Eleonore Weisgerber
Eleonore Weisgerber (* 18. August 1947 in Wiesbaden) ist eine deutsche Schauspielerin und Chansonsängerin.
Leben
Eleonore Weisgerber, Tochter einer Krankenschwester und eines Exportkaufmanns, lebte vom ihrem dritten bis zum siebten Lebensjahr in Santo Domingo.[1] Im Schulalter kam sie mit ihrer Familie zurück nach Baden-Baden in Deutschland. Im Alter von zehn Jahren wollte sie aufgrund des Schultheaters Schauspielerin werden. Bereits ihre Großmutter stand auf der Bühne. Nach dem Abitur besuchte sie von 1966 bis 1969 die Max-Reinhardt-Schule in Berlin, wo sie Schauspiel, Gesang, Ballett und Musical Dance studierte.
2007 gründete Weisgerber „IN BALANCE – Stiftung für Bipolare Störungen Berlin“ unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen, deren Ziel es ist, das Wissen um die psychischen Erkrankungen der bipolaren Störung in der Gesellschaft bekannter zu machen. Seit 2010 engagiert sie sich darüber hinaus als „SchrittMacher“ der Tom Wahlig Stiftung, die sich die Erforschung und Bekämpfung der seltenen Erkrankung HSP zum Ziel gesetzt hat.
Eleonore Weisgerber heiratete 1976 ihren Schauspielkollegen Joachim Bliese (1935–2021). Die Ehe wurde 2002 geschieden.[2] Aus dieser Ehe entstammen zwei Kinder: Die Filmregisseurin und Drehbuchautorin Miriam Bliese (* 1978) und der Kulturwissenschaftler und Sozialarbeiter Johannes Bliese (* 1982), der auch in der Berliner Hip-Hop-Szene aktiv ist, wo er unter dem Künstlernamen Joe Madog auftritt.[3] Weisgerber lebte viele Jahre in Berlin und hatte bis 2021 einen Zweitwohnsitz in Paris.[4] Seit 2021 lebt sie in einem Haus auf der Ostseeinsel Usedom.[5][6]
Theater und Chanson
Weisgerber erhielt ihren ersten Vertrag an der Komödie Düsseldorf. Engagements hatte sie anschließend am Stadttheater Heidelberg (1973–1978) sowie am Stadttheater Basel (1978–1981); weitere Stationen ihrer Theaterlaufbahn waren unter anderem München, Straßburg und Paris.
Weisgerbers Rollenrepertoire auf der Theaterbühne reichte von klassischen Figuren wie beispielsweise der Lessing’schen Minna von Barnhelm bis hin zur Polly in Brecht/Weills Die Dreigroschenoper. Sie spielte u. a. die Kriemhild in Die Nibelungen, die Susanna in Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit, die Jeléna Andréjewna in Onkel Wanja und Elisabeth von Valois in Don Karlos.
2003 war sie bei zahlreichen Gastspielen mit der Titelrolle der Ellida in Henrik Ibsens Schauspiel Die Frau vom Meer in einer Produktion der „Bühne 64 Zürich“ neben Holger Petzold auf Tournee. Ab 2004 tourte sie mehrere Jahre lang an der Seite von Peter Bongartz mit dem Zwei-Personen-Stück Kleine Eheverbrechen durch deutschsprachige Städte und ging auch im Frühjahr 2009 wieder mit Bongartz auf Tournee.
Seit 1999 ist sie auch als Chansonnière (Alt-Stimme) tätig. Sie entwickelte ein Bühnenprogramm mit dem Titel Aufstieg und Fall der Femme fatale. Sie singt in diesem u. a. Lieder von Friedrich Hollaender und Hildegard Knef mit Texten von Klabund, Kurt Tucholsky und Günter Neumann.
Film und Fernsehen
Ihr Fernsehdebüt gab Weisgerber 1968 neben Helmut Griem in dem Fernsehzweiteiler Bel ami. Ihren Durchbruch hatte sie mit der Rolle der Dr. Gisela Saalbach in der Arztserie Praxis Bülowbogen (1987–1992) neben Günter Pfitzmann.
Auf der Kinoleinwand war Weisgerber u. a. in Claude Chabrols Dr. M (1988) und in Peter Evers’ A Gschicht über d’Lieb (2019) zu sehen. Sie wirkte in einer Vielzahl von Fernsehfilmen, u. a. in Der Vamp im Schlafrock mit Gudrun Landgrebe, neben Günter Pfitzmann in Die Meute der Erben, an der Seite von Inge Meysel in Die Liebenden vom Alexanderplatz und in Matti Geschonnecks Liebe Schwester als Ärztin Dr. Heine, mit.
