Johann Baptist Verda von Verdenberg

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Johann Baptist Verda, seit 1623 Freiherr von Verdenberg, auch Werdenberg,[1] seit 1630 Graf von Werdenberg zu Namiest, (* um 1582; † 15. November 1648 in Wien) war der erste Hofkanzler für Ober- und Unterösterreich, Diplomat und enger Vertrauter von Ferdinand II.

Johann Baptist Verda von Verdenberg

Leben

Die wohl bürgerliche Familie Verda, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Künstlerfamilie, stammte aus Gandria. Der Vater, ein Jurist, siedelte sich nach seiner Heirat in Görz an. Johann Baptist besuchte zusammen mit seinem Bruder zur schulischen Ausbildung das Jesuitenkolleg in Graz. Dort begann er auch ein Studium der Philosophie, ehe er seit 1603 in Pavia Rechtswissenschaften studierte. Er beendete das Studium als Doktor der Rechte. Seit 1607 arbeitete er für den Hof Ferdinands II. in Innerösterreich. Er arbeitete im Bereich der Hofkammer und stieg dort zum Prokurator auf.

Als Ferdinand als Kaiser nach Wien zog, folgte ihm Verda und zahlreiche andere vertraute Mitarbeiter. Verda wurde zum Geheimen Rat und zum ersten österreichischen Hofkanzler ernannt. Dieses neue Amt sollte die Basis für eine von den Ständen unabhängige Verwaltung des Landesherren darstellen. Verda bekleidete es seit 1619 oder 1620. Er war maßgeblich an der Abfassung der absolutistisch orientierten Verneuerten Landesordnung für Böhmen beteiligt.

Während des dreißigjährigen Krieges zählte er zu der sogenannten „friedländischen“ Hofpartei, die mit Wallenstein verbunden war. Wohl wegen dieser Nähe war er 1630 zusammen mit Gerhard von Questenberg zur Zeit des Regensburger Kurfürstentages Verbindungsmann zwischen dem Kaiser und Wallenstein und verhandelte mit diesem über bestimmte Zugeständnisse, um Wallenstein nicht wie von den Kurfürsten verlangt, entlassen zu müssen. Diese hielten aber an ihrer Forderung fest und Verda hatte dem General das Absetzungsschreiben zu übergeben. Später verhandelte er mit ihm über die Bedingungen für die erneute Übernahme des Generalats. Im Zuge der Intrigen gegen Wallenstein, die schließlich zu dessen Ermordung führten, wechselte Verda die Fronten und brandmarkte ihn vor den Ständen von Niederösterreich zum Verräter und Rebellen.

Stark beteiligt war er an den Verhandlungen mit Johann Georg I. von Sachsen, die 1636 schließlich zum Frieden von Prag führten. Im Jahr 1636 wurde er mit einer erfolglosen diplomatischen Mission nach England betraut. Er war einer der wenigen Vertrauten, die 1637 zum Sterbelager Ferdinand II. zugelassen wurden. Nach dem Tod Ferdinands trat er von seinem Posten als Hofkanzler zurück, blieb aber geheimer Rat. Seit 1646 nahm er an den Sitzungen des Geheimen Rates nicht mehr teil, sondern zog sich auf seine Güter in Böhmen zurück.

Verda nutzte seine Verbindungen für den Erwerb zahlreicher Güter und Herrschaften und profitierte unter anderem von der Konfiskation von Besitzungen ehemaliger Unterstützer des böhmischen Aufstandes. Teilweise ließ er die Herrenhäuser seiner Besitzungen wie in Schloss Grafenegg im Stil der Zeit umbauen. In Wien besaß er ein Palais an der Stelle des Schwarzenbergische Palais am Neuen Markt. Von Wallenstein erwarb er das Schloss Namiest mit der zugehörigen Herrschaft.

