Tovia Ben-Chorin

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Tuvia Ben-Chorin (2011)

Tovia Ben-Chorin, auch Tuvia Ben-Chorin, (geboren 15. September 1936 in Jerusalem; gestorben 22. März 2022 in St. Gallen[1]) war ein deutsch-israelischer Rabbiner. Er galt als Vorreiter des christlich-jüdischen, des israelisch-palästinensischen und des interreligiösen Dialogs.[2][3]

Leben

Tovia Ben-Chorin war der Sohn des als Fritz Rosenthal aus Deutschland vor den Nationalsozialisten geflohenen und ins damalige Palästina emigrierten Schalom Ben-Chorin, eines Journalisten und Religionswissenschaftlers, und seiner Frau Gabriella, einer Malerin, Karikaturistin und Autorin. Der zweisprachig (deutsch und hebräisch) aufgewachsene Tovia studierte Bibel und Jüdische Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. 1964 wurde er am Hebrew Union College – Jewish Institute of Religion in Cincinnati als Rabbiner ordiniert.[1]

Ben-Chorin war in den USA, Israel, England, Südafrika und der Schweiz tätig. Mit seinem Vater gründete er die Har-El-Gemeinde in Jerusalem, die als Gründungsgemeinde der israelischen Bewegung für Reform und progressives Judentum gilt.[2][1]

Von 1996 bis 2006 war er Rabbiner der liberalen Gemeinde Or Chadasch (אוֹר חָדָשׁ, hebr.: neues Licht) in Zürich. Von 2009 bis 2015 war er Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Synagoge Pestalozzistraße.[2] Zudem lehrte er am Abraham Geiger Kolleg und der Universität Potsdam in Potsdam.[1] Seit 2015 lebte er im Schweizerischen St. Gallen und betreute die Gemeinden in St. Gallen und in der neuen Synagoge Konstanz.[4]

Ben Chorin war Soldat der israelischen Armee in drei Kriegen. Vier Jahre lang war er der erste Leiter der liberalen Jugendbewegung in Israel sowie Gründer des Kibbuz Lotan im Negev. Tovia Ben-Chorin hatte zweimal den Vorsitz des Israel Council of Progressive Rabbis inne.[3]

Tovia Ben-Chorin war verheiratet mit Adina Ben-Chorin und hatte zwei Söhne (Golan und Noam), darunter ebenfalls ein Rabbiner. Er starb im Alter von 86 Jahren in St. Gallen.[5] Er wurde in Jerusalem beerdigt.

Ehrungen und Auszeichnungen

  • Ehrendoktorwürde des Hebrew Union College in Cincinnati (1989)
  • Für sein Engagement im jüdisch-christlichen, interreligiösen und interkulturellen Dialog wurde er 2014 mit dem Deutschen Dialogpreis geehrt.[6]
  • Joseph-Ben-Issachar-Süßkind-Oppenheimer-Auszeichnung 2017 des Landtages von Baden-Württemberg und der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) für herausragendes Engagement gegen Minderheitenfeindlichkeit und Vorurteile in Wissenschaft und Publizistik, zusammen mit Ahmad Mansour[7]

Schriften

  • In gegenseitiger Achtung auf dem Weg: Gemeinsame Erklärung zum Dialog von Juden und evangelischen Christen in der Schweiz. Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund, 1980, ISBN 978-3-7229-6035-7.
  • mit Walter Homolka (Hrsg.), Walter Jacob: Die Lehren des Judentums nach den Quellen I–III. Verlagsgruppe Patmos, 2000, ISBN 978-3-934658-02-8 (3 Bände in Kassette).
  • Jiskor. Seelenfeier. Synagoge Pestalozzistraße. Berlin 2009.
  • Orech Haschulchan: Der den Tisch deckt. WDL, 2017, ISBN 978-3-86682-169-9.

Weblinks

Commons: Tuvia Ben-Chorin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Rabbiner Tovia Ben-Chorin ist tot auf juedische-allgemeine.de vom 23. März 2022
  2. a b c Raphael Rauch: Tovia Ben-Chorin starb im St. Galler «Foyer zum Paradies» auf kath.ch vom 23. März 2022
  3. a b Rabbiner Tovia Ben Chorin ist tot auf ref.ch vom 23. März 2022
  4. Nikolay Schutzbach: „Er hat Leute verzaubert und sich um jeden gekümmert“, Südkurier vom 26. März 2022
  5. Traueranzeige Tovia Ben-Chorin auf traueranzeigen.suedkurier.de vom 26. März 2022
  6. Dr. Tovia Ben Chorin auf dialogpreis.de, abgerufen am 24. März 2022
  7. Beherzte Verteidiger der Demokratie auf landtag-bw.de vom 26. September 2017,, abgerufen am 26. März 2022