Eugen de Haën

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Eugen de Haën
Spezialität der Firma de Haen
Schuldverschreibung von Oktober 1920
Aktie der fusionierten Riedel-de Haen AG (Berlin) von 1928

Eugen de Haën (* 26. Dezember 1835 in Duisburg; † 16. November 1911 in Hannover; vollständiger Name Carl Johann Eugen de Haën) war ein deutscher Chemiker und Unternehmer.

Leben

Eugen de Haën studierte in Wiesbaden bei Fresenius und später in Heidelberg bei Bunsen Chemie. 1856 promovierte er in Heidelberg.

1862 heiratete Eugen de Haën in Hainholz bei Hannover die Tochter des Försters Georg Heinrich Ernst Schroeder aus Osterwald, Mathilde Schroeder (1834–1909). Sie gebar ihm zehn Kinder. In den 1870ern ließ sich Eugen de Haën von dem Architekten Heinrich Köhler eine Villa am Schiffgraben 34 errichten. Das Haus ist nicht mehr erhalten.

Eugen de Haën war Mitglied des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und Gründungsmitglied des 1870 gegründeten Hannoverschen Bezirksvereins des VDI.[1]

Das Unternehmen de Haën

Nach verschiedenen Tätigkeiten, u. a. in den Silesia Verein Chemischer Fabriken in Saarau (Niederschlesien), beteiligte sich Eugen de Haën 1860 an dem chemischen Laboratorium des Julius Knoevenagel (* 1832; † 1914) in Linden bei Hannover, mit dem er zunächst 1861 die kleine „Chemische Fabrik Dr. Eugen de Haen & Cie.“ in der Falkenstr. 9 gründete.[2]

Schon 1862 siedelte er nach List, einem Vorort von Hannover, um und produzierte dort in der größeren „E. de Haen Chemische Fabrik List GmbH“ hochreine Salze und Oxide. Durch den Aufschwung nach 1870/1871 expandierte die Firma in der „Fabrikstraße“, später umbenannt in „Liebig-Str.“. Das Labor leitete als junger Hochschulabgänger Johannes Skalweit. 1886, zum 25-jährigen Bestehen, beschäftigte das Unternehmen dort 170 Mitarbeiter.

Weil einerseits Hannovers Wohnbebauung in unmittelbarer Umgebung rasch wuchs und andererseits ein Eisenbahnanschluss fehlte, musste das Unternehmen einen neuen Standort suchen und fand diesen schließlich günstig in einem 120 Morgen großen Gelände mit guter Eisenbahnanbindung im Dorf Seelze. 1902 verlagerte die Firma ihren Standort nach Seelze. Das alte Firmengelände wurde im Zuge der vorgezogenen Erbfolge auf die Nachkommen übertragen und wurde zuletzt auf Kosten der Erben abgetragen.[3] Alle Erschließungskosten für das künftige Bauland betrafen vertraglich die Erben, der „Bau eines Schmuck- und Spielplatzes“ wurde daher dem Gönner als „de Haen-Platz“ gewidmet.[4]

1911 führte die „E. de Haen Chemische Fabrik List GmbH“ in Seelze mehr als 10.000 Produkte. Eine Spezialität war bis in die heutige Zeit die Produktion von Flusssäure aus Flussspat und Oleum. 1911 übernahm sein ältester Sohn Dr. Wilhelm de Haën (*186?; † 1939) die Leitung der Firma. Unter ihm wurde sie 1912 zur Familien-GmbH umfirmiert.

1922 wurde aus der Firma eine Aktiengesellschaft,[5] aber bereits 1923 erwarb die chemisch-pharmazeutische Fabrik J.D. Riedel AG in der Hochphase der Inflation für 40 Mio. Papiermark alle Anteile an der Firma Eugen de Haën Aktiengesellschaft.[6]

1928 wurden beide Chemieunternehmen zur „J. D. Riedel – E. de Haën AG“ mit Sitz in Berlin fusioniert.[7]

Während des Zweiten Weltkriegs wurden bei de Haën in Seelze zahlreiche Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt.[8]

1943 erhielt das Unternehmen den heutigen Namen „Riedel-de Haën AG“. Wegen der Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg wurde 1948 der Unternehmenssitz von Berlin-Britz nach Seelze bei Hannover verlegt.

1955 wurde die Aktienmehrheit von den Cassella Farbwerke Mainkur in Frankfurt am Main übernommen. Durch Rationalisierung und Produktionsausweitung wurde das Werk Seelze zum Hauptwerk der Riedel-de Haën AG.

1995 wurde die Firma geteilt, der Laborchemikalien-Bereich wurde an Sigma-Aldrich verkauft, der Industriechemikalien-Bereich an Honeywell.

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

Commons: Eugen de Haën – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Angelegenheiten des Vereines. In: Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. Band 14, Nr. 5, Mai 1870, S. 321.
  2. Chemische Fabrik Dr. Eugen de Haen & Cie., Falkenstr. 9 in Linden.
  3. Bericht zur vertieften Recherche für „Chemische Fabrik Eugen de Haen“ in Hannover List (Memento vom 14. September 2014 im Internet Archive) (PDF; 55 kB) vom 29. September 2008.
  4. Chronologie der Umgestaltung des Lister Firmengeländes@1@2Vorlage:Toter Link/www.altlasten-hannover.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
  5. Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein: Hannover Chronik: Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Zahlen. Daten. Fakten. Schlütersche, 1991, ISBN 3-87706-319-5, S. 157 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Historie J. D. Riedel AG 1770 bis 9. Juli 1928.
  7. 175 Jahre Riedel-de Haën 1814–1989, Firmendruckschrift 1989 für Mitarbeiter, S. 8–24.
  8. Zwangsarbeiter/innen und Kriegsgefangene in Seelze und Letter während des 2. Weltkriegs aus: Norbert Saul (Red.): Woher wir kommen. Seelzer Lebensgeschichten, herausgegeben vom Museumsverein Seelze in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Seelze, Seelze 2007, S. 56–59. auf der Website des Arbeitskreises Regionalgeschichte
  9. 2009 wurden auf dortigen Grundstücken chemische und radioaktive Belastungen festgestellt.
  10. in deren Folge eine öffentliche Diskussion um die Sanierung der Altlasten und deren Kostenübernahme durch Stadt, Rechtsnachfolger oder Grundstückseigentümer geführt wurde. 2012: die Sanierung läuft; der Streit über die Kostenlast geht aber weiter.
  11. De-Haën-Platz: Sanierungsarbeiten sind angelaufen. In: fd-regionhannover.de. 20. August 2012, abgerufen am 12. Juli 2017.