Als Herrschaftsbesitzer gehörte er zahlreichen Ständeversammlungen so in Görz, dort war er seit 1626 Erbstallmeister, in der Steiermark, Niederösterreich, Krain, Mähren, Kärnten und Oberösterreich an. Im Jahr 1623 wurde er zum Freiherren von Verdenberg erhoben. Seit 1629 war er kaiserlicher Kämmerer. Ferdinand II. erhob die Herrschaft Namiest 1630 zur Grafschaft. Das ihm verliehene Wappen führte im Herzschild die Kirchenfahne des 1534 erloschenen, alten hochadligen Grafenhauses Werdenberg, obwohl er mit diesem nichts zu tun hatte.

Wappen des Johann Baptist Verda von Verdenberg in der Michaelerkirche in Wien

In der Michaelskirche in Wien ließ er im barocken Stil eine Grabstätte erbauen. Er förderte großzügig den Orden der Barnabiten, die zu seiner Zeit auch die Michaelskirche innehatten. Den Nordchor der Michaelskirche hat er auf seine Kosten umgestalten lassen. Auch anderswo trat er als Stifter auf. So geht auf ihn das heute als Bezirksmuseum genutzte Kapuzinerkloster in Mödling, eine Kirche und ein Spital in Straß im Straßertale und eine Kirche in Namiest zurück. In Görz stiftete er ein Seminar für verarmte adelige Jugendliche.

Er hinterließ drei Bände mit handschriftlichen Aufzeichnungen aus der Zeit zwischen 1602 und 1647. Als Figur taucht er in Schillers Stück Wallenstein auf.

Wappen Lichnowsky-Werdenberg

Die Nachkommenschaft des Johann Baptist Verda von Verdenberg setzte sich mit den Grafen von Werdenberg zu Namiest bis ins 18. Jahrhundert fort. Nach dem Erlöschen dieser Linie im Mannesstamm erlangten die Fürsten Lichnowsky 1846 durch ein österreichisches Anerkennungsdiplom die Namens- und Wappenvereinigung mit den Werdenberg und nannten sich seither "Fürst Lichnowsky, Graf von Werdenberg, Edler Herr von Woschtitz".

Familie

Im Jahr 1614 heiratete er Maria Katharina von Coronini zu Cronberg († 1660). Der Ehe entstammten vier Kinder, von denen drei den Vater überlebten:

  • Anna Camilla (1620–1665) ∞ Adrian von Enkevort (1603–1663)
  • Eleonore Catharina (1629–1660) ∞ Graf Peter von Ugarte (1619–1679) (Offizier und 1679 Kommandant der Wiener Stadt-Guardia)
  • Maria Cäcilia ∞ Graf Johann Christoph von Herberstein[2]
  • Luzia Petronilla
  • Johann Ferdinand (* 1615; † 27. März 1666) ∞ Catharina Elisabeth von Herberstein (Tochter von Johann Christoph)

Kaiser Ferdinand II. und seine Frau waren 1615 Paten für den Sohn Verdas.

Die Erwerbungen Verdenbergs, Schloss Namiest in Böhmen sowie die niederösterreichischen Güter Schloss Grafenegg, Schloss Seebarn in Grafenwörth und Burg Schönberg, kamen später im Erbgang an die Grafen von Enckevort.

Literatur

  • Klaus Conermann (Hrsg.): Martin Opitz: Briefwechsel und Lebenszeugnisse. Berlin 2009, ISBN 978-3-11-017907-1, S. 1346f.
  • Harald Tesch: Österreichische Selbstzeugnisse des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit 1400–1650. Wien 1998, ISBN 3-205-98851-5, S. 634–635.
  • Gian Alfonso Oldelli: Giovan Battista Verda. In: Dizionario storico-ragionato degli uomini illustri del Canton Ticino. Band 2, S. 83 (PDF Digitalisat), Francesco Veladini & Co., Lugano 1811.
  • Celestino Trezzini: Giovan Battista Verda. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 7, S. 221 (PDF Digitalisat), abgerufen am 9. Oktober 2017.

Weblinks

Commons: Verda von Verdenberg family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. nicht zu verwechseln mit der älteren erloschenen Adelsfamilie Werdenberg: Die Verda führten dann ebenfalls die Kirchenfahne
  2. geneall.net