Kreisgrabenanlage Schönebeck

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Die Kreisgrabenanlage Schönebeck ist eine Kreisgrabenanlage der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur bei Schönebeck (Elbe) im Salzlandkreis, Sachsen-Anhalt.

Lage

Die Kreisgrabenanlage liegt in der Elbniederung bei Schönebeck auf einer flachen Anhöhe. Sie befindet sich 1,3 km nordwestlich der Kreisgrabenanlage von Pömmelte.

Forschungsgeschichte

Die Anlage wurde bei einer Luftbildprospektion des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt entdeckt. 2005 erfolgte eine Probegrabung durch das Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unter der Leitung von André Spatzier. Die Grabung erfolgte auf einer Fläche von 35 × 13 m im Nordwesten. Im Mai 2011 begann eine großflächige Grabung des Landesamts und der Martin-Luther-Universität, bei der die Kreisgrabenanlage und ihr Umfeld untersucht wurden.[1] Ähnlich wie in Pömmelte soll auch hier nach Abschluss der Grabungen eine Rekonstruktion der Anlage erfolgen.[2]

Befunde

Die Anlage besteht aus einem Doppelgraben mit einem Durchmesser von etwa 80 m. Sie besitzt zwei Öffnungen nach Nordwesten und nach Norden, wobei letztere erst bei einer geomagnetischen Untersuchung im Vorfeld der Grabung entdeckt wurde. Eine Hälfte des äußeren Grabens ist durch landwirtschaftliche Tätigkeit und Erosion zerstört. Beide Gräben wurden als Sohlgräben angelegt. Der innere hatte nur noch eine erhaltene Tiefe von 0,2 m und eine Breite zwischen 1,8 m und 2,3 m. Er war mit einem Humus-Kies-Gemisch verfüllt. Der äußere Graben hatte eine erhaltene Tiefe von 0,8 m und eine Breite zwischen 1,5 m und 2,5 m. Hier wurde eine mehrschichtige Verfüllung aus Humus und Humus-Kiesgemisch festgestellt. Im unteren Viertel und an den Grabenköpfen wurden Bänder aus Humus und aus einem Sand-Kies-Gemisch festgestellt. Zwischen den Grabenköpfen verlief ein vier Meter breiter Zugang ins Innere der Anlage, in dessen Mitte eine fundleere Grube gefunden wurde. Innerhalb der Gräben verlief zumindest entlang eines Teils des inneren Grabens eine Holz-Palisade.

Im Umfeld der Anlage erstreckt sich eine ausgedehnte Nekropole der späten Bronze- und frühen Eisenzeit. Unmittelbar vor dem äußeren Graben und diesen teilweise schneidend wurde bei der Ausgrabung ein kleiner ovaler Graben mit einem Durchmesser von 13 m freigelegt, der eine schmale Öffnung aufwies. In seinem Inneren wurde ein Raum festgestellt, der auf drei Seiten von ovalen Gruben begrenzt wurde.

Funde

An Funden traten im Kreisgraben Knochen und Keramikscherben zutage. Aus den Scherben ließen sich eine Tasse, ein Becher und eine Schale rekonstruieren. Im Zentrum des kleinen ovalen Grabens wurde eine spätbronze-/früheisenzeitliche Keramikscherbe gefunden, direkt südlich des Grabens der untere Teil einer mit Leichenbrand gefüllten Urne.

Datierung

Mittels Radiokarbonmethode konnten einige der Knochen auf 2150–1740 cal. BC datiert werden. Die Kreisgrabenanlage gehört damit in die frühe und die entwickelte Stufe der Aunjetitzer Kultur. Allein anhand der Keramik wäre die Datierung deutlich unsicherer gewesen, da es sich bei den rekonstruierten Gefäßen zwar um typische Formen der frühen Aunjetitzer Kultur bzw. allgemein der frühen Bronzezeit handelt, sie kommen aber grundsätzlich auch schon in der endneolithischen Glockenbecherkultur vor.

Literatur

  • Dovydas Jurkènas, André Spatzier: Siedlungen des Endneolithikums und der Frühbronzezeit bei den Rondellen Pömmelte und Schönebeck, Salzlandkreis. Einblicke in die Besiedlung einer Sakrallandschaft des 3. und beginnenden 2. Jahrtausends v. Chr. In: Harald Meller et al. (Hrsg.): Siedlungsarchäologie des Endneolithikums und der frühen Bronzezeit. 11. Mitteldeutscher Archäologentag vom 18. bis 20. Oktober 2018 in Halle (Saale) – Late Neolithic and Early Bronze Age Settlement Archeology. 11th Archaeological Conference of Central Germany, October 18-20, 2018 in Halle (Saale) (= Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle. Band 20/I). Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2019, ISBN 978-3-944507-94-1, S. 289–317 (Online).
  • Ralf Schwarz: Pilotstudien – Zwölf Jahre Luftbildarchäologie in Sachsen-Anhalt. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2003, ISBN 3-910010-72-5.
  • André Spatzier: Kreisgrabenanlagen des 4.–1. Jahrtausends v. Chr. in Mitteldeutschland. Vorbericht zu den Grabungen 2005 in Sachsen-Anhalt. In: Archäologie in Sachsen-Anhalt. N. F. Band 6, 2012, S. 71–89 (Online).
  • André Spatzier: Nach Bandkeramik und Lengyel – Kreisgrabenanlagen in Sachsen-Anhalt und Mitteleuropa vom Jungneolithikum bis zur frühen Eisenzeit. In: François Bertemes, Harald Meller (Hrsg.): Neolithische Kreisgrabenanlagen in Europa. Internationale Arbeitstagung in Goseck (Sachsen-Anhalt) 7.–9. Mai 2004 (= Tagungen des Landsmuseums für Vorgeschichte Halle. Band 8). Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2012, ISBN 978-3-939414-33-9, S. 363–388 (Online).
  • André Spatzier: The enclosure complex Pömmelte–Schönebeck: The dialectic of two circular monuments of the late 3rd to early 2nd millennium BC in Central Germany. In: Harald Meller, François Bertemes (Hrsg.): Der Aufbruch zu neuen Horizonten. Neue Sichtweisen zur europäischen Frühbronzezeit. Abschlusstagung der Forschergruppe FOR550 vom 26. bis 29. November 2010 in Halle (Saale) (= Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle. Band 19). Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2020, ISBN 978-3-948618-03-2, S. 421–444.
  • Harald Meller, Kai Michel: Die Himmelsscheibe von Nebra Der Schlüssel zu einer untergegangenen Kultur im Herzen Europas, Propyläen, Berlin 2018, ISBN 978-3-549-07646-0.

Filme

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt: Aktuelles zur Kreisgrabenanlage von Schönebeck. 15. Juli 2011. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
  2. Thomas Schöne: Archäologie. Menschen der Himmelsscheibe lebten möglicherweise in Pömmelte. In: mz-web.de. 27. Dezember 2019. Abgerufen am 27. Dezember 2019.

Koordinaten: 52° 0′ 22,2″ N, 11° 47′ 12,8″ O