Zweites Seegefecht vor Algeciras
Datum | 12. Juli 1801 |
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Ort | Straße von Gibraltar |
Ausgang | Britischer Sieg |
Konfliktparteien | |
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Befehlshaber | |
Truppenstärke | |
5 britische Linienschiffe 1 britische Fregatte 1 Sloop 1 Brigg 1 portugiesische Fregatte |
5 spanische Linienschiffe 1 spanische Fregatte 4 französische Linienschiffe 3 französische Fregatten 1 französischer Lugger Linienschiff Hannibal unter französischer Flagge |
Verluste | |
18 Gefallene |
2 spanische Linienschiffe explodiert |
Ostrach – Feldkirch – Stockach I – Verona – Magnano – Cassano d’Adda – Frauenfeld – Winterthur – Zürich I – Trebbia – Mantua – Novi – Vlieter – Bergen – Zürich II – Muotatal – Egmont – Genola – Wiesloch – Genua – Stockach II – Engen – Meßkirch – Biberach II – Montebello – Marengo – Höchstädt – Oberhausen – Hohenlinden – Walserfeld – Pozzolo – Kopenhagen – Algeciras I – Algeciras II
Das Zweite Seegefecht vor Algeciras war ein Seegefecht im Zweiten Koalitionskrieg zwischen England und Portugal einerseits und Spanien und Frankreich auf der anderen Seite. Es endete mit einem britischen Sieg.
Vorgeschichte und Verstärkung des französischen Geschwaders
Nach der Niederlage im Ersten Seegefecht von Algeciras am 6. Juli 1801 zog sich das britische Geschwader noch am selben Tag nach Gibraltar zurück. In der Bucht von Algeciras verblieben die drei französischen Linienschiffe Indomptable, Formidable und Desaix sowie die Fregatte Muiron. Gestrandet und übergeben lag auch das 74-Kanonen-Linienschiff Hannibal jetzt unter französischer Flagge dort.
Konteradmiral Linois musste als erste Maßnahme seine gestrandeten Linienschiffe und die Prise Hannibal wieder vom Strand ziehen und segelfertig machen. Er alarmierte die spanischen Admiräle und den französischen Konteradmiral Dumanoir in Cádiz durch einen ersten Boten über seine Lage und das Gefecht. Durch einen zweiten Boten teilte er den Befehlshabern in Cádiz mit, dass er einen Branderangriff auf seine Schiffe befürchte.
Erst dieses nachdrückliche Drängen bewegte Dumanoir am 8. Juli, dem spanischen Admiral Massaredo Unterstützung abzunötigen. Noch am selben Tag erteilte Massaredo Vize-Admiral Moreno den Befehl, ein französisch-spanisches Geschwader aus fünf spanischen und einem französischen Linienschiff sowie zwei französischen und einer spanischen Fregatte und einem französischen Lugger auf der äußeren Reede segelfertig zu machen. Dies wurde von der HMS Superb, welche zu diesem Zeitpunkt – zusammen mit der HMS Thames und der HMS Pasley – vor dem Hafen von Cádiz lag, beobachtet.
Am Morgen des 9. Juli 1801 setzte das französisch-spanische Geschwader in Cádiz Segel. Das französische Linienschiff Saint-Antoine folgte dem Geschwader zunächst nicht. HMS Superb, HMS Thames und HMS Pasley segelten vor dem französisch-spanischen Geschwader in die Straße von Gibraltar ein. Gegen 15 Uhr ankerten die drei britischen Schiffe auf der Reede von Gibraltar. Kurz darauf ankerten die französischen und spanischen Schiff aus Cádiz in der Bucht von Algeciras.
Am Morgen des 10. Juli 1801 segelte auch die Saint-Antoine in die Bucht von Algeciras ein.
Währenddessen versuchten die britischen Besatzungen in Gibraltar, ihre im Kampf beschädigten Linienschiffe wieder einsatzfähig zu machen. Die HMS Pompée war so schwer beschädigt, dass alle Reparaturen vorerst eingestellt wurden. Auch die HMS Caesar war schwer angeschlagen, so dass Konteradmiral Saumarez auf die HMS Audacious wechselte und dort seine Flagge setzte. Erst durch den Einsatz der Besatzung konnte die Caesar bis zum Morgen des 12. Juli 1801 instand gesetzt werden.
Beteiligte Schiffe
Folgende Schiffe gehörten am 11. Juli 1801 den jeweiligen Geschwadern an.
