BitLocker

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BitLocker
Basisdaten

Entwickler Microsoft
Erscheinungsjahr 2007
Betriebssystem Microsoft Windows
Kategorie Festplattenverschlüsselung
Lizenz EULA (proprietär)
Microsoft Docs: BitLocker

BitLocker ist eine proprietäre[1] Festplattenverschlüsselung des Unternehmens Microsoft, die zu den Features von Microsoft Windows gehört. Nach dem Prinzip der vollständigen Festplattenverschlüsselung werden mit dieser Software Daten geschützt.

In der Standardeinstellung verwendet BitLocker AES im Cipher Block Chaining (CBC) oder im XTS-Modus[2] mit einem 128 Bit oder 256 Bit langem Schlüssel. CBC wird nicht über das gesamte Laufwerk, sondern auf den einzelnen Sektoren angewendet.

Hergang

BitLocker entstand als ein Teil von Microsofts Next-Generation Secure Computing Base-Architektur im Jahr 2004 als ein Feature, das zunächst mit dem Codename "Cornerstone" bezeichnet wurde und dessen Zweck es war, Informationen auf Speichergeräten zu schützen, besonders vor dem Diebstahl oder dem Verlust des Speichergeräts. Ein anderes Feature mit dem Namen „Code Integrity Rooting“ sollte die Integrität der Windows Booting- und Systemdateien validieren. Zusammen mit einem kompatiblen Trusted Platform Module (TPM) eingesetzt, kann BitLocker die Integrität von Booting- und Systemdateien validieren, bevor ein geschütztes Laufwerk entschlüsselt wird – eine fehlgeschlagene Validierung wird den Zugriff auf das geschützte System verweigern.[3][4]

BitLocker ist ab Windows Server 2008 und in den Ultimate- und Enterprise-Versionen von Windows Vista und Windows 7 sowie den Pro- und Enterprise-Versionen von Windows 8, Windows 8.1 und Windows 10 enthalten.[5][6]

Seit Windows Server 2012 und Windows 8 unterstützt BitLocker die Microsoft-Encrypted-Hard-Drive-Spezifikation. Festplatten, die diese Spezifikation erfüllen, können die kryptografischen Operationen von BitLocker und damit vom Hauptsystem übernehmen und auf dem Speichergerät ausführen.

Funktionsweise

Ursprünglich konnte die Benutzeroberfläche von BitLocker in Windows Vista nur das Systemlaufwerk verschlüsseln. Ab Service Pack 1 für Vista und Windows Server 2008 konnten auch andere Laufwerke verschlüsselt werden. Einige Funktionen von BitLocker, wie das automatische Sperren, mussten trotzdem über ein Kommandozeilenprogramm bedient werden.

Um das Systemlaufwerk verschlüsseln zu können, benötigte BitLocker unter Windows 7 eine eigene Partition der Festplatte, welche bei Bedarf automatisch erstellt wurde.[7] Es startet vor dem Betriebssystem und greift standardmäßig auf ein Trusted Platform Module (TPM) zu, um zu prüfen, ob die Hardware unverändert und somit vertrauenswürdig ist. Microsoft empfiehlt, zusätzlich die Eingabe einer PIN zu erzwingen.[8] Allerdings war bei Auswahl der PIN darauf zu achten, dass diese bei der Startroutine zu einem Zeitpunkt abgefragt wird, bei dem länderspezifische Einstellungen der Tastatur noch nicht geladen waren, also die Tastatur immer dem US-englischen Standard entspricht. Damit sind Y und Z gegenüber der deutschen Tastatur vertauscht, Sonderzeichen liegen vielfach auf anderen Tasten, Umlaute können nicht per Tastatur eingegeben werden. Alternativ oder zusätzlich zur PIN kann das Starten des Systems davon abhängig gemacht werden, ob ein USB-Stick mit einer Schlüsseldatei eingesteckt ist. Wenn keines von beidem konfiguriert wird, tritt BitLocker nicht in Erscheinung, solange die Umgebung der Festplatte unverändert bleibt. Bei Computern ohne TPM kann alternativ eine Schlüsseldatei auf einem USB-Stick zum Einsatz kommen oder die Eingabe eines Passwortes vorgesehen werden.

Gegenüber Windows Vista unterstützt BitLocker ab Windows 7 auch die Verschlüsselung von USB-Medien („BitLocker to Go“), welche auch unter Windows Vista und XP gelesen werden können.[9]

Es ist grundsätzlich auch möglich, die Systempartition gänzlich ohne TPM zu verschlüsseln und stattdessen die PIN-Eingabe zu verwenden.

Recovery-Funktionalität

BitLocker speichert die Recovery-Daten zur Entschlüsselung der Partition ohne Passwort während des Verschlüsselungsprozesses im Klartext auf einem Datenträger und in gemanagten Umgebungen zusätzlich in das Active Directory. Hier wird pro Partition ein Key angelegt. Wenn ein TPM-Chip verwendet wird, so wird dessen Recovery-Passwort ebenfalls abgelegt. Für eine Entschlüsselung ist entweder das ursprüngliche Passwort oder das TPM-Passwort notwendig, eine Challenge-Response-Authentifizierung ist derzeit nicht vorgesehen.