Sie spielte in vielen Fernsehserien und Krimireihen, so u. a. in Der Kommissar, Derrick, Der Alte, Ein Fall für Zwei, Tatort, Peter Strohm, Wolffs Revier, Schlosshotel Orth, Nikola, Pfarrer Braun, Ein starkes Team, Chaos-Queens und Zimmer mit Stall.
Trivia
Eleonore Weisgerber präsentiert sich seit 2016 nur noch mit natürlichen grauen Haaren.[7] Ihr Vorbild dafür war Birgit Schrowange. Im März 2022 sagte Weisgerber in einem NDR-Interview, man „müsse als Frau ab einem gewissen Alter keinem Schönheitsideal mehr entsprechen“.[8]
Filmografie (Auswahl)
Kino
- 1969: Ein Tag ist schöner als der andere
- 1986: Zoning
- 1986: Caspar David Friedrich – Grenzen der Zeit
- 1988: Dr. M
- 2009: Ninja Assassin
- 2009: Albert Schweitzer – Ein Leben für Afrika (Albert Schweitzer)
- 2009: Schwerkraft
- 2011: Die Summe meiner einzelnen Teile
- 2013: Ummah – Unter Freunden
- 2019: A Gschicht über d’Lieb
- 2019: Villa Eva
- 2019: Gut gegen Nordwind
Fernsehen
- 1968: Bel ami
- 1972, 1974: Der Kommissar (Fernsehserie, verschiedene Rollen, 2 Folgen)
- 1975: Die unfreiwilligen Reisen des Moritz August Benjowski (Fernsehvierteiler)
- 1975–1998: Derrick (Fernsehserie, verschiedene Rollen, 5 Folgen)
- 1976: Minna von Barnhelm
- 1977: Roulette
- 1978–1995: Der Alte (Fernsehserie, verschiedene Rollen, 11 Folgen)
- 1982: Vivatgasse 7 (Fernsehserie, 12 Folgen)
- 1983: Frau Juliane Winkler
- 1985: Die Frau mit den Karfunkelsteinen
- 1985–2013: Ein Fall für zwei (Fernsehserie, verschiedene Rollen, 3 Folgen)
- 1987: Großstadtrevier (Fernsehserie, Folge Feine Gesellschaft)
- 1987–1994: Praxis Bülowbogen (Fernsehserie, 48 Folgen)
- 1987–1999: SOKO 5113/SOKO München (Fernsehserie, verschiedene Rollen, 3 Folgen)
- 1988–1991: Büro, Büro (Fernsehserie, 29 Folgen)
- 1988: Tatort: Pleitegeier (Fernsehreihe)
- 1989: Tatort: Keine Tricks, Herr Bülow
- 1990: Der Eindringling
- 1990: Tatort: Zeitzünder
- 1991: Peter Strohm (Fernsehserie, Folge Mann und Frau)
- 1991–1992: Ein Heim für Tiere (Fernsehserie, 19 Folgen)
- 1992: Tatort: Verspekuliert
- 1994: Glückliche Reise – Hongkong (Fernsehserie)
- 1994: Feuer und Flamme (Tout feu, tout femme)
- 1995: Pilotinnen
- 1996: Stubbe – Von Fall zu Fall: Stubbe und das Kind (Fernsehreihe)
- 1997: Leben in Angst
- 1998: Schimanski: Muttertag (Fernsehreihe)
- 1999: Rosamunde Pilcher: Rosen im Sturm (Fernsehreihe)
- 1999: Mit fünfzig küssen Männer anders
- 2000: Siska (Fernsehserie, Folge Du lebst noch drei Minuten)
- 2000: Tatort: Das letzte Rodeo
- 2001: Frauen, die Prosecco trinken
- 2001: Die Meute der Erben
- 2001: Die Liebenden vom Alexanderplatz
- 2001: Der Vamp im Schlafrock (Fernsehfilm)
- 2002–2004: Inspektor Rolle (Fernsehreihe)
- 2003: Der Bulle von Tölz: Freier Fall (Fernsehreihe)
- 2003: Marga Engel kocht vor Wut (Fernsehreihe)
- 2003: Liebe Schwester
- 2004: Unter weißen Segeln – Kompass der Liebe (Fernsehreihe)
- 2005: Pfarrer Braun: Adel vernichtet (Fernsehreihe)
- 2006: Im Tal der wilden Rosen: Was das Herz befiehlt (Fernsehreihe)
- 2007: Von Müttern und Töchtern
- 2007: Ein starkes Team: Blutige Ernte (Fernsehreihe)
- 2009: Vorzimmer zur Hölle (Fernsehreihe)
- 2009: Killerjagd. Töte mich, wenn du kannst
- 2010: Pfarrer Braun: Kur mit Schatten
- 2010: Morgen musst Du sterben
- 2010: Wilde Wellen – Nichts bleibt verborgen (Fernsehvierteiler)
- 2010: Katie Fforde: Eine Liebe in den Highlands (Fernsehreihe)
- 2011: Vorzimmer zur Hölle – Streng geheim!
