Emil Lang (Jagdflieger)

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Emil Lang (* 14. Januar 1909 in Thalheim, Bayern; † 3. September 1944 bei Overhespen, Belgien) war ein deutscher Jagdflieger und Offizier der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Er erzielte 173 anerkannte Luftsiege, 144 an der Ostfront und 29 an der Westfront bei insgesamt 403 Kampfeinsätzen.[1] Die Anzahl seiner Abschüsse machte ihn zu einem Fliegerass und brachte ihm zwei Erwähnungen im Wehrmachtbericht. Außerdem erschien er auf dem Titelbild der Berliner Illustrierten Zeitung vom 13. Januar 1944.[2] In Erinnerung ist er vor allem für den Rekord, 18 Flugzeuge an einem Tag abgeschossen zu haben.

Ausbildung

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg war Emil Lang Flugzeugführer und flog für die Deutsche Lufthansa AG.[3] Dort bekam Lang auch seinen Spitznamen „Bully“ wegen seines bulligen Aussehens.[4]

Lang wurde am 4. Januar 1938 Reservist der Luftwaffe und wurde am 26. August 1939 in den aktiven Dienst übernommen. Er diente als Transportpilot bei der Fliegerhorstkompanie in Gablingen und flog Einsätze in Norwegen, Frankreich, Kreta und Nordafrika. Am 1. November 1941 wurde er zum Leutnant befördert.[5]

Zweiter Weltkrieg

Lang wurde vom 3. Juli 1942 bis zum 14. August 1942 an der Jagdfliegervorschule 1 und anschließend bis zum 5. Januar 1943 an der Jagdfliegerschule 5 ausgebildet.[3]

Er wurde am 6. Januar 1943 der Jagdgruppe Ost und dort am 11. Februar dem Jagdgeschwader 54 zugeteilt.[3][4] Lang flog in der 1./JG 54 (1. Staffel im JG 54) und war mit seinen 34 Jahren relativ alt für einen Neuling als Jagdflieger. Seine ersten drei Luftsiege erzielte er bereits im März 1943. Dann wurde er zur 5. Staffel im JG 54 versetzt und wurde dort am 20. August 1943 Staffelkapitän.[6] Offiziell übernahm er die Position, nachdem sein Vorgänger Oberleutnant Max Stotz am 19. August nach einem Einsatz vermisst wurde.[7]

Noch vor Ende des Jahres hatte Lang mehr als 100 Abschüsse erreicht, 72 erzielte er im Kampfraum Kiew in drei Wochen im Oktober und November 1943. Er war der 58. Flugzeugführer der Luftwaffe, der die Einhundertermarke erreichte. Diese Serie von Mehrfachsiegen schloss zehn Luftsiege am 13. Oktober 1943 und zwölf (Luftsieg 61–72) in drei Einsätzen am 21. Oktober 1943 mit ein. Daraufhin wurde Lang das erste Mal im Wehrmachtsbericht erwähnt. Während dieser Schlacht um Kiew stellte Lang den Weltrekord für erzielte Abschüsse innerhalb eines Tages auf, als er am 3. November 1943 in vier Einsätzen 18 Flugzeuge abschoss.[7][4] Nach insgesamt 119 Luftsiegen wurde Lang am 22. November 1943 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und drei Tage später das Deutsche Kreuz in Gold verliehen.[6]

Am 9. April 1944 wurde Oberleutnant Lang Staffelkapitän der 9./JG 54. Diese Staffel war in Frankreich stationiert, wurde in der Reichsverteidigung eingesetzt und nahm ab dem 6. Juni in der Normandie an den Kämpfen gegen die Alliierten teil. Am 11. April 1944, nach 144 Luftsiegen an der Ostfront, wurde ihm das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub verliehen. Er war der 448. Empfänger dieser Auszeichnung. Die Zeremonie fand am 5. Mai 1944 in Hitlers Berghof auf dem Obersalzberg statt.[8]

