Dadarus Merah Putih

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Die Dadarus Merah Putih oder Dadurus Merah Putih (DMP, deutsch Rot Weiß Tornado) war eine der pro-indonesischen Milizen, die während der Operation Donner 1999 im besetzten Osttimor die Bevölkerung im Umfeld des Unabhängigkeitsreferendums terrorisierten. Ihr Hauptquartier lag in Ritabou (Distrikt Bobonaro), woher ihr Führer Natalino Monteiro stammt. José da Silva Tavares war Chef der DMP in der Distriktshauptstadt Maliana. Dessen Vater João da Costa Tavares war Chef aller sieben Milizen im Distrikt Bobonaro.[1]

Geschichte

Am 8. April 1999 nahm die DMP an einer Machtdemonstration in Maliana teil. Erstmals marschierten die sogenannten Wanra in Osttimor auf. Bis zum 12. April kam es zu mehreren Angriffen auf Unabhängigkeitsbefürworter durch die Milizen. Es kam zu Folterungen von Gefangenen und es gab auch Tote.[1]

Am 29. Juni 1999 griffen Mitglieder der DMP das Büro der UNAMET in Lahomea an. Mehrere Menschen wurden verletzt.[1] Am 2. September 1999 wurden die zwei einheimischen UNAMET-Mitarbeiter Ruben B. Soares und Domingos Pereira in Raifun von zwei indonesischen Offizieren und der DMP ermordet. Von den zehn als Täter identifizierten Personen wurde nur eine verhaftet und vor Gericht gestellt. Die anderen neun waren vermutlich nach Westtimor geflohen.[2][3] Am 27. August wurden Dorfbewohner von Memo von der DMP und der Miliz Halilintar in Gegenwart der indonesischen Polizei und des Militärs (TNI) zu einer Pro-Autonomie-Kundgebung gezwungen. Als sie sich weigerten, wurden die Zivilisten Raul dos Santos, Felis Laku und Jaime erschossen und 22 Häuser niedergebrannt.[1][4]

Direkt am 4. September 1999, dem Tag der Bekanntgabe der Entscheidung für die Unabhängigkeit Osttimors im Referendum, brannte die DMP hunderte Häuser in Maliana nieder und ermordete Einheimische.[5]

Mit Unterstützung der Streitkräfte Indonesiens verübte die DMP zusammen mit der Halilintar am 8. September das Massaker in der Polizeistation von Maliana mit Messern, Macheten und Schwertern. Das Kommando über die Milizionäre hatten der regionale Milizenchef João Tavares und der indonesische Leutnant Sutrisno. Insgesamt wurden 14 Menschen ermordet, darunter Julio Barros, ein ehemaliger Administrator des Subdistrikts Maliana und Domingos Gonçalves Pereira, der Chefe de Suco von Ritabou. Das Opfer José Barros Soares war erst zwölf Jahre alt. Die Leichen der Opfer wurden nach Batugade gebracht und dort im Meer versenkt.[1][4] Andere Quellen berichten von 47 Toten.[6] Weitere 13 Personen, denen zunächst die Flucht aus der Station gelang, wurden am nächsten Tag in der Nähe von Maliana umgebracht. Insgesamt wurden zwischen dem 2. und dem 29. September 71 Menschen im Subdistrikt Maliana ermordet.[7] Außer der Kirche wurde der gesamte Ort Maliana durch die Milizen niedergebrannt.

Milizenchef Natalino Monteiro wurde am 10. Juli 2003 in Abwesenheit in Dili wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit dem Massaker in der Polizeistation in Maliana für schuldig befunden.[1]

Der DMP-Milizionär João Fernandes aus Atudara wurde 2001 in Dili für den Mord an Domingos Gonçalves Pereira in der Polizeistation von Maliana vor die Special Panels for Serious Crimes (SPSC) gestellt.[8] Fernandes wurde zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt.[1]

Manuel Gonsalves Leto Bere, Kommandant einer DMP-Einheit, erhielt am 15. Mai 2001 15 Jahre Haft für den Mord an João Gonsalves, einem Anhänger der FALINTIL, am Ufer des Flusses Nunura, nahe Maliana, Ende September 1999. Leto Bere war dem indonesischen Sergeanten Manuel Lopez unterstellt, einem DMP-Kommandanten im Suco Lahomea.[1]

Der DMP-Kommandant Victor Lopes wurde im Juli 2001 von der UNTAET unter Arrest gestellt. Grund war seine Beteiligung am Massaker in der Polizeistation in Maliana.[1]

Martinho Mau Buti, DMP-Kommandant, hatte Almeida, einen 26-jährigen Bewohner von Ritabou, zusammen mit anderen Milizionären und Soldaten am 22. April 1999 gefangen genommen und gefoltert. Er wird daher wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesucht.[1]

João Gomblo, António Metan und Marito waren alle DMP-Mitglieder. Sie gelten als Beteiligte am Massaker in der Polizeistation in Maliana und an anderen Verbrechen. Die mutmaßlichen DMP-Milizionäre Marcus, Luís Metan Frans, Agusto dos Santos Martins, João dos Santos, Julião, Paulus, Domingos, Adriano, Afonso, Ejebio de Jesus, Alberto, Batista und Inacio Metan werden beschuldigt Dorfbewohner eingeschüchtert und Häuser in Ritabou, Holsa und Lahomea angezündet zu haben.[1]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k Master of Terror: Natalino Monteiro, abgerufen am 11. Juli 2015.
  2. UN News Centre, 28. Juni 2002, East Timor prosecutor issues new indictments, including one for 1999 murder of local UN staff (Memento vom 31. Oktober 2002 im Internet Archive)
  3. Master of Terror: First Lt (Inf) Sutrisno (Memento des Originals vom 3. Februar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.yayasanhak.minihub.org, abgerufen am 11. Juli 2015
  4. a b „Chapter 7.2 Unlawful Killings and Enforced Disappearances“ (PDF; 2,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  5. Richard Tanter, Desmond Ball, Van Gerry Klinken: Masters of Terror: Indonesia's Military and Violence in East Timor, S. XXIX & 48.
  6. Master of Terror: Maliana - 8/09/1999 - Maliana police station massacre
  7. 1999 East Timor Crimes Against Humanity: Maliana Police Station Massacre, 8. September 1999 (Memento vom 3. Februar 2011 im Internet Archive)
  8. Office of the Deputy General Prosecutor for Serious Crime: Anklageschrift zu Fall 01/2000 (englisch). Archiviert vom Original am 3. Februar 2011; abgerufen am 20. Januar 2016.