Élisabeth Burnod

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Élisabeth Louise Cécile Burnod (* 11. August 1916 in Morges; † 6. Mai 1979 in Lausanne[1]) war eine Schweizer Schriftstellerin der französischsprachigen Schweiz.

Leben

Jugend und Pariser Jahre

Élisabeth Burnod wurde 1916 in Morges[2] am Genfersee als Tochter des als sehr gebildet geltenden Primarschullehrers Félix Francois Burnod (1891–1945) und der Fanny Elisa Jeanneret († um 1920/25) geboren. Noch im gleichen Jahr zog die Familie nach Berolle am Fuss des Schweizer Jura, wo sie die Primarschule besuchte, an der ihr Vater unterrichtete. Es folgte der Besuch des Collège in Morges, dann der des Gymnasiums in Lausanne.[3] Die deutsche Sprache beherrschte Burnod nur wenig, sehr gut dagegen die englische. Sie war katholisch und liess auch ihre Kinder katholisch taufen.[4]

Nach dem Schulbesuch[5] arbeitete sie kurzzeitig bei Radio Suisse Romande und lebte in Villeneuve.[6] Im Juli 1936 heiratete sie den in Lausanne wohnenden 22-jährigen Franzosen Edmond Kaiser, den späteren Gründer des Kinderhilfswerkes „terre des hommes“. Bereits zwei Monate später zog sie mit ihrem Mann nach Paris, wo sie 1937/1938 mit Beiträgen in der Zeitschrift La Phalange schriftstellerisch in Erscheinung trat. 1943 verfasste sie in Paris ihren Roman Florentine, den sie Claudine Cantacuzène[7] widmete. Der Geburt ihrer Tochter Myriam 1937 folgte 1939 die ihres Sohnes Jean-Daniel, genannt „Jani“, der im März 1941 durch einen Unfall ums Leben kam.[8]

Kollaboration wider Willen? (1943–1944)

Im September 1943, als ihre Tochter Myriam in der Schweiz lebte, kam es in der Wohnung ihres in der Pariser Résistance tätigen Mannes Edmond Kaiser zu einem Treffen mit dem deutschen Geheimagenten Erwin Streif. Kaiser bat Streif, der sich unter dem Decknamen Marcel Stael als Mitglied des britischen Geheimdienstes ausgab, Élisabeth Burnod nach Lille mitzunehmen, da sie Paris verlassen müsse.[9]

Anfang 1944 wurde Burnod von Streif dem V-Mann-Führer Feldwebel Friedrich Topp von der Abwehrstelle Arras vorgestellt, der sich gegenüber Burnod als Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes mit dem Namen Alfred Lambert, geboren in Oran/Irland ausgab. Streif behauptete, Burnod werde von der deutschen Polizei verfolgt. Burnod willigte ein, als "Ehefrau" Topps unter dem Decknamen Diana Lambert in Résistance-Netzen für den angeblichen britischen Geheimdienst tätig zu werden. Ihr „Ehemann“ Alfred Lambert, der – laut späterer Aussage Topps – auch ihr Geliebter wurde, brachte sie mehrfach mit dem Auto von Lille über Hazebrouck nach St. Omer, wo sie sich – vornehmlich im Raum Wizernes (La Coupole) – nach Transportwegen für die V1- und V2-Waffen erkundigte und Topp regelmässig Bericht erstattete. Nach Angaben Topps kannte Burnod spätestens im April 1944 seine wahre Identität, ohne dass sich ihre Berichte danach geändert hätten. Im Mai oder Juni 1944 mietete Topp in Tourcoing für sie ein Appartement in der Rue Carnot, in dem sie im Juni oder Juli noch von ihrem Mann Edmond Kaiser besucht wurde.[10]

Familienleben in Lausanne und am Bodensee (1945–1947)

Ehemalige Villa Kaiser in Lausanne

Nach der Befreiung Frankreichs durch die Alliierten kehrte Burnod zunächst nach Lausanne zurück, wo sie mit ihrer Tochter Myriam in der „Villa Kaiser“, Chemin de Langueroc 10, wohnte. Im Juni 1945 publizierte sie Gedichte in der humanistisch-antifaschistischen Zeitschrift Suisse contemporaine[11] und 1946 ihren ersten Roman Le Miracle des violettes, in dem sie prosaisch umschrieben ihr Leben in der Pariser Künstlerszene und ihre Beziehung zu dem deutschen Geheimagenten alias Lambert autobiografisch verarbeitete.