- Britisch-portugiesisches Geschwader
- Linienschiff Caesar (80 Kanonen) unter Kapitän Jahleel Brenton
- Linienschiff Audacious (74 Kanonen) unter Kapitän Shuldham Peard
- Linienschiff Spencer (74 Kanonen) unter Kapitän Henry Darby
- Linienschiff Superb (74 Kanonen) unter Kapitän Richard Goodwin Keats
- Linienschiff Venerable (74 Kanonen) unter Kapitän Samuel Hood
- Fregatte Thames unter Kapitän Askew Paffard Holles
- Sloop Calpé unter Commander George Heneage Dundas
- Brigg Louisa
- portugiesische Fregatte Carlotta unter Kapitän Crawfurd Duncan
- Französisch-spanisches Geschwader
- Linienschiff Formidable (80 Kanonen) unter Kapitän Troude
- Linienschiff Indomptable (80 Kanonen) unter Kapitän Touffet
- Linienschiff Desaix (74 Kanonen) unter Kapitän (Capitaine de vaisseau) Christy-Pallière
- Linienschiff Hannibal (74 Kanonen) (Prisenschiff)
- Linienschiff Saint-Antoine (74 Kanonen) unter Geschwaderkommandeur Julien le-Ray
- Fregatte Indienne
- Fregatte Libre
- Fregatte Muiron
- Lugger Vautour
- Linienschiff Real Carlos (112 Kanonen) unter Don Esquerra
- Linienschiff San Hermenegildo (112 Kanonen) unter Don Emparran
- Linienschiff San-Fernando (96 Kanonen) unter Don Malina
- Linienschiff Argonauta (80 Kanonen) unter Don Harrera
- Linienschiff San Agustín (74 Kanonen) unter Don Jopete
- Fregatte Sabina
Gefechtsverlauf
Am 12. Juli 1801 gegen 13 Uhr – nachdem im Morgengrauen Segel gesetzt worden waren – segelte das französisch-spanische Geschwader aus der Bucht von Algeciras. Um 15 Uhr passierte HMS Caesar das Heck der Audacious und setzte wieder die Admiralsflagge. Auf ein Signal der Caesar machte das britische Geschwader klar zum Gefecht.
Sobald das Geschwader den Windschatten von Gibraltar verlassen hatte, formierte es sich in Gefechtslinie über Backbordbug. Um 19 Uhr stand das Geschwader auf Steuerbordbug. Gegen 19 Uhr 45 war das franko-spanische Geschwader auf hoher See und hatte Cabrita Point passiert.
Zu dieser Zeit kehrte die Hannibal, die nur Maststengen an Stelle ihrer Untermasten führte und die im Schlepp der Fregatte Indienne war, in die Bucht von Algeciras zurück.
Im Angesicht des auslaufenden britischen Geschwaders wechselte Moreno vor Cabrita Point das Flaggschiff. Er verließ, einem üblichen Brauch folgend, sein Flaggschiff Real-Carlos und setzte seine Flagge stattdessen auf der spanischen Fregatte Sabina. Dorthin folgte ihm auch Linois, welcher dem Wunsch des spanischen Vize-Admirals nachkam und die Formidable verließ.
Gegen 20 Uhr fiel das britische Geschwader infolge der unterschiedlichen Segeleigenschaften der Schiffe bei der Jagd aus der Formation. Gegen 23 Uhr war die Superb der Caesar drei Seemeilen voraus. Gegen 23 Uhr 10 sichtete man auf der Superb einen spanischen Dreidecker, die Real-Carlos, backbord voraus. Auf dessen Backbordseite wurden kurz darauf die San Hermenegildo und die Saint-Antoine gesichtet. Auf der Superb wurden die Segel gerefft, und auf eine Entfernung von 275 m eröffnete die Superb mit ihrer Backbordbreitseite das Feuer auf die Real-Carlos. Nach der dritten Breitseite – wobei die Real-Carlos auch ihre Vormaststenge verlor – stand die Real-Carlos in Flammen. Daraufhin stellte die Superb das Feuer ein und setzte sich ab. Zurück blieb Chaos, da die Real-Carlos und die San Hermenegildo ihre Kanonen blind abfeuerten. Auch die Saint-Antoine feuerte blind in die Nacht. Kapitän Keats ließ sie als nächstes Ziel ansteuern.
Das Geschehen lief jetzt parallel ab: der Angriff der Superb auf die Saint-Antoine einerseits und die Geschehnisse um die Real-Carlos und San Hermenegildo andererseits.
Um 23 Uhr 50 eröffnete die Superb das Feuer auf die Saint-Antoine. Nach einem halbstündigen Feuergefecht stellte die Saint-Antoine das Feuer ein und kapitulierte. Jedoch konnte die Flagge nicht eingezogen werden, da sie sich verfangen hatte. Dies führte dazu, dass Caesar, Venerable, Spencer und Thames noch in die Saint-Antoine feuerten. Neben die übergebene Saint-Antoine legten sich die Superb, Calpé, Louisa und Carlotta. Der Rest des Geschwaders versuchte in Gefechtsberührung mit dem feindlichen Geschwader zu bleiben.
Derweil hielt die San Hermenegildo die Real-Carlos für ein feindliches Schiff und feuert auf ihr Schwesterschiff. Um 0 Uhr 15 explodierte die Real-Carlos. Dabei wurde auch die San Hermenegildo in Brand gesteckt und explodierte 15 Minuten später.
