Dim Mak

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. August 2022 um 14:15 Uhr durch imported>Franz Halac(194282) (Formatierung).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
40 Vitalpunkte nach Funakoshi Gichin

Mit Dim MakHochchinesisch Dianmai – oder „Kunst der tödlichen Berührung“ (chinesisch 

點脈

 / 

点脉

, Pinyin

diǎnmài

, Jyutping

dim2mak6

 – „mit dem Finger auf den Meridian drücken“) wird ein in mehreren asiatischen Kampfkünsten postuliertes Konzept bezeichnet bei dem durch Druck, einen Stoß oder Schlag sogenannte Nervendruckpunkte des Gegners angegriffen werden sollen, um bei diesem intensive Schmerzen auszulösen, kurzzeitige Lähmung, Atemstillstand oder gar den Tod herbeizuführen.

Das Konzept ist wissenschaftlich nicht belegt.

Der Begriff Dim Jyut – Hochchinesisch Dianxue – (

點穴

 / 

点穴

,

diǎnxué

, Jyutping

dim2jyut6

 – „mit dem Finger auf dem Nervendruckpunkt drücken“) hingegen ist ein Unterbegriff. Die beiden Begriffe stammen aus dem Kantonesischen.[1]

Systematik des Dim Mak

Dim Mak basiert auf drei Säulen:

  • Dim-Ching: Wissen über das Nervensystem, seine Funktion sowie die Leitbahnen und deren Beeinflussung
  • Dim-Hsueh: Wissen über den Blutkreislauf
  • die Lebensenergie Qi (Chi) und deren Beeinflussung

Dim Mak – kämpfen und heilen

Die benutzten Punkte (auch Vitalpunkte genannt) entsprechen den Akupunktur-Punkten der traditionellen chinesischen Medizin. Von den dort aufgeführten 365 Punkten[2] werden bei den asiatischen Kampfsportarten 108 Punkte verwendet.[3] Das Taijiquan geht davon aus, dass 46 Punkte des eigenen Körpers verwendet werden können, um Qi auszusenden (Qi-Projektion bzw. Qi-Stoß).

Funakoshi Gichin, der Begründer des modernen Karate, beschreibt 40 Vitalpunkte, die als Angriffspunkte gelten.[4] Diese sind allerdings anatomisch begründet und nicht über ihre Lage im „Meridiansystem“. Die Wirkung beruht dann auch auf der Zerstörung bestimmter anatomischer Strukturen, der Einwirkung auf Nervenzentren und Schmerzrezeptoren usw. Sie decken sich teilweise mit den im „Meridiansystem“ beschriebenen Punkten.

Einteilung der Vitalpunkte

Grundlegend werden die Vitalpunkte in vier Gruppen eingeteilt:

  • 昏穴
    ,
    hūnxué
    : sollen Ohnmacht bewirken
  • 啞穴
     / 
    哑穴
    ,
    yǎxué
    : sollen Stummheit bewirken
  • 麻穴
    ,
    máxué
    : sollen Lähmung bewirken
  • 死穴
    ,
    sǐxué
    : sollen den Tod bewirken

Von den 108 Vitalpunkten, die in der Regel an den Verbindungsstellen der Muskeln mit den Sehnen liegen, sollen

  • 72 Punkte Verletzungen und bleibende Schäden bewirken
  • 36 Punkte möglicherweise den Tod bewirken[3]

Anwendung

Jeder der 365 Akupunkturpunkte der traditionellen chinesischen Medizin soll für Angriff und Heilung nutzbar sein. In der Literatur gibt es bis zu etwa 1500 Punkte, die aus den 365 Akupunkturpunkten und weiteren über 1000 so genannten „Stellen“ bestehen. Die Anwendbarkeit dieser Punkte für den realen Fall der Selbstverteidigung darf unabhängig von der Wirksamkeit des Dim Mak bezweifelt werden, was einerseits an deren Erreichbarkeit, aber auch der notwendigen Präzision beim Finden und richtigen Treffen dieser im Wesentlichen nur 1–3 mm kleinen Stellen im Kampfgeschehen liegt.

Heilen

Der Lernende studiert bei Dim Mak zuerst Heilmethoden und erst dann die Kampfhandlung selbst. Hier wird das Thema Akupressur wesentlich zentralisiert, aber auch die Heilung durch Tuina oder die Kräuterheilkunde spielt eine Rolle.

Literatur

  • Jin Jing Zhonh: Dian Xue Shu – Skill of Acting on Acupoints. Dim Mak Authentic Shaolin Heritage, 1934. Neuausgabe in englischer Sprache von Andrew Timofeevich, 2004.
  • Patrick McCarthy: The Bible of Karate: Bubishi: The Bubishi. Tuttle Publishing, ISBN 978-0-8048-2015-8.
  • Roland Habersetzer: Bubishi – An der Quelle des Karatedô. 2. Auflage. Palisander Verlag, 2006, ISBN 978-3-938305-00-3. Die deutsche Ausgabe des Bubishi mit einem Kapitel über die Vitalpunkttechniken.
  • Erle Montaigue, Wally Simpson: The Main Meridians (Encyclopedia of Dim-Mak). Paladin Press
  • Erle Montaigue: Dim-Mak: Death Point Striking. Paladin Press
  • Erle Montaigue: Advanced Dim-Mak: The Finer Points of Death-Point Striking: The Finer Points of Death-point Striking (Advanced). Paladin Press
  • Rick Bauer, A. Flane Walker, Flane Walker: Ancient Art of Life and Death: The Complete Book of Dim-Mak: The Book of Dim-Mak. Paladin Press
  • Erle Montaigue, Michael Kelly: Death Touch: The Science Behind the Legend of Dim-Mak. Partners Publishing Group

Einzelnachweise

  1. Werner Lind: Das Lexikon der Kampfkünste. Sportverlag Berlin, 2001, ISBN 3-328-00898-5, S. 140
  2. Maoshing Ni (Hrsg. und Komm.), [Einzig berecht. Übers. aus dem Engl. von Ingrid Fischer-Schreiber]: Der Gelbe Kaiser. Das Grundlagenwerk der chinesischen Medizin. O.W. Barth München, 1. Auflage 1998, ISBN 978-3-502-67470-2, S. 269
  3. a b Werner Lind: Das Lexikon der Kampfkünste. Sportverlag Berlin, 2001, ISBN 3-328-00898-5, S. 142
  4. Werner Lind: Das Lexikon der Kampfkünste. Sportverlag Berlin, 2001, ISBN 3-328-00898-5, S. 258