International Boxing Association (Amateursport)

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International Boxing Association
(IBA)
Zweck: Organisation der Wettbewerbe im olympischen Boxen
Vorsitz: Umar Kremlew (Präsident)[1]
Gründungsdatum: 29./30. November 1946
Mitgliederzahl: 196 nationale Boxverbände
Sitz: Lausanne, Schweiz Schweiz
Website: www.iba.sport

Die International Boxing Association (IBA; vormals Association Internationale de Boxe Amateure – AIBA) ist der Weltverband des Olympischen Boxsports mit Sitz im Maison du Sport International in Lausanne (Schweiz). Der Verband ist vom Internationalen Olympischen Komitee als Vertretung des Boxsports anerkannt und organisiert u. a. die alle zwei Jahre stattfindenden Amateur-Boxweltmeisterschaften der Männer und Frauen in den verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen und das Boxturnier im Rahmen der olympischen Sommerspiele einschließlich der erforderlichen Qualifikationswettbewerbe. Die IBA bestimmt darüber hinaus die international gültigen Regelwerke des olympischen Boxens und bildet Kampfrichter für internationale Wettbewerbe aus.

Das ursprüngliche Wort „Amateur“ wurde absichtlich aus der Bezeichnung gestrichen, um damit den erweiterten Vertretungsanspruch des Verbandes zu unterstreichen, der sich nicht mehr auf das reine Amateurboxen beschränken wollte. Unter der Präsidentschaft des Koreaners Chin-Kuo Wu setzte sich die IBA das Ziel, unter ihrem Dach den Boxsport auf allen Ebenen und in allen Spielarten zu repräsentieren („To Govern the Sport of Boxing Worldwide in all its Forms“).

Zu diesem Ziel zählten neben der Fortführung des Olympischen Boxens die Etablierung einer eigenen Profiabteilung mit dem Namen AIBA Pro Boxing (APB) sowie 2010 die Einführung der internationalen Boxliga World Series of Boxing (WSB), in der nationale Teams aus der ganzen Welt in mittlerweile zehn Gewichtsklassen gegeneinander antreten. Die WSB, der sich fast 200 Verbände angeschlossen haben, vereint die besten olympischen Boxer, die ihre jeweiligen Länder vertreten.

Mit der Etablierung einer Profiabteilung unter dem Dach der vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannten IBA hätten neben Amateuren auch Berufsboxer Zugang zu den Olympischen Spielen gehabt. Die IBA stellte ihre Aktivitäten im Profiboxen jedoch nach einigen Jahren praktisch ein und gab 2019 die Profiabteilung schließlich auch offiziell auf. Der Versuch, unter der Führung des Verbandes Profiboxen einzuführen, wird unter anderem auch für die zeitweilige Überschuldung des Verbandes verantwortlich gemacht. Auch die World Series of Boxing (WSB) wurde 2019 wegen Verlusten eingestellt.

Geschichte

Der Verband wurde 1946 als Nachfolgeorganisation der 1920 gegründeten Fédération Internationale de Boxe Amateur (FIBA) gegründet. Der erste Präsident war der Franzose Emile Grémaux. Aktuell haben sich dem Weltverband 196 nationale Verbände und 5 Kontinentalverbände angeschlossen. Dazu gehört auch der Deutsche Boxsport-Verband DBV.

Im Jahr 2006 wurde der stark umstrittene[2] 83-jährige Pakistaner Anwar Chowdhry nach 20-jähriger Präsidentschaft abgesetzt. Sein Nachfolger, der Taiwaner Chin-Kuo Wu, trat 2017 zurück. Im Dezember 2018 wurde sein Stellvertreter und Interimspräsident, der Usbeke Gafur Rachimow, zum Präsidenten gewählt.[3] Rachimow steht seit 2012 auf einer Sanktionsliste des US-Finanzministeriums als angebliches Schlüsselmitglied der kriminellen Organisation Brothers’ Circle, deren Existenz umstritten ist; Rachimow wurde bisher nie ein Vergehen nachgewiesen. Im März 2019 trat Rachimow von seinem Amt zurück, nachdem das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Verband zunehmend stärker wegen ihrer Überschuldung, den Kampfrichterleistungen bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro und der Präsidentschaft Rachimows kritisiert hatte. Von April 2019 bis Dezember 2020 leitete der Marokkaner Mohamed Moustahsane den Boxverband als Interimspräsident. Im Dezember 2020 wurde der russische Boxfunktionär Umar Kremlew an die Spitze des Verbandes gewählt. Im Dezember 2021 beschloss der Verband unter Kremlews Leitung in einer Mitgliederversammlung die Änderung des Namens zu International Boxing Association (IBA).[4]