Software zur Extraktion des BitLocker-Passworts im laufenden Betrieb

Verschiedene Unternehmen wie Elcomsoft mit System Recovery ab Version 7.05 bieten Software[10][11] an, um die Bitlocker-Verschlüsselung aufzuheben, indem bei einem gemounteten BitLocker-Laufwerk der Arbeitsspeicher ausgelesen wird.[12] Dazu überträgt ein Programm Inhalte des RAM beispielsweise über den FireWire-Port.[13] Anschließend kann auf einem anderen PC im Speicherabbild der enthaltene Schlüssel angezeigt werden. Damit sind Zugriffe auf geschützte Daten des angegriffenen Rechners sofort oder später möglich. Ein Speicherabbild und damit das Auslesen des Schlüssels ist nur auf einem eingeschalteten Computer möglich, bei dem das Passwort bereits eingegeben wurde.[14] Diese Angriffsmöglichkeit besteht auch für vergleichbare Programme wie TrueCrypt. Um diesen Angriff bei gesperrten PCs zu verhindern, bietet Microsoft eine Gruppenrichtlinie "Neue DMA-Geräte deaktivieren, wenn dieser Computer gesperrt wird". Durch Aktivierung ist ein Zugriff auf den Arbeitsspeicherinhalt für hotplugfähige Geräte nur möglich, wenn der Computer nach dem Anschließen entsperrt wurde. TrueCrypt als auch Bitlocker löschen das eingegebene Passwort wieder aus dem RAM, nur der Schlüssel bleibt prinzipbedingt im Speicher.

Vertrauenskrise hardwaregestützte SSD-Verschlüsselung

Sicherheitsfachleute fanden 2018 heraus, dass hardwaregestützte Verschlüsselung eines Solid-State-Drive (SSD-Festplatte) bei vielen Herstellern nicht korrekt implementiert ist.[15] Einige Hersteller waren nicht bereit, älteren SSDs ein Firmware-Update zu geben, insbesondere nicht bei der populären Samsung Evo-Reihe.[16] Die Hersteller gaben stattdessen den Hinweis, auf Softwareverschlüsselung umzusteigen – auch da diese bei Fehlern leichter korrigierbar ist. Microsoft Windows zog daraus die Konsequenz und aktiviert BitLocker bei Neuinstallationen automatisch und meidet die Hardwareverschlüsselung ab Werk bei Windows 10 Version 1903.[16] Laut der Zeitschrift c't sind die Leistungseinbußen selbst bei fehlender AES-Beschleunigung „eher messbar als spürbar“.[16]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ian Paul, Contributor, PCWorld | About | Smart fixes for your PC hassles: A beginner's guide to BitLocker, Windows' built-in encryption tool. 1. August 2016, abgerufen am 4. Februar 2020 (englisch).
  2. Trudy Hakala: What's new in Windows 10, versions 1507 and 1511. In: TechNet . Microsoft. 29. Januar 2020. Abgerufen am 7. März 2020.
  3. Microsoft: Secure Startup–Full Volume Encryption: Technical Overview (DOC) 22. April 2005. Abgerufen am 7. März 2020.
  4. Microsoft: Secure Startup – Full Volume Encryption: Executive Overview (DOC) 21. April 2005. Abgerufen am 7. März 2020.
  5. BitLocker-Laufwerkverschlüsselung – Microsoft Windows. Abgerufen am 12. Juli 2015.
  6. Schützen von Dateien mit BitLocker – Hilfe zu Microsoft Windows. Abgerufen am 12. Juli 2015.
  7. Getting Started with BitLocker Drive Encryption. Microsoft. Abgerufen am 26. April 2010.
  8. How Strong Do You Want the BitLocker Protection?. Microsoft. Abgerufen am 26. April 2010.
  9. PC Magazin, BitLocker To Go unter Vista und XP, http://www.pc-magazin.de/ratgeber/bitlocker-to-go-unter-vista-und-xp-1054748.html
  10. Elcomsoft führt BitLocker-Unterstützung ein und ermöglicht sofortigen Zugriff auf gesperrte Konten, 30. Juni 2020, abgerufen am 28. Juli 2020
  11. Cop2Cop Aktuelles zur Inneren Sicherheit, Polizei, Security, Justiz, Feuerwehr und deren Interessenvertretungen: „…eine Lösung auf den Markt zu bringen, die der Polizei, Kriminalbeamten und Privatdetektiven die Möglichkeit bietet, sowohl BitLocker- und nun auch TrueCrypt-Verschlüsselung auf beschlagnahmten Computern zu umgehen.“
  12. PR Newswire: Passware Kit Forensic entschlüsselt TrueCrypt-Festplatten innerhalb von Minuten
  13. Passware, Inc.: Acquiring Memory Image Using Passware FireWire Memory Imager
  14. golem.de :Truecrypt- und Bitlocker-Festplatten schnell entschlüsseln
  15. Dennis Schirrmacher: Daten von einigen selbstverschlüsselnden SSDs ohne Passwort einsehbar. In: heise online. 6. November 2018, abgerufen am 3. November 2019.
  16. a b c Jan Schüßler: Vertrauen verspielt. BitLocker meidet hardwaregestützte SSD-Verschlüsselung. In: c’t. Nr. 23, 2019, S. 156–157 (heise.de [abgerufen am 3. November 2019]).