Gert Wiescher

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Gert Wiescher (2012)

Gert Wiescher (* 26. Juli 1944 in Braunsbach am Kocher)[1] ist ein deutscher Grafiker, Typograf, Autor und Schriftgestalter.[2][3]

Leben

Wiescher studierte Graphik an der Hochschule der Künste in Berlin[1] und finanzierte sein Studium mit Pflastermalen und dem Zeichnen von Porträts. Beim Erstgenannten lernte er Erik Spiekermann[4] kennen, der sein Interesse an der Typografie weckte. Nach zwei Jahren brach er sein – von den 68er-Demonstrationen und Streiks gestörtes – Studium ab. Seine erste Ehe ging zu Bruch. Es zog ihn nach Barcelona,[4] wo er für Harden & Bombelli den OECD-Pavillon für die Weltausstellung in Osaka 1970 entwarf. 1972 zog er nach Johannesburg[4] und arbeitete dort bei Grey- und Young-Advertising als Art-Director. 1975, während eines Urlaubs in München,[4] machte Dorland-Werbung ihm ein gutes Angebot und er kam nach Deutschland zurück. Kurze Zeit später wechselte er zu Herrwerth & Partner, wo er maßgeblich an der Einführung von IKEA in den deutschen Markt beteiligt war. 1977 wurde er Partner in der Agentur Lauenstein und Partner, die hauptsächlich Einzelhandelskunden betreute. Ein paar Jahre später, 1982, startete er sein eigenes Designbüro und betreute Kunden aus dem Verlagswesen – darunter Markt & Technik, Systhema, Langen-Müller-Herbig- sowie die IT-Unternehmen House of Computers und FileNet. Außerdem gestaltete er die Apple Computer Publikationen Apple-Age und Apple-LIVE.

Mit dem ersten Apple-Macintosh fing er auch an, Schriften für seinen eigenen Gebrauch zu digitalisieren. Daraus entstand nach und nach eine kleine Schriftkollektion, die er zuerst über Erik Spiekermanns FontShop vermarktete. Er schlug FontShop vor, eine Version der Bodoni-Schriften zu gestalten, die so nahe wie möglich am Original sein sollte. Aus dieser Idee entstand die Bodoni-Classic-Familie. Auf dieser Arbeit aufbauend hat er bis heute fast 300 Schriftfamilien mit weit über 1000 Schnitten gestaltet.[5][6]

Zu seinen Arbeiten zählten unter anderem die Neugestaltung der Logoschrift der Abendzeitung (Evening News) sowie die Gestaltung einer kyrillischen Bodoni für die VOGUE Moskau (Bodoni-Classic.Cyrillic). Während seiner Arbeit als Art-Director erhielt er mehrere Preise für Werbefilm-Konzepte (u. a. Berliner-Klappe).

Wieschers Schrift "Red Tape" hängt seit März 2012 in der Dauerausstellung "Zeichen Bücher Netze: Von der Keilschrift zum Binärcode" der Deutschen Nationalbibliothek im Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig.[4]

Gert Wiescher hat zwei Söhne.

Veröffentlichungen

  • Gert Wiescher: Professionelles Gestalten mit PageMaker, Markt & Technik Verlag, München 1988, ISBN 3-89090-584-6.
  • Gert Wiescher: Desktop Advertising, Wirtschaftsverlag Langen Müller/Herbig, München 1990, ISBN 3-7844-7261-3.
  • Gert Wiescher: Zeitschriften & Broschüren, Systhema-Verlag, München 1990, ISBN 3-89390-312-7.
  • Gert Wiescher: Professionelles Gestalten mit PageMaker 4.0, Systhema-Verlag, München 1991, ISBN 3-89390-356-9.
  • Gert Wiescher: Schriftdesign, Systhema-Verlag, München 1991, ISBN 3-89390-316-X.
  • Gert Wiescher: Logos, Monogramme & Icons, Systhema-Verlag, München 1991, ISBN 3-89390-315-1.
  • Gert Wiescher: Blitzkurs Typografie, Systhema-Verlag, München 1992, ISBN 3-89390-446-8.
  • Gert Wiescher: Blitzkurs Zeitschriftengestaltung, Systhema-Verlag, München 1992, ISBN 3-89390-943-5.
  • Gert Wiescher: Blitzreferenz Farbe, Systhema-Verlag, München 1992, ISBN 3-89390-447-6.
  • Gert Wiescher: Geliebte Provenzalische Küche, Mary-Hahn-Verlag, München 1996, ISBN 3-87287-431-4.
  • Gert Wiescher: Crostini und Panini, Mary-Hahn-Verlag, München 1998, ISBN 3-87287-451-9.
  • Gert Wiescher: Für Gäste das Beste, Mary-Hahn-Verlag, München 2001, ISBN 3-87287-492-6.
  • Gert Wiescher: Das Brain Projekt, Kindle Edition, 2011.
  • Gert Wiescher: User Manual Europe, English Kindle Edition, 2011.

Einzelnachweise

  1. a b Gert Wiescher Klingspor-Museum
  2. Wiescher Design Gert Wiescher auf luc.devroye.org
  3. Offizielle Internetseite (englisch). abgerufen am 20. Dezember 2012
  4. a b c d e Gert Wiescher. In: Mediengeschichte. Deutsche Nationalbibliothek, abgerufen am 21. Januar 2022 (englisch).
  5. Creative Characters - Gert Wiescher (englisch). Interview auf MyFonts, abgerufen am 20. Dezember 2012
  6. Klingspor Museum - GWiescher (PDF; 3,1 MB)

Weblinks