Im Juni 1944 gelangen Lang weitere 15 Luftsiege, darunter seinen 150. - eine P-47 Thunderbolt am 14. Juni, vier P-51 Mustang, die er innerhalb von vier Minuten am 20. Juni 1944 abschoss und vier weitere P-51 am 24. Juni.[3] Inzwischen zum Hauptmann befördert, wurde Lang am 28. Juni 1944 zum Gruppenkommandeur der II. Gruppe im Jagdgeschwader 26. Seine letzten drei Luftsiege (171–173) erzielte Lang in zwei Einsätzen über Spitfires am 26. August 1944.[3][6] Seine Opfer gehörten wahrscheinlich zum 421. Geschwader der Royal Canadian Air Force und zum 341. Geschwader der Royal Air Force.[9]

Tod

Emil Lang wurde am 3. September 1944 während eines Einsatzes abgeschossen und starb, als seine Fw 190 A-8 mit der Werknummer 171 240 "Grüne 1" auf einem Feld bei Overhespen aufschlug und explodierte. Bereits beim Start in Melsbroek um 13:20 Uhr hatte Lang mechanische Probleme. Zehn Minuten später hatte Lang immer noch Schwierigkeiten sein Fahrwerk einzufahren. Als sie in einer Höhe von 200 Metern flogen, warnte Langs Flügelmann, Unteroffizier Hans-Joachim Borreck ihn vor einer P-47 Thunderbolt hinter ihnen. Lang wich nach oben links aus. Leutnant Alfred Groß sah Langs Fw 190 mit noch ausgefahrenem Fahrwerk brennend abstürzen, verlor sie aber aus den Augen, als er wegen eines Treffers selbst aussteigen musste. Untersuchungen sowohl deutscher als auch amerikanischer Unterlagen führen zu der Vermutung, dass Borreck und Groß sich geirrt und ihre Gegner falsch identifiziert haben. Die P-51 Mustangs des 338. Geschwaders der USAAF fingen eine Gruppe von drei bis sechs Focke-Wulfs ab. Lieutenant Darrell Cramer schoss mit Vorhalt auf die Focke-Wulf links, die über Kopf abstürzte und auf dem Boden aufschlug. Das war zweifellos Emil Lang.[9]

Am 28. September 1944 stellte sein Vorgesetzter Geschwaderkommodore Josef Priller einen Antrag, um für Lang die posthume Beförderung zum Major zu erreichen und beschrieb Langs Charakter wie folgt:

„Hauptmann Lang ist ein voll ausgereifter Charakter, ernst und ruhig im Auftreten, aber bestimmt und energisch, wann immer es nötig war. Er hatte eine sehr gute Einstellung als Offizier mit höchsten Anforderungen an sich selbst. Er versteht es, die Männer unter seinem Kommando richtig zu erreichen. Hauptmann Lang besitzt einen vorbildlichen Dienstgedanken, verfügt über ein hohes Maß an Eigeninitiative und Improvisationstalent und ist im nationalsozialistischen Gedankengut verwurzelt.“

Josef Priller: Antrag zur posthumen Beförderung Langs am 28. September 1944

Der Kommandeur des II. Jagdkorps Generalleutnant Alfred Bülowius stimmte dieser Bewertung zu. Trotz dieser Empfehlungen wurde Lang nicht posthum zum Major befördert.

Wehrmachtbericht

Datum Originaltext im Wehrmachtsbericht
22.10.1943 Leutnant Lang, Staffelführer in einem Jagdgeschwader, errang gestern zwölf Luftsiege.[10]
30.08.1944 Eine Jagdgruppe unter Führung von Hauptmann Lang schoss im Westkampfraum seit Invasionsbeginn 100 feindliche Flugzeuge ab und zeichnete sich auch bei Tiefangriffen gegen den Feind besonders aus.[11]

