterricht des Jan Josef Horemans d. J., welches auf der Rückseite die Eigentümerbezeichnung Frischings mit Freimaurerzeichen trägt.[17] Frischings Bruder Albrecht schwur am 1. Dezember 1745 der Freimaurerei ab[18], sein Cousin Franz Rudolf Frisching war ebenfalls Freimaurer.[19]

Quellen

Literatur

  • Angelica Baum (Hrsg.): Julie Bondeli. Briefe, Zürich 2012 (4 Bde.).
  • Manuel Kehrli: Geselligkeit in Bern, die Leiste und die Gründung der Grande Société, in: Georg von Erlach e.a.: Hôtel de Musique und Grande Société de Berne, Bern 2009, S. 41–57.
  • Peter Küffer: Die Thuner historischen Buchbestände neu in der StUB. In: Libernenis. Band 1. Bern 2004, S. 22–23 (biblio.unibe.ch [PDF; 485 kB]).
  • Thomas Loertscher, Georg Germann: Währschafft, nuzlich und schön. (Ausstellungskatalog), Bern 1994.
  • Karl J. Lüthi-Tschanz: Die Freimaurerei im Freistaat Bern (1739–1803) [Fortsetzung]. In: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde. Band 14. Bern 1918, S. 288–299, doi:10.5169/seals-183155.
  • Karl J. Lüthi-Tschanz: Die Freimaurerei im Freistaat Bern (1739–1803) [Fortsetzung]. In: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde. Band 15. Bern 1919, S. 55–71, doi:10.5169/seals-183648.
  • Marie-Louise Schaller: Annäherung an die Natur. Schweizer Kleinmeister in Bern 1750–1800. Bern 1990.
  • Martin Stuber e.a. (Hrsg.): Kartoffeln, Klee und kluge Köpfe. Die Ökonomische und Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Bern OGG (1759–2009). Bern 2009.
  • Verfassung des hochloblichen Aussern Stands der Stadt Bern. Auf Ostern 1764, Bern, Victor Emanuel Hortin, 1764.
  • Karl Friedrich Wälchli: Niklaus Emanuel Tscharner. Ein Berner Magistrat und ökonomischer Patriot 1727–1794. Bern 1964.

Weblinks

Commons: Vincenz Frisching – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Burger Taufrodel 1712–1729, VA BK 333, S. 442. im Katalog der Burgerbibliothek Bern
  2. Angelica Baum (Hrsg.): Julie Bondeli. Briefe, Zürich 2012, Band 4, S. 1498.
  3. Wikimedia Commons
  4. Kopie eines Briefes von Johann Anton Tillier aus Baden an Gottlieb von Diesbach betreffend die aufgelöste Verlobung von Vinzenz Frisching mit der späteren Marianne Jenner-von Haller. im Katalog der Burgerbibliothek Bern
  5. Frisching und Zimmermann studierten zeitgleich in Göttingen. Angelica Baum (Hrsg.): Julie Bondeli. Briefe, Zürich 2012, Band 3, S. 953 (Nr. 290); Wälchli 1964, S. 60.
  6. Kehrli 2009, S. 47–51.
  7. Abhandlungen der Schweizerischen Gesellschaft, zweiter Teil, erstes Stück, 1761, S. 8.
  8. Verfassung 1764, o. S.
  9. Angelica Baum (Hrsg.): Julie Bondeli. Briefe, Zürich 2012, Band 2, S. 602 (Nr. 160).
  10. Regimentbuch 1775, S. 29.
  11. Wälchli 1964, S. 86; Stuber 2009, S. 92.
  12. Schaller 1990, S. 206.
  13. Libernensis 2004/1, S. 22.
  14. Wälchli 1964, S. 60.
  15. De Desseins et d'Etudes d'Architecture, de Sculpture et des Arts raltifs, faites et aportées de mes voyages en Allemagne, en France et en Italie, Bd 1, Mss.h.h.XXIa.92.1, Nr. 164 im Katalog der Burgerbibliothek Bern, Inschrift Supraporte: DULCIBUS OTIIS / VINC. FRISCHING; Germann, Loertscher 1994, S. 342. In den Quellen zum Studierpavillon wird Vincenz Frisching le cadet genannt, womit nicht Frischings 1689 geborener gleichnamiger Onkel gemeint ist.
  16. Lohner Chronik II, S. 508.
  17. Koller Auktionen, Auktion A192 (19. Juni 2020), Lot Nr. 2072, kollerauktionen.ch
  18. Lüthi-Tschanz 1918, S. 293.
  19. Lüthi-Tschanz 1919, S. 60.