Bis 0 Uhr 30 war damit die erste Phase des Gefechtes abgeschlossen. Auf britischer Seite waren an Bord der Superb 15 Verwundete zu beklagen. Auf beiden spanischen 112-Kanonen-Linienschiffen waren indessen von 2000 Mann Besatzung rund 1700 Mann gefallen, etwa 300 Mann entkamen auf andere Schiffe, dennoch gingen 250 Mann in Gefangenschaft. Mit der Saint-Antoine gingen 530 Mann in Gefangenschaft. Demnach waren drei Schiffe des verbündeten Geschwaders ausgefallen, 1700 Mann gefallen und 780 Mann in Gefangenschaft geraten.
Im weiteren Verlauf der Nacht kam ein starker Wind auf. Am 13. Juli 1801 gegen 4 Uhr morgens standen die Venerable und die Thames an der Spitze des britischen Geschwaders und machten Jagd auf die Formidable.
Um 5 Uhr setzte die Formidable ihre Flagge und gab sich zu erkennen, und um 5 Uhr 15 eröffnete sie mit ihren Heckgeschützen das Feuer auf die Venerable. Erst um 5 Uhr 20, als beide Schiffe Breitseite an Breitseite segelten, erwiderte die Venerable das Feuer. Bis 6 Uhr 45 lieferten sich beide Schiffe ein Feuergefecht, das erst endete, als die Venerable mit weggeschossenen Masten nicht mehr mithalten konnte.
Um 8 Uhr morgens strandete die Venerable auf einem Riff zwölf Seemeilen vor Cádiz. Die Formidable versuchte weiterhin Kurs Nord zu segeln und Cádiz vor den verfolgenden britischen Schiffen zu erreichen. Ein Befehl von Konteradmiral Saumarez, dass im Falle eines Vorgehens der französischen und spanischen Schiffe gegen die Venerable diese zu verlassen und in Brand zu stecken sei, erwies sich angesichts der Flucht der restlichen Schiffe der Koalition als überflüssig.
An Bord der Venerable fielen 18 Mann der Besatzung, weitere 87 wurden verwundet. Auf der Formidable wurden 20 Mann der Besatzung getötet oder tödlich verwundet. Auf der Sabina fiel ein Mann, und fünf wurden verwundet. Damit endete der zweite Gefechtsabschnitt.
Ergebnis und Bedeutung
Dem britischen Geschwader gelang es, die Venerable zu bergen und diese am 14. Juli 1801 nach Gibraltar einzubringen. Das siegreiche britische Geschwader erntete den Dank des Parlaments, Konteradmiral Saumarez wurde Ritter des Bath-Ordens und erhielt fortan eine Jahrespension von 1200 Pfund.
Die Saint-Antoine wurde in britischen Dienst als San-Antonio übernommen. Nachdem sie nach Portsmouth gebracht worden war, segelte sie nie wieder auf hoher See.
Herausragend war dieses Gefecht vor allem, weil eine angeschlagene Streitmacht nach nur sechs Tagen gegen einen nun doppelt so starken Gegner einen Sieg errang und somit dessen weitere Pläne durchkreuzen konnte.
Legendenbildung
Vielfach wurde niedergelegt, dass Kapitän Keats mit der Superb zwischen den beiden spanischen 112-Kanonen-Linienschiffen hindurchgesegelt sei und nach beiden Seiten gefeuert habe. Diese Version ist zwar populär, aber falsch.
Belletristische Rezeption
Patrick O’Brian hat das Seegefecht in seinem Roman Kurs auf Spaniens Küste verewigt. Allerdings nutzte O’Brian die Legende um Kapitän Keats Nachtangriff. Alexander Kent adaptierte den Umstieg der Kommandeure des französisch-spanischen Geschwaders auf die Fregatte Sabina vor Beginn des Gefechtes in seinen Büchern Das letzte Riff und Dämmerung über der See. Dort wechselte der französische Admiral zwecks besserer Übersicht auf kleinere Schiffe.
Literatur
- William James: „Naval History of Great Britain“. Volume III. London 1837. S. 113–131. (Google-Books, PDF)
- Alfred Thayer Mahan: „The Influence of Sea Power upon History“. – New York: Little, Brown & Co, 1890 (Neuausgabe der 5. Auflage von 1894: Dover Publications, 1987. ISBN 0-486-25509-3) online, englisch
- Jason R. Musteen: „The Battles of Algeciras and the Gut of Gibraltar: French Victory and Saumarez’s Revenge, 1801“. In: „Becoming Nelson’s Refuge and Wellington’s Rock: The Ascendancy of Gibraltar During the Age of Napoleon (1793-1815)“ (Memento vom 24. Januar 2007 im Internet Archive). S. 72–86. (PDF; 5,7 MB)
Weblinks
- Die Seeschlachten von Algeciras 1801 Deutsche Seite zu dieser Schlacht