Mujeres Libres
Die Mujeres Libres (spanisch für „Freie Frauen“) war eine feministisch-anarchistische Frauenorganisation im Spanischen Bürgerkrieg, die von April 1936 bis Februar 1939 aktiv war. In dieser basisdemokratischen Frauenorganisation waren über 20.000 kämpfende Frauen vereinigt. Trotzdem finden sie in den Geschichtsbüchern über den Spanischen Bürgerkrieg kaum Beachtung.[1]
Geschichte
Die Mujeres Libres wurden im April 1936 von den drei Frauen Lucía Sánchez Saornil, Mercedes Comaposada und Amparo Poch y Gascón der anarchosyndikalistischen Confederación Nacional del Trabajo gegründet, die mit ihrem Anliegen, eine Zeitschrift für Frauen zu publizieren, bei ihren Genossen auf Ablehnung stießen. Trotz formaler Gleichstellung sahen sie sich diskriminiert. Im Gegensatz zu bürgerlichen und auch kommunistischen Frauenzeitschriften, die sich mit vermeintlichen Frauenthemen wie Mode und Kosmetik beschäftigten, waren sie der Überzeugung, dass sich Frauen genauso wie Männer für politische Themen interessieren. Ein wichtiges Ziel war die Ausbildung der Frauen. Die mujeres libres kämpften sowohl an der Front mit der Waffe in der Hand als auch im Hinterland. Nach 1939 begann gegen die Freien Frauen eine starke Repression. Viele wurden in Lager interniert. Frauen, die kämpften, galten in der folgenden Franco-Ära nicht als anständige Frauen. Erst nach vierzig Jahren trauten sich einige wieder, von ihren Erfahrungen zu erzählen.
Eine der Gründerinnen der katalanischen Organisation war Soledad Estorach (1915–1993), eine Feministin aus Albatàrrec.[2][3]
Literatur
- Martha A. Ackelsberg: Free Women of Spain. Anarchism and the Struggle for the Emancipation of Women. AK Press, ISBN 1-902593-96-0.
- Martin Baxmeyer: Amparo Poch y Gascón. Biographie und Erzählungen aus der spanischen Revolution. Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-939045-33-5 (zu den Mujeres Libres siehe insbesondere S. 56–94).
- Vera Bianchi: Feministinnen in der Revolution. Die Gruppe Mujeres Libres im Spanischen Bürgerkrieg. Unrast Verlag, ISBN 3-89771-203-2.
- Vera Bianchi: Feminismus in proletarischer Praxis: Der "Syndikalistische Frauenbund" (1920 bis 1933) und die "Mujeres Libres" (1936 bis 1939), in Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft I/2018, S. 27–44.
- Vera Bianchi (Hrsg.): Mujeres Libres. Libertäre Kämpferinnen. Edition AV, Bodenburg/Frankfurt/Berlin/München 2019.
- Sabine Behn, Monika Mommertz: "Wir wollen eine bewußte weibliche Kraft schaffen"; "Mujeres Libres"; anarchistische Frauen in Revolution und Widerstand. Nachdruck aus Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit 8.1987, S. 53–68; Syndikat-A, Moers 2006.
- Marianne Kröger (Hrsg.): Etta Federn: Revolutionär auf ihre Art. Zwölf Skizzen unkonventioneller Frauen. Psychosozial-Verlag, Gießen 1997
- Temma Kaplan, Liz Willis, Cornelia Krasser (Hrsg.), Jochen Schmück (Hrsg.): Frauen in der Spanischen Revolution 1936-1939. 2. überarb. Aufl., Libertad Verlag, Potsdam 1986, ISBN 3-922226-27-2.
- Silke Lohschelder (Hrsg.), Liane M. Dubowy, Inés Gutschmidt: AnarchaFeminismus. Auf den Spuren einer Utopie. 2. Aufl., Unrast Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3-89771-200-3.
- Mary Nash: Mujeres Libres – Die freien Frauen in Spanien 1936–1978. Karin Kramer Verlag, Berlin 1979.
- Elisabeth de Sotelo (Hrsg.): New Women of Spain; Social-Political and Philosophical Studies of Feminist Thought. Frauenstudien und emanzipatorische Frauenarbeit Bd. 4, Lit, Münster 2005, ISBN 978-3-8258-6199-5
Film
- Vivir la Utopia – Die Utopie leben von Juan A Gamero, Arte-TVE 1997 (wurde auch auf Deutsch gesendet bei ARTE).
- Libertarias (Freedom Fighters) von Vicente Aranda, Spanien 1996. Spanischer Spielfilm mit englischen Untertiteln, fiktiv zu den Mujeres Libres. Filmbesprechung aus dem New Internationalist Magazine (Memento vom 8. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
Weblinks
- Etta Federn und die Mujeres Libres in der Zeitschrift Graswurzelrevolution Nr. 225, Januar 1998
- Interview mit Vera Bianchi über die „mujeres libres“ der spanischen Revolution (Memento vom 17. Februar 2004 im Internet Archive)
- Vera Bianchi: 70 jahre spanische revolution: Feministinnen in der Spanischen Revolution. Die Gruppe Mujeres Libres. In: graswurzel.net, 1. Juni 2006
- ausführlicher Artikel auf de.anarchopedia.org (Memento vom 22. Januar 2016 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ Mujeres Libres: El anarquismo y la lucha por la emancipación de las mujeres. 3. Auflage, VIRUS editorial, Barcelona 2006, ISBN 84-88455-66-6.
- ↑ Estorach, Soledad, 1915-1993, abgerufen am 10. Juli 2022
- ↑ Martha Ackelsberg: Free Women of Spain: Anarchism and the Struggle for the Emancipation of Women, AK Press 2005, S. 92 und 175