Auf Wunsch ihres Mannes zog sie mit ihrer Tochter Anfang 1946 in dessen Villa am Bodensee bei Konstanz, wo Edmond Kaiser als Offizier der französischen Besatzung tätig war.[12] Dort wurde sie wegen ihrer Zusammenarbeit mit einem Deutschen Anfang 1947 gemeinsam mit ihrem Mann verhaftet; das Verfahren gegen sie wurde aber wenig später eingestellt.[13]

Emanzipation und Feminismus

Im Juli 1949 kehrte sie in ihre Heimat, den Schweizer Kanton Waadt zurück, und wohnte zunächst in Lausanne.[14] Ende 1950 zog sie in das benachbarte Pully.[15] Bereits 1948 hatte sie sich von Edmond Kaiser getrennt,[16] der ihr 1951 sein 1941 begonnenes lyrisches Werk Le Mémorial d’une poupée widmete, in dem er den Tod des Sohnes zu verarbeiten suchte.[17] Drei Monate nach ihrer Scheidung erhielt sie in Villeneuve wieder das Schweizer Bürgerrecht, blieb aber in Pully, wo sie im Januar 1953 ein Appartement im Haus Chemin du Villardier 27 bezog, das sie bis zu ihrem Tod bewohnte.[18] Nach der Veröffentlichung ihrer beiden ersten Romane war sie von 1949 bis 1978 zunächst als Sekretärin, dann als Attachée de Presse des Comptoir Suisse, der nationalen Verbrauchermesse, in Lausanne tätig.[19] 1976 lebte sie mit einem von ihr adoptierten, um 1960 geborenen Jungen in Pully.[20]

Trotz ihres Zerwürfnisses mit ihrem Ehemann[21] brach auch nach ihrer Scheidung der Kontakt zu Edmond Kaiser nicht ab, der sie u. a. 1973 in der Todesanzeige für seine Mutter Louise Chrostmann nannte, an ihrem Totenbett im Krankenhaus anwesend war und für ihre Bestattung sorgte.[22]

Bedeutung ihres Romanwerks

In den 1960er und 1970er Jahren gehörte Élisabeth Burnod zu den bekanntesten Schriftstellerinnen der französischsprachigen Schweiz. Für ihren Roman Ornements pour la solitude erhielt Burnod 1964 den Prix d’Alliance culturelle romande.[23] Durch die finanzielle Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia konnte sie 1970 fünf Monate lang ihre berufliche Tätigkeit unterbrechen und sich der Arbeit an ihrem Roman Le Vent d’Août widmen.[24] Für ihr literarisches Lebenswerk erhielt sie 1975 den Prix des écrivains vaudois.[25]

1979 zählte die Schriftstellerin Mireille Kuttel Burnod zu den „grossen Frauen“ der französischsprachigen Literatur der Schweiz und lobte ihre fehlerlose stilistische Eleganz, die Klarheit und Ausstrahlung ihres Werkes.[26] Kritisch dagegen fiel 1998 die Bewertung durch Cathérine Dubuis in der Histoire de la litérature en Suisse romande aus: 1963 habe Burnod in ihrem Roman Les Arrangeurs stilistisch eindrucksvoll das vergebliche Aufbegehren eines Mädchens gegen die Zwänge ihrer bürgerlichen Umgebung beschrieben. In den folgenden Romanen aber habe sie sich bedauerlicherweise bürgerlichen Konventionen angepasst und nur solche Frauen als Heldinnen dargestellt, die sich den gesellschaftlichen Normen unterwerfen und damit ihr eigenes Leben aufgeben. Obwohl Burnod also die Sehnsucht der jungen Frauen nach einem freien, selbst bestimmten Leben nicht in eine gegen die maskuline Vorherrschaft gerichtete Revolte, sondern in der Einsamkeit einer bürgerlichen Ehe münden lässt, wurde sie von der feministischen Bewegung der Schweiz am Ende der 1970er Jahre durchaus als Vorbild angesehen.[27]