Auszeichnungen

Literatur

  • Christer Bergström: Bergström Black Cross/Red Star website. In: Identifying a Luftwaffe Planquadrat. Abgerufen im 14 Februar 2018.
  • Martin Bowman: P-51 Mustang Vs Fw 190: Europe 1943–45. Osprey Publishing, Oxford, UK 2007, ISBN 978-1-84603-189-2.
  • Donald L. Caldwell: JG 26 War Diary Volume Two 1943–1945. Grub Street, London 1998, ISBN 978-1-898697-86-2.
  • Walther-Peer Fellgiebel: Die Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes 1939–1945 — Die Inhaber der höchsten Auszeichnung des Zweiten Weltkrieges aller Wehrmachtteile (de). Podzun-Pallas, Friedberg, Germany 2000, ISBN 978-3-7909-0284-6.
  • Andrew Johannes Matthews, John Foreman: Luftwaffe Aces — Biographies and Victory Claims — Volume 2 G–L. Red Kite, Walton on Thames 2015, ISBN 978-1-906592-19-6.
  • Klaus D. Patzwall, Veit Scherzer: Das Deutsche Kreuz 1941 – 1945 Geschichte und Inhaber Band II (de). Verlag Klaus D. Patzwall, Norderstedt, Germany 2001, ISBN 978-3-931533-45-8.
  • Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945 Die Inhaber des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes 1939 von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündeter Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchives (de). Scherzers Militaer-Verlag, Jena, Germany 2007, ISBN 978-3-938845-17-2.
  • Andrew Thomas, Chris Davey: Griffon Spitfire Aces. Osprey Publishing, Oxford, UK 2008, ISBN 978-1-84603-298-1.
  • Franz Thomas: Die Eichenlaubträger 1939–1945 Band 2: L–Z (de). Biblio-Verlag, Osnabrück, Germany 1998, ISBN 978-3-7648-2300-9.
  • Raymond F. Toliver, Trevor J. Constable: Fighter Aces of the Luftwaffe. Schiffer Publishing|Schiffer Military/Aviation History, Atglen, PA 1996, ISBN 978-0-88740-909-7.
  • John Weal: Jagdgeschwader 54 'Grünherz'. Osprey Publishing, Oxford, UK 2001, ISBN 978-1-84176-286-9.

Einzelnachweise

  1. Mike Spick: Luftwaffe Fighter Aces. Ivy Books, New York 1996, ISBN 978-0-8041-1696-1.
  2. John Weal: Focke-Wulf Fw 190 Aces of the Russian Front. Osprey Publishing, London 1998, ISBN 978-1-85532-518-0.
  3. a b c d e French L. MacLean: Luftwaffe Efficiency & Promotion Reports — For the Knight's Cross Winners. In: Schiffer Military History. Atglen, Pennsylvania 2007, ISBN 978-0-7643-2657-8, S. 203.
  4. a b c Toliver, Raymond F., Constable, Trevor J.: Die deutschen Jagdflieger-Asse 1939–1945. Motorbuch Verlag., Stuttgart, ISBN 978-3-87943-193-9, S. 295–296.
  5. Stockert, Peter: Die Eichenlaubträger 1939–1945. Band 5. Friedrichshaller Rundblick, Bad Friedrichshall, ISBN 3-9802222-7-6, S. 104.
  6. a b c Ernst Obermaier: Die Ritterkreuzträger der Luftwaffe Jagdflieger 1939 – 1945. Dieter Hoffmann, Mainz, ISBN 978-3-87341-065-7, S. 64.
  7. a b Jochen Prien, Gerhard Stemmer, Peter Rodeike, Winfried Bock: Die Jagdfliegerverbände der Deutschen Luftwaffe 1934 bis 1945. Teil 12/III—Einsatz im Osten—4.2. bis 31.12.1943. Buchverlag Rogge, Eutin 2012, ISBN 978-3-942943-07-9.
  8. Stockert, Peter: Die Eichenlaubträger 1939–1945. Band 5. Friedrichshaller Rundblick, Bad Friedrichshall, ISBN 3-9802222-7-6, S. 107.
  9. a b Donald L. Caldwell: G 26 War Diary Volume Two 1943–1945. Grub Street, London, ISBN 1-898697-86-8, S. 343–344.
  10. Die Wehrmachtberichte 1939–1945 Band 2, p. 587.
  11. Die Wehrmachtberichte 1939–1945 Band 3, p. 225.