Suspendierung durch das IOC

Ungeachtet des zwischenzeitlichen Wechsels an der Spitze des Verbandes entschied das Internationale Olympische Komitee (IOC) im Mai 2019 nach einem längeren Konflikt mit der AIBA (heute IBA), den Verband vorläufig zu suspendieren. Grund für die Suspendierung des Verbandes waren aus Sicht des IOC die anhaltenden Mängel und unzureichende Reformbemühungen. Die Ausrichtung des olympischen Boxturniers bei der ursprünglich für 2020 geplanten, aber wegen der Corona-Pandemie erst 2021 durchgeführten Olympischen Spielen in Tokyo wurde einer vom IOC eingesetzten Boxing Task Force übertragen. Das IOC deutete aber die Möglichkeit an, die IBA nach den Olympischen Spielen in Tokyo wieder in den Kreis der olympischen Sportverbände aufnehmen zu können, wenn substanzielle Änderungen umgesetzt würden. In mehreren Stellungnahmen brachte das IOC jedoch seitdem seine Unzufriedenheit mit dem Reformprozess zum Ausdruck.

In der Kritik steht der Verband auch wegen seiner finanziellen Abhängigkeit vom russischen Konzern Gazprom, der mehrheitlich im Besitz des russischen Staates ist. Schon vor dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 äußerte das IOC Bedenken zu dieser Partnerschaft.[5] Die Kritik an dem Verband wuchs nach dem Beginn des Überfalls Russlands auf die Ukraine, als der überwiegende Teil der Sportverbände und Sportvereine auf Distanz zu Russland gingen. Im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 hat die Schweizer Sportministerin Viola Amherd laut dem Tages-Anzeiger im April 2022 dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Thomas Bach einen Brief geschrieben, worin sie das IOC auffordert dafür zu sorgen, dass internationale Sportverbände, darunter auch die IBA, russische Funktionäre von ihren Ämtern ausschließen.[6]

Am 14. Mai 2022 wurde Umar Kremlev unter umstrittenen Umständen in Istanbul als Präsident der IBA wiedergewählt. Zuvor war der einzige Gegenkandidat von der Wahl ausgeschlossen worden. Der Ausschluss des Kandidaten wurde wenig später durch den Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne als unverhältnismäßig zurückgewiesen.[7] Kurz nach dieser Wiederwahl Umar Kremlevs als Präsident der IBA und nach der Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofes entschied das IOC mit Bezug auf diese Vorgänge, der IBA für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris erneut die Ausrichtung des olympischen Boxturniers sowie der vorangehenden Qualifizierungswettbewerbe zu entziehen.[8] In den vorläufigen Planungen für die Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles wurde der Boxsport aktuell nicht berücksichtigt. Eine endgültige Entscheidung hierüber soll später fallen.

Mitgliedsverbände

Folgende Boxverbände sind Mitglieder:

Boxwettbewerbe

Die IBA organisiert u. a. folgende Boxwettbewerbe:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Umar Kremlev Wins AIBA Presidency. 12. Dezember 2020.
  2. dawn.com: AIBA official questions Chowdhry’s corrupt ways, 3. Februar 2007.
  3. mmm/dpa/AP: Nach Aiba-Präsidentenwahl: Boxen bei Olympischen Spielen vor dem Aus? In: Spiegel Online. 3. November 2018, abgerufen am 12. April 2020.
  4. Mit neuem Namen in die Zukunft: Box-Weltverband AIBA heißt nun IBA ran.de, 14. Dezember 2021.
  5. Portal Inside the Games: IOC raise concerns over AIBA sponsorship deal with Gazprom. 11. Dezember 2021, abgerufen am 27. Juni 2022.
  6. Rafael von Matt: Kritik an Sportverbänden — Internationale Sportverbände in der Schweiz geraten unter Druck. In: srf.ch. 16. April 2022, abgerufen am 17. April 2022.
  7. Court of Arbitration for Sport (CAS): Entscheidung des CAS als PDF-Veröffentlichung. 14. Juni 2022, abgerufen am 27. Juni 2022.
  8. Internationales Olympisches Komitee: IOC EB: IBA not in position to run qualifying events and boxing competitions for Paris 2024. 24. Juni 2022, abgerufen am 27. Juni 2022.