Werke

  • Le Pont du Nord. Novellen. Éditions de Kogge, Brüssel 1943.
  • Le Miracle des violettes. Roman. Jeheber, Genf/Paris 1946.
  • Florentine. Roman. Jeheber, Genf/Paris 1949. (Verfasst in Paris 1943).
  • Agnès et le cercle intime. Roman. Jeheber, Genf/Paris 1955.[28]
  • Les Arrangeurs. Roman. Spes, Lausanne 1963.
  • Ornements pour la solitude. Roman. Spes, Lausanne 1964.[29]
  • Chefs-d’oeuvre des collections suisse. De Monet à Picasso. Palais de Beaulieu, Lausanne, du 1er mai au 25 octobre 1964. Guide officiel de l'Exposition. Lausanne 1964.
  • La Femme disparue. Roman. Spes, Lausanne 1966. (Roman).
  • Lausanne. Ch. Veillon, Lausanne 1967. (Mit René Creux; englisch von Eduard H. Steenken).
  • Livre d’Or. 50 ans Comptoir sisse. Marguerat, Lausanne 1969. (Mit Hanspeter Schmidt, deutsch von Eduard H. Steenken: Goldenes Buch. 50 Jahre Comptoir Suisse.).
  • Le Vent d’Août. Roman. Édition du Panorama, Paul Thierrin, Bienne 1970.
  • Le Dimanche papouadan. Roman. Édition du Panorama, Bienne 1976.

Beiträge für Radio Suisse Romande:[30]

  • Une constante collaboration.
  • Iris ou la message des dieux.
  • Au banc d’essai.
  • Visa pour mon pays.

Literatur

  • Michelle Kuttel: Une grande Romancière n’est plus. In: Information culturelle SPS, 26. November 1979. (Unkritische Laudatio auf das Werk Burnods.)
  • Schriftstellerinnen und Schriftsteller der Gegenwart: Schweiz. (Red.: Grégoire Boulanger). Aarau 1988, ISBN 3-7941-2933-4, S. 277.
  • Henri-Charles Dahlem: Élisabeth Burnod. In: Dictionnaire des écrivains suisses d’expression française. (Hg.: Alain Nicollier, Henri-Charles Dahlem.) Genf 1994, ISBN 2-88115-012-8, Bd. 1, S. 150–151. (Auszug aus der Laudatio Kuttels).
  • Cathérine Dubuis: Du roman bougeois au roman engagé. In: Histoire de la litérature en Suisse romande. (Hg.: Roger Francillon.) Bd. 3: De la Seconde Guerre aux années 1970. Lausanne 1998, hier S. 319. (Kurze kritische Bewertung der Romane Burnods).
  • Franz Josef Burghardt: Spione der Vergeltung. Die deutsche Abwehr in Nordfrankreich und die geheimdienstliche Sicherung der Abschussgebiete für V-Waffen im Zweiten Weltkrieg. Eine sozialbiografische Studie. Schönau 2018. ISBN 978-3-947009-02-2.
  • Franz Josef Burghardt – Daniela Topp-Burghardt, Amours sous les Armes Secrètes d'Hitler. Les agents du contre-espionnage allemand pour la sécurité des armes-V et leurs amies françaises dans le Nord de la France 1943/44, Paris 2021 ISBN 978-2-322-37966-8.

Weblinks

  • Élisabeth Burnod, Biografie und Bibliografie auf Viceversa Literatur
  • Jaqueline Thévos: Élisabeth Burnod. In: Femmes suisses et le Mouvement féministe, Organe officiel des informations de l’Alliance de Sociétés Féminines Suisses, 64, Nr. 2 (Feb. 1976). doi:10.5169/seals-274442 (Interview, mit Bild)
  • Les lettre4s vaudoises en deuil, Élisabeth Burnod n’est plus. in: Nouvelle Revue de Lausanne vom 8. Mai 1979 (mit Bild).

