Joseph Partsch
Joseph Partsch (* 4. Juli 1851 in Schreiberhau, Niederschlesien; † 22. Juni 1925 in Bad Brambach, Vogtland) war ein deutscher Geograph und Hochschullehrer.
Leben
Partsch studierte von 1869 bis 1874 Klassische Philologie, Geschichte und Geographie an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau. Zu seinen Lehrern gehörte Carl Neumann. 1874 promovierte er zum Dr. phil.[1] Bereits im Jahr darauf habilitiert, war er 1875/76 Privatdozent für Geographie in Breslau.[2] 1876 wurde er zum a.o. Professor für Geographie und Alte Geschichte ernannt. Seit 1884 Ordinarius, wurde Partsch für das akademische Jahr 1899/1900 zum Rektor gewählt. In seiner Rektoratsrede am 15. Oktober 1899 befasste er sich mit der geographischen Arbeit des 19. Jahrhunderts.[3] 1905 wechselte er an die Universität Leipzig. Nach 17 Dienstjahren wurde er 1922 emeritiert.
Partsch gehörte zu den wichtigsten Geographen der Jahrhundertwende. Einer seiner Schwerpunkte war Griechenland und hier vor allem die griechischen Inseln, die er mithilfe geographischer und altphilologischer Methoden untersuchte (Monographien zu Korfu, Leukas, Kephallenia und Ithaka). Er leistete bedeutende Beiträge zur Erforschung der Eiszeit, indem er etwa die Gebirge der Hohen Tatra und den Schwarzwald geologischen Untersuchungen unterzog. Josef Partsch war korrespondierendes Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften (seit 1901),[4] ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (seit 1906), korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (seit 1909) und der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften (seit 1922), außerordentliches (1914) und seit 1920 auswärtiges Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Ehrendoktor der Universitäten von Genf und Athen und Träger der Carl-Ritter-Medaille der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.
Sein Bruder ist der Nestor der Kieferchirurgie Prof. Dr. Carl Partsch. Sein Sohn ist der Rechtswissenschaftler Joseph Aloys August Partsch. Der Jurist Karl Josef Partsch, die Medienwissenschaftlerin Marianne Grewe-Partsch und der Biologe Karl Partsch sind seine Enkel.
Partschs umfangreicher Nachlass wird im Archiv für Geographie des Leipziger Leibniz-Instituts für Länderkunde aufbewahrt.[5]
Schriften
- Africae veteris itineraria explicantur et emendantur. Pressburg 1874.
- Die Darstellung Europa's in dem geographischen Werke des Agrippa. Ein Beitrag zur Geschichte der Erdkunde. Breslau [1875?]
- Physikalische Geographie von Griechenland, mit besonderer Rücksicht auf das Alterthum. Überarbeitetes Manuskript von Carl Neumann. Breslau 1885.
- Die Insel Korfu. Eine geographische Monographie. Gotha 1887.
- Philipp Clüver, der Begründer der historischen Länderkunde. Ein Beitrag zur Geschichte der geographischen Wissenschaft. Wien 1891.
- mit Richard Kiepert: Deutscher Kolonial-Atlas für den amtlichen Gebrauch in den Schutzgebieten. Berlin 1893.
- Schlesien. Eine Landeskunde für das deutsche Volk auf wissenschaftlicher Grundlage. Breslau 1896.
- Mitteleuropa. Die Länder und Völker von den Westalpen und dem Balkan bis an den Kanal und das Kurische Haff. Gotha 1904.
- Die Hohe Tatra zur Eiszeit. Leipzig 1923.
Literatur
- Heinz Peter Brogiato, Alois Mayr (Hrsg.): Joseph Partsch – wissenschaftliche Leistungen und Nachwirkungen in der deutschen und polnischen Geographie. Beiträge und Dokumentationen anlässlich des Gedenkkolloquiums zum 150. Geburtstag von Joseph Partsch (1861–1925) am 7. und 8. Februar 2002 im Institut für Länderkunde Leipzig (= Beiträge zur regionalen Geographie 58). Institut für Länderkunde, Leipzig 2002, ISBN 3-86082-046-X.
- Viola Imhof: Partsch, Joseph. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 76 f. (Digitalisat).
- Otto Lenel: Josef Partsch †. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Romanistische Abteilung. Band 45, 1925, ISSN 0323-4096, S. V–XX.
- Brogiato, Heinz Peter: Veröffentlichungen von Joseph Partsch und deren Besprechungen. In: Joseph Partsch. Wissenschaftliche Leistungen und Nachwirkungen in der deutschen und polnischen Geographie. Leipzig: IfL 2002, S. 183–200.
- Brogiato, Heinz Peter: Joseph Partsch (1851–1925) – erster Ordinarius für Geographie an der Universität Breslau. Sein Beitrag zur Geographie und Landeskunde Schlesiens. In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau (Neustadt/Aisch) 42-44, 2001–2003 (2003), S. 327–344.
- Brogiato, Heinz Peter; Schelhaas, Bruno (Hrsg.): „Die Feder versagt …“. Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg an den Leipziger Geographie-Professor Joseph Partsch. Leipzig: Leipziger Universitätsverl. 2014.
Einzelnachweise
- ↑ Dissertation: Africa veteris itineraria emendantur et explicantur
- ↑ Habilitationsschrift: Die Darstellung Europas in dem geographischen Werke Agrippas
- ↑ Rektoratsreden (HKM)
- ↑ Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 185.
- ↑ Nachlass Partschs im Archiv für Geographie des IfL. Abgerufen am 5. August 2022.
Weblinks
- Literatur von und über Joseph Partsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Joseph Partsch im Katalog der Geographischen Zentralbibliothek
- Werke von und über Joseph Partsch in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Joseph Partsch im Professorenkatalog der Universität Leipzig
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von Joseph Partsch an der Universität Leipzig (Sommersemester 1905 bis Sommersemester 1914)
Personendaten | |
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NAME | Partsch, Joseph |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Geograph und Hochschullehrer; Rektor in Breslau |
GEBURTSDATUM | 4. Juli 1851 |
GEBURTSORT | Schreiberhau, Niederschlesien |
STERBEDATUM | 22. Juni 1925 |
STERBEORT | Bad Brambach, Vogtland |