- 2011: Die geerbte Familie
- 2012: Bloch: Der Fremde (Fernsehreihe)
- 2012: Katie Fforde: Sommer der Wahrheit
- 2013: Ein weites Herz – Schicksalsjahre einer deutschen Familie
- 2013: Tessa Hennig: Mutti steigt aus
- 2013: Vorzimmer zur Hölle – Plötzlich Boss
- 2014: Sternstunde ihres Lebens
- 2015: … und dann noch Paula (Fernsehserie, 6 Folgen)
- 2015: Nacht der Angst
- 2015: Mutter auf Streife
- 2016: Dimitrios Schulze
- 2016: Tatort: Echolot
- 2017: Chaos-Queens: Für jede Lösung ein Problem (Fernsehreihe)
- 2017: Ich werde nicht schweigen
- 2017: Tatort: Dein Name sei Harbinger
- 2018: Deutschland 86 (Fernsehserie, Folge Vula)
- 2018: Das Leben vor mir
- 2018: Bist du glücklich?
- 2019: Ottilie von Faber-Castell – Eine mutige Frau
- 2020: Die Kanzlei (Fernsehserie, Folge Ausgeliefert)
- 2021: Zimmer mit Stall: Schwiegermutter im Anflug (Fernsehreihe)
- 2022: Auf dem Grund
Theater (Auswahl)
- 2003: Die Frau vom Meer, Ellida, Regie: Helmuth Fuschl, Bühne 64 Zürich
- 2003: Drei mal Leben, Hauptrolle, Regie: Peter Kühn, Fritz Rémond Theater Frankfurt am Main
- 2004–2006: Kleine Eheversprechen, Ehefrau, Regie: Krzysztof Zanussi, Theater am Ring
- 2015: Das Lächeln des Barrakuda, Hauptrolle, Schlosspark Theater
Weblinks
- Profilseite von Eleonore Weisgerber bei der AGENTUR SCHLAG
- Eleonore Weisgerber in der Internet Movie Database (englisch)
- Eleonore Weisgerber bei crew united
- Eleonore Weisgerber bei filmportal.de
- Eleonore Weisgerber bei castupload.com
- Interview mit Eleonore Weisgerber über ihr Engagement für bipolar erkrankte Menschen (PDF, 312 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Eleonore Weisgerber im Munzinger-Archiv, abgerufen am 5. April 2022 (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ Dankbar für das kleine Glück: Eleonore Weisgerber drei Mal im TV. Schwäbische Zeitung, 2. April 2005, abgerufen am 9. Juli 2019.
- ↑ SPOKEN WOR:L:DS – Joe “Madog” Bliese. Literaturbrücke Berlin e. V., abgerufen am 9. Juli 2019.
- ↑ Eleonore Weisgerber verlässt Paris – und vermisst die Flirts. WAZ.de vom 11. November 2021. Abgerufen am 5. Juni 2022.
- ↑ Schauspielerin Eleonore Weisgerber: So hat sie Usedom für sich entdeckt. Abgerufen am 5. Juni 2022.
- ↑ Eleonore Weisgerber: In der Familie ist es wichtig, bei der Wahrheit zu bleiben. GoldeneKamera.de vom 23. März 2022. Abgerufen am 5. Juni 2022
- ↑ „Als Frau wird man irgendwann unsichtbar“. BILD online vom 30. Oktober 2016. Abgerufen am 5. Juni 2022.
- ↑ DAS! mit Schauspielerin Eleonore Weisgerber. NDR Magazin. Abgerufen am 5. Juni 2022.
Personendaten | |
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NAME | Weisgerber, Eleonore |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin und Chansonsängerin |
GEBURTSDATUM | 18. August 1947 |
GEBURTSORT | Wiesbaden |