Einzelnachweise

  1. Ihre Leiche wurde im Centre funéraire de Montoie in Lausanne verbrannt; Archives commununales de la Ville de Lausanne.
  2. Rue de Lac 17. Diese Strasse ist die heutige Rue Louis-de-Savoie; Archives commununales de Morges.
  3. Der Vater wurde 1924 nach Nyon versetzt und heiratete in zweiter Ehe Louise Dubrit. Aus der ersten Ehe gingen offenbar keine weiteren Kinder, aus der zweiten Ehe zwei weitere Töchter (Rose-Marie und Josette) hervor; ATS Burnod-Dubrit, Fèlix, und ATS BURNOD, Élisabeth, in: Archives cantonales vaudoises, Chavannes-près-Renens.
  4. Mitteilung eines nahen Familienangehörigen.
  5. Ob Burnod die Matura (Abitur) erreichte, ist nicht bekannt. Nach eigenen, wohl autobiographischen Angaben in ihrem Roman Le Miracle des violettes verliess sie die Schule bereits im Alter von 15 Jahren.
  6. In der Anzeige zu ihrer Verlobung im Juni 1936 wird Villeneuve als ihr Wohnort angegeben; Zeitung 24heures vom 16. Juni 1936, Archives communales de la Ville de Lausanne
  7. Die Widmung erfolgte „in tiefer Zuneigung“ (en profonde affection). Claudine Cantacuzène stammte aus einer rumänischen Linie der spätmittelalterlichen byzantinischen Herrscherdynastie Kantakuzenos, ihr Grossvater Gogu C. (1845–1898) war rumänischer Finanzminister; Jean Michel Cantacuzène: Mille ans dans les Balkans. Chronique des Cantacuzènes dans la tourmente des siècles. Paris 1998, ISBN 2-86496-054-0. S. 375–376. Die dortige Stammtafel (S. 439) auch in: Arbre généalogique de la famille Cantacuzino – Cantacuzène.
  8. Christophe Gallaz: Entretiens avec Edmond Kaiser, Fondateur de terre des Hommes, Confondateur de Sentinelles. Éditions Favre, Lausanne 1998, ISBN 2-8289-0549-7, S. 143–144. Der kleine Sohn „Jani“ war in eine laufende Waschmaschine gestürzt; ebd. S. 23–24.
  9. Aussage Erwin Streifs bei seinem Verhör durch die Amerikaner; TNA, Kew, KV 2/2850 (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)
  10. Zu Topp ausführlich: Burghardt, Spione der Vergeltung, S. 158–166. Zur Zusammenarbeit zwischen Topp und Burnod auch ebd. S. 23–24. Ihr Verhältnis zu Topp alias Alfred Lambert verarbeitete Burnod teilweise in ihrem Anfang 1946 erschienenen Roman Le Miracle des violettes. Topp war 1945–1947 Gefangener im englischen Internierungslager Recklinghausen-Hillerheide.
  11. Suisse contemporaine
  12. Diese Lebensphase am Bodensee schildert Burnod ausführlich in ihrem 1955 erschienenen Roman Agnes et le cercle intime.
  13. Burnod selbst bestritt später nicht, in der Annahme, für den englischen Geheimdienst tätig zu sein, mit einem deutschen Geheimagenten zusammengearbeitet zu haben. Doch habe sie diese Tätigkeit sofort abgebrochen, als sie dessen wahre Identität erkannt habe. Ihr Ehemann Kaiser war von der Richtigkeit dieser Aussage immer fest überzeugt; Mitt. eines nahen Familienangehörigen.
  14. Sie wurde als Büroangestellte bezeichnet und wohnte am Chemin des Allières 10 bei einer Familie Kalteneich; Einwohnerkontrolle, Archiv communales de la Ville de Lausanne. Nach eigenen Angaben hielt sie sich 13 Jahre lang, also 1936 bis 1949 in Frankreich auf; Interview mit J. Thévos.
  15. Chemin du Liaudoz 32; Einwohnerkontrolle, Archives communales de la Ville de Pully.
  16. Gallaz. S. 144. Die offizielle Scheidung folgte erst am 8. Januar 1952; Einwohnerkontrolle, Archives communales de la Ville de Lausanne.
