3-Amino-2-butennitril

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Strukturformel
Strukturformel von 3-Amino-2-butennitril
Allgemeines
Name 3-Amino-2-butennitril
Andere Namen
  • (2Z)-3-Amino-2-butennitril (IUPAC)
  • Bisacetonitril
  • β-Aminocrotononitril
  • 3-Amino-crotonsäurenitril
  • dimolekulares Cyanmethyl (veraltet)
Summenformel C4H6N2
Kurzbeschreibung

hellgelbe Flocken[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 1118-61-2
EG-Nummer 214-266-2
ECHA-InfoCard 100.012.970
PubChem 5325263
ChemSpider 4482759
Eigenschaften
Molare Masse 82,104 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Schmelzpunkt

70–75 °C[2]

Siedepunkt

120 °C (4 mmHg)[2]

Löslichkeit

sehr gut löslich in Wasser und löslich in Ethanol[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 300​‐​311​‐​317
P: 280​‐​301+310+330​‐​302+352+312 [1]
Toxikologische Daten

327 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

3-Amino-2-butennitril (Trivialname Bisacetonitril) ist eine chemische Verbindung, welche Acrylnitril als Substruktur enthält.

Gewinnung und Darstellung

Die früheste Synthese erfolgte 1889 durch Holtzwart. Dieser versetzte eine Lösung von Acetonitril in Diethylether mit elementarem Natrium, was zum 3-Amino-2-butennitril führte.[3] Allerdings entsteht auf diese Weise auch Methangas als Nebenprodukt, weil das elementare Natrium dazu imstande ist, das Acetonitril heterolytisch zu spalten.

Effizienter verläuft die Synthese, wenn statt elementarem Natrium eine starke Base wie Natriummethanolat verwendet wird, sodass eine Spaltung des Acetonitrils nicht eintritt, sondern lediglich die zielführende aldolanaloge Dimerisierung des Acetonitrils abläuft.

Eigenschaften

Es werden in der Literatur zwei Formen von 3-Amino-2-butennitril beschrieben, wobei vermutet wurde, dass die hochschmelzende Form (Schmelztemperatur etwa 80 °C) die cis-Konfiguration und das niedrigschmelzende Material (Schmelztemperatur etwa 50 °C) die trans-Konfiguration aufweist. Die NMR-Spektren der beiden Formen zeigten jedoch, dass das niedrigschmelzende Material ein Gemisch aus zwei Komponenten ist, von denen eine die hochschmelzende Form ist. Die Zusammensetzung des niedrigschmelzenden Materials ist variabel und hängt von der Herstellungsmethode, den verwendeten Lösungsmitteln und sogar von den Lagerungsbedingungen ab. Es wurde festgestellt, dass der Schmelzpunkt des niedrigschmelzenden Materials beim Verbleib in der festen Phase ansteigt, und diese Veränderung entspricht einer Erhöhung des Anteils des cis-Isomers.[4]

Typische Reaktionen

Bei Einwirkung von Acetylchlorid auf 3-Amino-2-butennitril entsteht nach Hydrolyse eine Art tetramere Form des Acetonitrils, wobei ein Molekül Ammoniak abgespalten wurde. Das Resultat wurde von Holtzwart mit folgender Strukturformel angegeben:[3]

Tetrameres-Kondensationsprodukt-von-Acetonitril.svg

Mit Hydroxylamin reagiert 3-Amino-2-butennitril zu Isoxazolderivaten.[5] Es reagiert außerdem mit Ferrocenyl-1,2-enonen unter Bildung von Ferrocenylpyridinen. Es durchläuft eine Diazotierungs-Kupplungsreaktion mit p-substituierten Anilinen zur Bildung von 2-Arylhydrazon-3-ketimino-butyronitrilen. Es wird auch bei der Reaktion mit Aryldiazoniumsalzen verwendet und ergibt anstelle des erwarteten Triazols 2-Arylhydrazono-3-ketobutyronitril durch elektrophilen Angriff am Kohlenstoff und Hydrolyse des resultierenden Imins.[2]

Verwendung

3-Amino-2-butennitril ist ein Zwischenprodukt in der organischen Synthese von Arzneistoffen, Agrochemikalien und Farbstoffen.[2]

Einzelnachweise

  1. a b c d Datenblatt 3-Amino-2-butennitril bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 17. Oktober 2021 (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Name nicht angegeben
  2. a b c d e f Datenblatt 3-Amino-2-butennitril bei AlfaAesar, abgerufen am 18. Oktober 2021 (PDF) (JavaScript erforderlich).
  3. a b R. Holtzwart: Ueber dimolekulares Cyanmethyl. In: J. prakt. Chem. 28. Februar 1889, S. 230–245, doi:10.1002/prac.18890390114.
  4. E. Bullock, B. Gregory: β-AMINOCROTONONITRILE: I. GEOMETRICAL ISOMERISM AND SOME REACTIONS. In: Canadian Journal of Chemistry. Band 43, Nr. 2, 1965, S. 332–336, doi:10.1139/v65-044.
  5. Eberhard Breitmaier, Günther Jung: Organische Chemie. Grundlagen, Verbindungsklassen, Reaktionen, Konzepte, Molekülstruktur, Naturstoffe. 6. Auflage. Thieme, 2009, ISBN 978-3-13-541506-2, S. 665.