Peter Graf von Kielmansegg

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Peter Graf Kielmansegg, 2010

Peter Matthias Alexander Graf von Kielmansegg (* 27. Juni 1937 in Hannover) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und emeritierter Professor der Universität Mannheim.

Leben

Peter Graf von Kielmansegg entstammt der Familie Kielmansegg und kam am 27. Juni 1937 als zweites von vier Kindern des Offiziers Johann Adolf Graf von Kielmansegg (1906–2006) und der Mechthild von Dincklage (1909–2000) auf Schloss Wolfsburg bei Fallersleben zur Welt.[1] Er entstammt einer Adelsfamilie von Offizieren und Politikern. Einer seiner Vorfahren war der Reformator Philipp Melanchthon. Sein Vater war ein deutscher General, der nach dem 20. Juli 1944 verhaftet wurde, später zu den Vätern der Inneren Führung der Bundeswehr gehörte sowie NATO-Oberbefehlshaber war. In dieser Tradition groß geworden, verfasste Peter Graf Kielmansegg eine umfassende Studie zur Geschichte Deutschlands zwischen 1945 und 1989 („Nach der Katastrophe“).

Ab 1957 studierte er Rechtswissenschaften und Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Eberhard Karls Universität Tübingen. 1964 wurde er mit der Arbeit Freiherr vom Stein und die Zentralverwaltung der Verbündeten Mächte in den Jahren 1813 und 1814 in Bonn promoviert. 1971 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule Darmstadt bei Eugen Kogon.

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Peter Graf Kielmansegg 2005 in der Stuttgarter Schlosskirche

1971 erhielt Peter Graf Kielmansegg einen Ruf als Professor an die Universität zu Köln und 1976 eine Gastprofessur an der Georgetown University in Washington, D.C. Von 1985 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002 war er Professor für Politische Wissenschaften an der Universität Mannheim.

Von 2003 bis 2009 war Graf Kielmansegg Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.[2] Er ist zudem Vizepräsident der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, Vizepräsident der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie im wissenschaftlichen Beirat der Fritz Thyssen Stiftung und der Zeitschrift Totalitarismus und Demokratie tätig.

Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen politikwissenschaftliche Demokratieforschung, Geschichte des politischen Denkens und Zeitgeschichte. Peter Graf Kielmansegg entwickelte ein Totalitarismus-Modell zur Definition und Erklärung totalitärer Systeme.

Verheiratet ist er mit Walpurgis Gräfin von Schweinitz und Krain, Freiin von Kauder. Sie haben drei Kinder und leben in Laudenbach an der Bergstraße. Das jüngste Kind, Sebastian Graf von Kielmansegg, ist ebenfalls Hochschullehrer.

Auszeichnungen

Peter Graf von Kielmansegg ist Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften.

Werke (Auswahl)

  • Volkssouveränität. Eine Untersuchung der Bedingungen demokratischer Legitimität. Stuttgart, 1977
  • Deutschland und der Erste Weltkrieg. 1968
  • Nachdenken über Deutschland. 1980
  • Das Experiment der Freiheit. 1988
  • Nach der Katastrophe. Eine Geschichte des geteilten Deutschland. Siedler, Berlin 2000, ISBN 978-3-88680-329-3.(Als Sonderdruck in der 4-bändigen Ausgabe Siedlers Deutsche Geschichte unter dem Titel „Das geteilte Land – Deutschland von 1945–1990.“ Bassermann Verlag, München 2004, ISBN des 4-bändigen Ausgabe 3-8094-1764-5)
  • Die Grammatik der Freiheit. Acht Versuche über den demokratischen Verfassungsstaat. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2013, ISBN 978-3-8329-7855-6.
  • Wohin des Wegs, Europa? Beiträge zu einer überfälligen Debatte. Nomos, Baden-Baden 2015, ISBN 978-3-8452-6110-2.

Literatur

  • André Kaiser/Thomas Zittel (Hrsg.): Demokratietheorie und Demokratieentwicklung. Festschrift für Peter Graf Kielmansegg. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-531-14118-3.
  • Ahmet Cavuldak (Hrsg.): Die Grammatik der Demokratie. Das Staatsverständnis von Peter Graf Kielmansegg. Nomos, Baden-Baden 2019, ISBN 978-3-8487-4617-0.
  • Eckhard Jesse: Politikwissenschaft mit historischer Tiefenschärfe. Peter Graf Kielmansegg, lange ein einflussreicher Außenseiter in seiner Disziplin, findet in seinem Fach späte Anerkennung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29. Juli 2020, Seite N4.
  • Ahmet Cavuldak: Peter Graf Kielmansegg im Gespräch: Übungen im politischen Denken. Nomos, Baden-Baden 2020, ISBN 978-3-8487-6581-2.

Weblinks

Commons: Peter Graf von Kielmansegg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landmann/Wolter/Zlotowicz: Villen in Eisenach, Weimar 1997, S. 200–205, hier S. 203 (Stefan Wolter)
  2. „Heidelberger Akademie der Wissenschaften wählt Hermann H. Hahn zu ihrem neuen Präsidenten“, 27. Januar 2009