Lübecker Hafen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. August 2022 um 15:44 Uhr durch imported>Martsamik(3315455) (→‎Einzelnachweise).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Betrieb im lübeckischen Hafen

Der Lübecker Hafen ist der Hafen in der Stadt Lübeck. 2018 wurden an den lübschen Kaikanten rund 25 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen[1]. Nach den Umschlagszahlen ist er nach dem Hafen Rostock der zweitgrößte deutsche Ostseehafen. In der Ostsee ist der Lübecker Hafen der südwestlichste Hafen mit Güterumschlag. Der größte Betreiber von Häfen und Terminals im Lübecker Hafen ist die Lübecker Hafengesellschaft (LHG).[2] Für alle städtischen Hafenzuständigkeiten ist die Lübeck Port Authority (LPA) verantwortlich.

Geschichte

Modell des Hafens um 1180 (Höhe Alfstr., Stadt- und Feldseite)
Modell des Hafens zu Beginn des 13. Jh. (Stadt- und Feldseite)

Lübecks Zugang zur Ostsee wurde im Jahr 1329 mit dem Kauf von Travemünde gesichert. Travemünde wurde allerdings eher als Zugang zur Ostsee denn als Hafen genutzt. Über mehrere Jahrhunderte war der Lübecker Handelshafen zwischen Einsiedelfähre und der Holstenbrücke angesiedelt. Um 1850 war die Trave wenig verbaut und hatte am Altstadtrand eine Breite zwischen 40 und 50 Meter. Am Ufer waren Bohlen verlegt und Kais im heutigen Sinn existierten noch nicht. Die Schiffe machten im Fluss an Pfählen oder längsseits von Prähmen fest. Lübeck stellte fest, dass der Konkurrent Rostock die Handelsgeschäfte Lübecks überholte, im Jahr 1851 hatte Rostock doppelt so hohe Umschlagzahlen erreicht. Im Norden tat sich mit dem Kieler Hafen ein neuer Konkurrent auf. 1840 hatte Kiel von Dänemark eine Eisenbahnbaukonzession erhalten. Das unter zurückgehendem Handel leidende und fast vollständig von dänischem Gebiet eingeschlossene Lübeck reagierte darauf bereits 1848 mit dem Abschluss eines Staatsvertrages mit Dänemark, woraufhin die Stadt einen Bahnhof bauen durfte. 1851 war das Hafengebiet an das Eisenbahnnetz angeschlossen, dazu wurden Teile der Befestigungsanlage eingerissen und mit dem Material der Hafen gestaltet. Das führte zu einer großen Veränderung des gesamten Hafengebiets. 1854 teilte sich das Hafengebiet in den Holstenhafen als Segelschiffshafen, den heutigen Hansahafen mit Dampfschiffen und den alten Stadtgraben mit Holzschiffen auf.[3]

Schon vor der Errichtung des Seegrenzschlachthofes galt das Kühlhaus mit seiner direkten Anbindung an den Schlachthof als die einzig derartig vernetzte Anlage und als das größte Unternehmen seiner Art im Deutschen Reich sowie im gesamten Ostseeraum. Die Einheit von Hafen, Eisenbahn, Schlachthof und Kühlhaus war zu dieser Zeit sowie beide Weltkriege hindurch essenziell für die Versorgung Deutschlands. So wurde täglich das Kohlerevier des heutigen Nordrhein-Westfalens beliefert, was für die wirtschaftliche Prosperität der Stadt bedeutend war.

Hafenanlagen und Infrastruktur

Der Hafen erstreckt sich entlang der Trave von der Lübecker Innenstadt bis zur Flussmündung im Stadtteil Lübeck-Travemünde. Der Hafen hat eine Gesamtfläche von ungefähr 264 Hektar und ungefähr 40 öffentliche Schiffsanleger.[4]

Im Bereich des Hafens gibt es die eigene Hafenbahn, die an das Netz der DB angeschlossen ist. Dazu fungiert die Lübeck Port Authority (LPA) zusammen mit der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) und der Nordic Rail Service GmbH (NRS) als Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen (EIU) und betreibt 60 km Gleise mit 260 Weichen zwischen den Hafenterminals, einzelnen Privatgleisanschlüssen von Firmen und den Strecken der DB.[5]

Der Lübecker Hafen verfügt über verschiedene Hafenanlagen (Terminals) mit mehreren Kaianlagen.[6] Die wichtigsten sind:

  • Skandinavienkai mit neun Liegeplätzen, südlich von Travemünde: Von hier aus fahren Fähren im Liniendienst nach Schweden, Finnland und Lettland; es ist de facto der Lübecker Fährhafen.
  • Seelandkai mit drei Liegeplätzen (LHG): Die städtische Hafenanlage ist mit zwei Containerbrücken sowie RoRo-Anlagen ausgestattet.
  • Hafenanlagen der privaten Lehmann-Gruppe:
    • Lehmannkai 1 mit zwei Liegeplätzen
    • Cargo Terminal Lehmann (CTL) mit zwei Liegeplätzen
    • Lehmannkai 2 mit drei Liegeplätzen und RoRo-Anlagen
    • Lehmannkai 3 mit vier Liegeplätzen
  • Vorwerker Hafen
    • Nordlandkai mit drei Liegeplätzen hier sowie einem Liegeplatz an der Trave, mit RoRo-Anlagen der LHG
    • Silokai mit vier Liegeplätzen
  • Konstinkai Nord (LHG) mit mehreren Liegeplätzen und Krananlagen
  • Konstinkai Süd / Burgtorkai, zum Getreideumschlag bei Brüggen
  • Schlutup, wurde speziell für die Papierindustrie gebaut und für Papierprodukte genutzt
    • Schlutupkai I
    • Schlutupkai II mit zwei Liegeplätzen und RoRo-Anlagen
    • Liegeplatz bei Nordgetreide zum Getreideumschlag im Breitling westlich von Schlutup

Literatur

  • H. Wenzel, N. Treptow (2013): Anpassungsstrategie an den Klimawandel für die zukünftige Entwicklung der öffentlichen Lübecker Häfen. BMBF Klimzug Projekt

Einzelnachweise

  1. Leichter Aufschwung im Lübecker Hafen. Abgerufen am 2. Februar 2020.
  2. Lübecker Hafengesellschaft. Abgerufen am 21. November 2019.
  3. Historisches – Lübecker Hafenrundschau. Abgerufen am 5. Februar 2020 (deutsch).
  4. Port of Lübeck. Stadt Lübeck, abgerufen am 21. November 2019.
  5. Lübecker Hafenbahn - Rathaus. Abgerufen am 5. Februar 2020.
  6. Redaktion: Der Lübecker Hafen – News und Fakten. In: Pfaff Logistik und Transport International. 5. Dezember 2017, abgerufen am 5. Februar 2020 (deutsch).