Berlocke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Juli 2022 um 08:49 Uhr durch imported>Anonym~dewiki(31560).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Berlocken aus dem Urnengräberfeld Darzau (Lüchow-Dannenberg), um 125 n. Chr.
Nahaufnahme der Berlocke aus Darzau

Die Berlocke (französisch breloques, „Anhängsel“) ist ein kleiner Schmuckanhänger aus Edelstein, Elfenbein, Metall, Porzellan oder anderen wertvollen Materialien. Zwischen der Zeitenwende und dem Frühmittelalter wurden vor allem in Nordeuropa sehr spezielle Anhänger, insbesondere anfangs, teilweise aus Gold hergestellt.

Die älteste in Skandinavien durch Funde nicht belegte Form (Typ I nach Adriaan von Müller 1928–2021), die dem 1. Jahrhundert n. Chr. zugehört, hat ein einfacheres Dekor und fast kugelrunde Form. Die etwas jüngere Form (Typ II), hat eine fast flache, umgekehrte Birnen- oder Zirbelnussform, und die jüngste Form (Typ III), war derart gebräuchlich, dass birnenförmigen Berlocken etwa 60 Prozent aller Anhänger im Fundmaterial ausmachen. In Norwegen ist die "Berlokk" vom Gräberfeld von Vereide als einer der wenigen in Norwegen gefundenen belegt.

Die Konzentration auf Dänemark (insbesondere Bornholm) und Skandinavien ist deutlich, doch kennt man Berlocken auch aus Deutschland, Polen und Tschechien. Die jüngeren Berlocken (etwa 70–210/220 n. Chr.) haben zumeist ein fast gänzlich von aufgelegten Golddrähten bedecktes Oberteil. Berlocken fand man fast nur in Frauengräbern. Doch es sind zwei Gräber aus Jütland bekannt, bei denen der Bestattete vermutlich ein Mann war. Beide Gräber enthalten die ältere Form der Berlocken. Es ist möglich, dass der frühe Typ sich noch nicht zum reinen Frauenschmuck entwickelt hatte.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam eine neue Generation auf, die als Anhänger und Ziergehänge am Uhrband oder an der Uhrkette (Chatelaine), aber auch am Charivari getragen wurde. Auch Uniformen wurden mit Berlocken verziert.

Eine moderne Form dieser Art Schmuck ist das Bettelarmband. Als Trachtenschmuck gibt es Berlocken vor allem im Alpenraum noch heute.

Die Berlocken kommen im Novellenkranz Das Sinngedicht von Gottfried Keller vor.

Literatur

  • Kent Andersson: Gold des Nordens. Skandinavische Schätze von der Bronzezeit bis zu den Wikingern. Theiss. Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2184-8
  • Adriaan von Müller: Die birnen- und kugelförmigen Anhänger der älteren römischen Kaiserzeit 'In: Offa 1958 S. 93

Weblinks