  17. Wie sehr Burnod auch Ende der 1960er Jahre noch unter dem Verlust ihres Sohnes litt, brachte die Lektorin der Édition du Panorama in ihrem Tagebuch zum Ausdruck: Burnod habe ihr zusammen mit dem Manuskript ihres Romans Le vent d’Août ein Exemplar des Buches von Kaiser zugesandt. Die Lektorin wunderte sich, dass Burnod nach ihrer Scheidung eine solche Widmung akzeptiere. Burnod, die von der Kulturstiftung Pro Helvetia mit der Hälfte der Druckkosten unterstützt worden sei, klammere sich an ihre Arbeit, „um nicht des Hungers zu streben und nicht die Stimme zu hören, die sie tötet“; Berthe Bochet-Ramuz: Bilan d’une vie. Lausanne 1989, S. 163–164.
  18. Bürgerrecht und Reintegration in den Kanton Waadt laut Beschluss des Conseil d’État vom 24. März 1952; Einwohnerkontrolle, Archives communales de la Ville de Pully.
  19. Als Attachée de presse hatte sie für die jährlichen Messeveranstaltungen des Comptoir suisse Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten und möglichen Ausstellern sowie zu zugehörige Pressearbeit zu pflegen.
  20. Interview mit J. Thévos.
  21. Ob die Aussage der stark autobiographischen Züge tragenden Anni in Burnods Roman Le Miracle des violettes (1946) über deren Ehemann (Er war nicht brutal, er war ein Idiot!) tatsächlich Edmond Kaiser betraf, muss offenbleiben.
  22. Mitteilung eines nahen Familienangehörigen.
  23. Ernst Bollinger: Alliance culturelle romande. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 4. Mai 2001, abgerufen am 7. Juli 2019.
  24. Ein Dossier „Literarische Aufträge 1968“ mit Unterlagen zu diesem Förderbeitrag der Stiftung Pro Helvetia befindet sich im Schweizer Bundesarchiv unter E9510.6#1991/51#654
  25. Liste der Preisträger des Prix des écrivains vaudois (Memento vom 20. Dezember 2013 im Internet Archive)
  26. Kuttel: Une grande romancière niest plus.
  27. Interview mit Burnod in der Zeitschrift der Alliance de Sociétés Féminines Suisses 1976. doi:10.5169/seals-274442
  28. Der Roman beschreibt in der Rahmenhandlung das trostlose Leben der etwa 35-jährigen Agnès in einer Villa am Bodensee in der Nähe von Konstanz, die sie gemeinsam mit ihrem Mann Bernard (Offizier der französischen Besatzung) und ihrer Tochter 1945/46 bewohnt. Bernard, der die deutsche Musik und Literatur sehr schätzt und der Meinung ist, dass die Deutschen nun keine Nationalsozialisten mehr seien, pflegt ungeniert ein Verhältnis mit der jungen Sängerin Reine, während seine Gespräche mit Agnès nur formal und häufig zynisch sind. Als im November 1946 ihr ehemaliger Geliebter, der Engländer Laurie, in Begleitung von zwei Offizieren aus der britischen Besatzungszone erscheint, verbringt Agnès gegen den Protest Bernards einen Tag mit ihm. Ausführlich wird der Lebensweg der Protagonistin dargestellt: ihre Kindheit und Jugend, ihre erste Liebesaffäre und ihre frühe Heirat mit Bernard, mit dem sie sofort nach Paris zieht, wo sie in ärmlichen Verhältnissen lebt und eine Tochter zur Welt bringt. Schon nach kurzer Zeit kommt es zur völligen Entfremdung der Eheleute, und als Bernard beim Einmarsch der deutschen Truppen untertaucht, versucht Agnès zunächst, ihren Lebensunterhalt als Sekretärin zu bestreiten, schliesst sich dann der Résistance an und kehrt in die Schweiz zurück. Von dort aus wird sie von Bernard nach Konstanz gerufen.
  29. Nach eigenen Angaben begann Burnod bereits 1947 mit diesem Roman, der – so ein Zeitungskommentar vom 1. Dezember 1964 – zwar keine Autobiografie ist, aber "gewisse Analogien mit dem Leben der Autorin" zeigt. Die Handlung spielt in "Marolle in der Nähe von Paris" (wohl Marolles-en-Brie bei Villecresnes), "wo der Sohn Élisabeth Burnods ruht"; Zeitungsausschnitt unbekannter Herkunft Élisabeth Burnod lauréate du Prix de l'Äalliance culturelle romande, in: ATS BURNOD, Élisabeth, Archives cantonales vaudoises, Chavannes-près-Renens.
  30. Kuttel: Une grande romancière n’est plus. Thévos: Élisabeth Burnod. doi:10.5169/seals-274442